Bettwanze in einer Glasröhre
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Bettwanzen in Paris: Was Urlauber beachten sollten

Bettwanzen in Paris: Was Urlauber beachten sollten

Bettwanzen sind gerade einmal so groß wie ein Apfelkern, aber in Frankreich derzeit ein Riesenthema. Dabei sind die Tierchen in vielen Ländern heimisch. Reisende sollten sich ihr Bett genau anschauen und darauf achten, wohin sie ihren Koffer stellen.

Sie sind rotbraun und nüchtern vier bis fünf Millimeter lang; vollgesogen können sie bis zu neun Millimeter groß sein: Bettwanzen. Die kleinen Blutsauger mit dem wissenschaftlichen Namen Cimex lectularius sind in Frankreich gerade ein Riesenthema. Am Freitag berieten Politiker, wie ein knappes Jahr vor den Olympischen Sommerspielen in Paris den Plagegeistern, die inzwischen in der Pariser Metro, in TGV-Zügen, in Kinos und Schulen gesichtet worden sein sollen, der Garaus gemacht werden kann.

Premierministerin Élisabeth Borne berief ein Ministertreffen ein, um über die Krise zu beraten. Verkehrsminister Clément Beaune traf mit Transportunternehmen zusammen, um einen Plan zur Überwachung und Desinfizierung aufzustellen.

"Es gibt keine erneute Zunahme an Fällen", betont Beaune. 37 aus Bussen, U-Bahnen und Zügen gemeldete Fälle hätten sich als haltlos erwiesen – ebenso wie in sozialen Medien verbreitete Videos von winzigen Tierchen, die sich vermeintlich in einem Schnellzug in einen Sitz graben.

Spürhunde untersuchen Kinosäle

Bislang hat auch die französische Bahngesellschaft SNCF die Präsenz von Bettwanzen in Zügen nicht bestätigt. Allerdings wurden wegen Wanzenbefalls bereits zwei Schulen in Marseille und in der Nähe von Lyon vorübergehend geschlossen. Mehrere Kinobetreiber haben in den vergangenen Wochen Spezialisten angefordert, um die Kinosäle mithilfe von Spürhunden zu untersuchen. Manche sprechen von einer nationalen Psychose. Fakt ist aber: Nach einer im Juli veröffentlichten Studie sind elf Prozent aller Haushalte in Frankreich betroffen – unabhängig vom sozialen Milieu. "Es ist absolut kein Hygieneproblem", erklärt der Entomologe Jean-Michel Bérenger von der Universitätsklinik in Marseille. "Das Einzige, was (Bettwanzen) interessiert, ist menschliches Blut. Ob man auf einer Müllkippe lebt oder in einem Palast, ist ihnen egal."

Bettwanzen sind auf dem Vormarsch

Die Blutsauger waren in den 1950er Jahren weitgehend verschwunden. Seit rund drei Jahrzehnten sind sie aber wieder zunehmend präsent. "Der Befall ist in den letzten Jahrzehnten wieder gestiegen, zu Corona-Zeiten war es kurz etwas weniger", sagt Kai Scheffler vom Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband gegenüber BR24. Statistiken gibt es nicht. Fälle von Bettwanzen wie in der Pariser U-Bahn sind Scheffler in Deutschland aber nicht bekannt. Befördert wird die Zunahme der Insekten unter anderem durch Reisen, das Kaufen von Second Hand-Mode und die wachsende Resistenz der Tierchen gegen Insektizide.

Ungewünschtes Mitbringsel aus dem Urlaub

Bettwanzen sind inzwischen echte Kosmopoliten - die nachtaktiven Tiere krabbeln nicht nur durch Paris, sondern weltweit durch zahlreiche Städte. In vielen US-Städten sind Bettwanzen zu einer regelrechten Plage geworden und auch die eine oder andere Berghütte in den Alpen war schon betroffen. So gab es zum Beispiel 2019 in mehreren Unterkünften des DAV Bettwanzen-Alarm – meist eingeschleppt über Schlafsäcke. In einem Flyer des Deutschen Alpenvereins heißt es zum Beispiel: "Verschließen Sie Ihren Rucksack in der Hütte grundsätzlich und bewahren Sie ihn in größtmöglicher Entfernung zum Schlafplatz auf."

"Je mehr eine Unterbringungsmöglichkeit frequentiert wird, umso höher ist die Gefahr eines Befalls", betont Schädlingsbekämpfer Scheffler. Deshalb werden Schädlingsbekämpfer in Ballungsgebieten wie Berlin oder München mit vielen Reisenden und Hotels häufiger gerufen als in kleineren Orten, sagt der Experte.

