Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dazu aufgerufen, an den Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg und der NS-Diktatur ungeachtet aller Anfechtungen konsequent festzuhalten. "Wir wissen, wohin Abschottung führt, wohin aggressiver Nationalismus, Verachtung von demokratischen Institutionen führt. So haben wir in Deutschland schon einmal die Demokratie verloren", sagte er in einer Gedenkstunde des Bundestags zum Kriegsende vor 80 Jahren.
Steinmeier würdigt Rote Armee und kritisiert Putin
Steinmeier kritisierte den russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf. Der Kreml verbreite "Geschichtslügen", wenn er seinen Krieg gegen die Ukraine als "Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus" deklariere, sagte Steinmeier am Donnerstag. "Putins Angriffskrieg, sein Feldzug gegen ein freies, demokratisches Land, hat nichts gemein mit dem Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg."
Der Bundespräsident würdigte in seiner Rede den Beitrag der Roten Armee – von "Russen, Ukrainern, Weißrussen, allen, die in ihr gekämpft haben" – zur Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. "Mindestens 13 Millionen dieser Soldaten und noch einmal so viele Zivilisten verloren ihr Leben. Die Rote Armee hat Auschwitz befreit. All das vergessen wir auch nicht."
Mit seinen "Geschichtslügen" beschönige Putin jedoch "imperialen Wahn, schweres Unrecht und schwerste Verbrechen", sagte Steinmeier weiter. "Die Befreier von Auschwitz sind zu neuen Aggressoren geworden." Zu der Gedenkstunde im Parlament waren die Botschafter von Russland und Belarus nicht geladen.
Steinmeier beklagte außerdem den "Wertebruch" der USA unter Präsident Donald Trump. Dass sich ausgerechnet die Vereinigten Staaten, welche die internationale Nachkriegsordnung auf Basis des Völkerrechts "maßgeblich mitgeschaffen und geprägt haben, von ihr abwenden, ist eine Erschütterung von ganz neuem Ausmaß", sagte Steinmeier.
"Wer Gutes für dieses Land will, der schützt das Miteinander, den Zusammenhalt und den friedlichen Ausgleich von Interessen. Das erwarte ich von allen Demokratinnen und Demokraten in diesem Land." Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Klöckner erinnert an Leid von Frauen
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hob in ihrer Rede das Leid der Frauen und Mädchen hervor. "Sie sind häufig die übersehenen Opfer eines jeden Krieges", sagte Klöckner bei der Gedenkstunde im Bundestag. Auch in Deutschland hätten sie "viel Leid ertragen, sexuelle Übergriffe, im und auch nach dem Krieg".
"Natürlich waren Frauen im Zweiten Weltkrieg nicht frei von Schuld", führte die Bundestagspräsidentin aus. Dennoch müsse ihnen im Gedenken an die Gräuel des Krieges Raum gegeben werden. Klöckner betonte "auch die unglaubliche Kraft, mit der diese Frauen ums Überleben kämpften und entscheidend zum Wiederaufbau beitrugen".
8. Mai ist Tag der Befreiung
Zuvor hatten Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die Vertreter weiterer Verfassungsorgane dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer Kranzniederlegung gedacht. Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurden die Feierlichkeiten am Vormittag mit der Kranzniederlegung am Baudenkmal Neue Wache fortgesetzt.
In Europa wird der 8. Mai als Tag der Befreiung gefeiert. Damit wird an die Kapitulation Nazi-Deutschlands gegenüber den Streitkräften der westlichen Alliierten und der Sowjetunion im Jahr 1945 erinnert. Diese beendete den Zweiten Weltkrieg auf dem Kontinent. Das Gedenken in Berlin hatte am Vormittag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und einer Kranzniederlegung in der Neuen Wache begonnen.
"München liest aus verbrannten Büchern" auf dem Königsplatz
Am Samstag jährt sich die Bücherverbrennung von München zum 92. Mal. Zum Gedenken an die Autorinnen und Autoren, deren Werke von Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 auf dem Münchner Königsplatz verbrannt wurden, findet am Samstag wieder die gleichnamige Lesung statt. Rund 100 Männer und Frauen lesen dabei von 11 bis 18 Uhr auf dem Königsplatz aus Büchern von Erich Kästner, Ödön von Horváth, Nelly Sachs, Anna Seghers und vielen anderen, heißt es seitens der Veranstalter. Schirmherr ist Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Mit Informationen von dpa und AFP
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