Das westliche Ende der Phlegräischen Felder am Golf von Neapel (Symbol- und Archivbild)
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Erdbeben im Mittelmeerraum: Wie sicher ist es dort?

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Erdbeben im Mittelmeerraum: Was heißt das für den Urlaub?

Erdbeben im Mittelmeerraum: Was heißt das für den Urlaub?

Am Dienstag ein Erdbeben in Italien, in der Nacht zu Mittwoch eines in Griechenland, zwischenzeitlich galt sogar eine Tsunami-Warnung. Gibt es aktuell außergewöhnlich häufig Erdbeben im Mittelmeerraum? Und sind Reisen dorthin gefahrlos möglich?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ein Erdbeben der Stärke 4,4 hat im Westen von Neapel am Dienstagmittag für Panik gesorgt. Das Beben galt zwar noch als leicht, die Erschütterungen waren jedoch deutlich spürbar, der Bahnverkehr wurde teils eingestellt und in vielen Schulen der Unterricht unterbrochen.

Heftiger bebte es in Griechenland: Nahe der Insel Kasos wurde in der Nacht zu Mittwoch ein starkes Erdbeben der Stärke 6,1 registriert. Der Erdstoß sorgte auch auf beliebten Urlaubsinseln wie Kos, Rhodos und Kreta für Erschütterungen. Zwischenzeitlich galt eine Tsunami-Warnung.

Aktuell halten sich dort bereits viele Touristen auf - während der Pfingstferien kommen noch mehr Reisende aus Bayern dazu. Viele von ihnen dürften sich jetzt fragen, ob eine Reise sicher ist und was man beachten sollte.

Warum häufen sich die Beben in kurzer Zeit?

Die Erdbeben in Italien und Griechenland hingen nicht zusammen, sagt Corrado Cimarelli vom Lehrstuhl für Mineralogie, Petrologie und Geochemie der Ludwig-Maximilians-Universität München. In Neapel verursachte vulkanische Aktivität in den Phlegräischen Feldern das Beben, in Griechenland waren es tektonische Bewegungen. In beiden Fällen wurden keine Verletzte gemeldet.

Dass in so kurzer Zeit in Europa mehrfach die Erde bebt, überrascht Cimarelli nicht: "Es gibt viel mehr Erdbeben als wir hören oder spüren, überall im Mittelmeer", so der Wissenschaftler. Das liege an tektonisch aktiven und relativ jungen Erdplatten.

"Und deswegen ist viel los. Systeme von Spalten, die sehr aktiv sind, gibt es zum Beispiel in der Türkei, Griechenland und auch Italien." Es sei wahrscheinlich, dass sich künftig weitere starke Erdbeben ereignen. Wo und wann genau könne man jedoch nicht vorhersehen, so Cimarelli. Erdbeben ließen sich nicht zuverlässig prognostizieren.

Wie schätzen Behörden die Lage ein?

Das Auswärtige Amt weist in seinen Reisehinweisen für Italien und Griechenland generell auf die Gefahr von Erdbeben hin. Für Italien spricht es von "zum Teil schweren Erdbeben", die häufiger vorkommen können.

Es gibt aber keine spezifischen Hinweise oder Reisewarnungen aufgrund der Beben der vergangenen Tage. Das Amt empfiehlt auf Anfrage von BR24, sich vor einer Reise ins Ausland auf der Krisenvorsorgeliste ELEFAND (externer Link) zu registrieren.

Was tun bei Erdbeben?

Aber was tun, wenn man in die beliebten Urlaubsregionen reist und ein Erdbeben miterlebt? Das Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ), auf welches das Auswärtige Amt verweist, empfiehlt: Wer sich in einem Gebäude aufhalte, solle unter stabilen Möbeln oder alternativ Türrahmen Zuflucht suchen und sich festhalten.

Von Fenstern sollte man sich wegen der Gefahr durch Glassplitter fernhalten. Und auch wenn das vielleicht der erste Impuls ist, sollte man Gebäude während eines aktiven Erdbebens nicht verlassen. Das Verletzungsrisiko durch herunterfallende Gegenstände ist laut GFZ zu hoch. Die Ausnahme: Man befindet sich am Anfang des Erdbebens an einer Tür, die direkt nach draußen zu einer freien Fläche führt. Treppenhäuser und Fahrstühle sollte man grundsätzlich nicht nutzen.

Im Freien oder im Auto

Wer sich bereits draußen aufhält, sollte laut GFZ eine große freie Fläche aufsuchen, etwa ein Feld oder eine Wiese. Wenn das nicht möglich ist: Ausreichend Abstand zu Bäumen, Straßenlampen, Gebäuden und Brücken halten.

Im Auto soll man am Straßenrand halten und im Auto sitzen bleiben – ebenfalls mit Abstand zu Bäumen, Gebäuden und Co. Nach dem Beben sollte man Brücken und Rampen nicht befahren, sie könnten beschädigt sein.

Wichtig bei Aufenthalten an einer Küste: Bei einem Erdbeben landeinwärts rennen und in möglichst hoch gelegene Gebiete begeben – es besteht die Gefahr eines Tsunamis.

Kann ich meine Reise wegen Erdbeben stornieren?

Naturkatastrophen gelten als unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände. Urlauber, die Pauschalreisen gebucht haben, können laut Verbraucherzentrale (externer Link) vom Vertrag zurücktreten oder die Reise vorzeitig abbrechen. Die Reise muss allerdings durch das Ereignis erheblich beeinträchtigt werden.

Einen Hinweis darauf, ob ein außergewöhnlicher Umstand vorliegt, liefert das Auswärtige Amt. Formelle Warnungen können laut Verbraucherzentrale ein Indiz für das Rücktrittsrecht sein. Aktuell liegen solche Warnungen für Griechenland und Italien nicht vor.

Mit Informationen von AFP

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