Malachias von Armagh war ein irischer Erzbischof und Heiliger, dem geheimnisvolle Weissagungen zugeschrieben werden.
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Malachias von Armagh war ein irischer Erzbischof und Heiliger, dem geheimnisvolle Weissagungen zugeschrieben werden.

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"Malachias-Weissagung": Ist der nächste Papst der letzte?

"Malachias-Weissagung": Ist der nächste Papst der letzte?

Mit dem Konklave zur Papstwahl hinter verschlossenen Mauern erwacht auch die Faszination für Mythen. Eine jahrhundertealte Weissagung behauptet, dass der kommende Papst der letzte der Geschichte sein wird. Was steckt dahinter?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Vormittag am .

Der Legende nach stammt die Weissagung vom irischen Mönch Malachias, später Erzbischof von Armagh. Im 12. Jahrhundert soll er eine Liste von 112 kurzen, rätselhaften Leitsätzen zu künftigen Päpsten verfasst haben. Zählt man richtig durch, dann wäre der Papst, der auf Franziskus folgt, der letzte in der Reihe. Dieser letzte der Malachias-Liste soll den Namen Petrus Romanus tragen – Peter der Römer. Er werde, so die Weissagung, "die Schafe in großer Bedrängnis weiden", bevor die "siebenhügelige Stadt" – ein Verweis auf Rom – zerstört werde. Dann, heißt es, werde ein "furchtbarer Richter" erscheinen.

Kirchenhistoriker Ferdinand Müller von der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt: "Hier deutet sich das Ende an – ein Kreis, der sich schließt, wenn der letzte Papst denselben Namen trägt wie der erste: Petrus."

Wer könnte "Petrus Romanus" sein?

Einmal angenommen, es ist was dran an dieser Weissagung, dann würde in der Sixtinischen Kapelle ein Mann namens Peter gewählt werden - oder einer, der sich Petrus nennen wird. Drei Kardinäle im aktuellen Konklave tragen den weltlichen Namen Peter: Peter Turkson aus Ghana, Peter Erdö aus Ungarn und Pietro Parolin aus Italien.

Und einmal weiter angenommen, die Weissagung träfe ein, hieße das dann tatsächlich, der kommende Papst würde die lange Reihe der Päpste beenden? Nicht unbedingt, so die Historiker, denn die Zählung der Päpste ist mehrdeutig. Es ist unklar, ob die Gegenpäpste des Mittelalters mitgezählt wurden - eine Zeitlang regierten zwei oder sogar drei Päpste gleichzeitig und in Konkurrenz. Es wäre also möglich, dass noch einige Päpste folgen müssten, bevor die Weissagung sich erfüllt – sofern man ihr Glauben schenken will.

Ursprung wohl im 16. Jahrhundert

Unabhängig davon, ob die Weissagung zutreffen sollte oder nicht: Viele Historiker zweifeln die Echtheit des Textes aus dem 12. Jahrhundert an. Wahrscheinlicher erscheint es, dass er erst Ende des 16. Jahrhunderts verfasst worden ist. Der Verdacht: Die Weissagung wurde rückwirkend geschrieben, um einem bestimmten Kardinal Vorteile beim damaligen Konklave zu verschaffen. "Der Kandidat war Kardinal Simoncelli aus Orvieto", so Historiker Ferdinand Müller. Das Unternehmen scheiterte, Simoncelli wurde nicht Papst – aber die Liste war nun in der Welt.

Erstaunliche Treffer - Zufall oder nicht?

Wie bei anderen Weissagungen auch besteht die Faszination an dem Text aber darin, dass er mehrdeutig ist - und immer wieder auch Zutreffendes vorhergesagt hat. Der Papst, der in der Liste Pius VI. entspricht, wird als "apostolischer Pilger" bezeichnet – Pius reiste im 18. Jahrhundert bis nach Wien. Der Papst, der in der Weissagung Pius XII. entspricht, wird "pastor angelicus" – engelsgleicher Hirte genannt. Ihm wurde tatsächlich eine mystische Aura nachgesagt. Und über den Papst, der in der Liste Johannes Paul II. entspricht, hieß es, er werde sehr lange im Amt bleiben - auch das ist eingetroffen.

Natürlich alles Spekulation. Die katholische Kirche schweigt zur Malachias-Weissagung. Und macht nicht den Eindruck, man würde davon ausgehen, die aktuelle Papstwahl sei die letzte.

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