Bettwanzen in Hotels aller Preis- und Qualitätsklassen

Nach Angaben des Münchner Gesundheitsreferats finden sich Bettwanzen "mittlerweile in Beherbergungseinrichtungen aller Preis- und Qualitätsklassen und sind in der Regel kein Problem, das auf mangelnde Hygiene zurückzuführen wäre". Da es sich beim Bettwanzenbefall nicht um einen meldepflichtigen Tatbestand gemäß den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes handle, werden die Fälle demnach aber nicht systematisch erfasst.

Bisse oft in einer Reihe angeordnet

Der Biss der Parasiten kann einen starken Juckreiz auslösen. Meist beißen sie mehrmals und saugen Blut, bis sie satt sind. Die Bisse sind oft in einer Reihe oder in einer Gruppe angeordnet. Wanzen sind zwar eklig, übertragen nach derzeitigem Wissensstand aber keine Krankheiten. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist die Wahrscheinlichkeit, mit Bettwanzen in Kontakt zu kommen, im Allgemeinen sehr gering. Im Urlaub im In- und Ausland sei beim Bezug von Quartieren jedoch grundsätzlich anzuraten, einen kritischen Blick auf die Betten zu werfen.

Vorsicht bei Resten von Häutungen

Touristen sollen - so raten Experten - Betten von Hotels und Ferienwohnungen genau anschauen. Reste von Häutungen sowie schwarze punktförmige Exkremente, zum Beispiel an Matratzen, deuten auf einen Befall hin. Doch die Tierchen verstecken sind nicht nur in Betten, sondern auch unter Teppichen, hinter Bilderrahmen, Lichtschaltern und Steckdosen. Auch Koffer sollten nicht auf Hotelbetten gestellt werden, sonst könnten Wanzen hinein krabbeln und mitreisen. Frische und gebrauchte Wäsche sollte in geschlossenen Behältnissen aufbewahrt werden.

Reisegepäck in der Badewanne auspacken

"Sofern der Verdacht besteht, dass sich Bettwanzen eingenistet haben könnten, sollte das Reisegepäck zu Hause in der Badewanne oder Duschkabine ausgepackt werden. Auf hellen Oberflächen lassen sich Bettwanzen gut als punktförmige Partikel erkennen", rät das Gesundheitsreferat München. Im Verdachtsfall sollte auch die ungetragene Wäsche möglichst bei 60 Grad gewaschen werden.

Hat man die sechsbeinigen Plagegeister erst einmal in die eigene Wohnung eingeschleppt, sind sie sehr schwer wieder loszuwerden. Auch wenn man die Krabbler nicht sofort sieht, Experten erkennen einen Befall an dem typisch süßlichen Geruch. Der Geruch entstammt Drüsen und soll Feinde abwehren. Eine Bekämpfung erfolgt durch hochwirksame Insektizide, die Behandlungen müssen meist wiederholt werden, heißt es auf der Webseite des Umweltbundesamts. Zudem können befallene Räume mit speziellen Öfen auf 50 bis 60 Grad aufgeheizt werden, um die Insekten zu bekämpfen.

Bettwanzen kommen lange ohne Blut-Mahlzeit aus

Die Tierchen sind echte Überlebenskünstler – sie können ein Jahr lang ohne Mahlzeit überleben. Ohne Blut "können sie ihren Stoffwechsel herunterfahren und nur auf uns warten", erklärt der Entomologe Bérenger. In seinem Labor in Marseille züchtet er Bettwanzen. Das Kohlendioxid, das jeder Mensch beim Ausatmen abgibt, "reaktiviert sie (…) und sie kommen zurück, um zu beißen".

Die sozialen Medien in Frankreich sind voll mit zum Teil ziemlich gruseligen Bildern, die Menschen posten, wenn sie die Insekten irgendwo entdeckt haben wollen. Angesichts der erwarteten Besucherscharen zu den Olympischen Sommerspielen soll alles getan werden, um einen Imageschaden zu vermeiden. "Wir wollen die Touristen in den besten Bedingungen empfangen", mahnte der Abgeordnete Robin Reda.

Verkehrsminister Beaune äußert sich unterdessen hoffnungsvoll, dass Maßnahmen ergriffen werden können, um die Menschen zu beruhigen. Aber er räumt auch ein: "Diese Bettwanzen sind die Hölle."

Mit Informationen von AFP und AP

Zum Video: Eine Plage von Bettwanzen soll die französische Hauptstadt fest im Griff haben.

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Dieser Artikel ist erstmals am 05. Oktober 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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