Eine Luftaufnahme zeigt zerstörte Gebäude in Antakya.
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Die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien liegt inzwischen bei 21.000 bestätigten Todesopfern.

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Über 21.000 Erdbeben-Tote - Geschwister nach 84 Stunden gerettet

Über 21.000 Erdbeben-Tote - Geschwister nach 84 Stunden gerettet

Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf etwa 21.000 gestiegen. Die Chance, noch Überlebende zu finden, schwindet mit jeder Stunde. Doch zwei Brüder konnten nach 84 Stunden gerettet werden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

  • Zum aktuellen Artikel: "Tausende Erdbeben-Tote: Versorgung der Überlebenden schwierig"

Vier Tage nach dem katastrophalen Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet schwindet die Hoffnung auf letzte Überlebende. Die Zahl der Toten steigt auf etwa 21.000. Nach Angaben von Vizepräsident Fuat Oktay sind in der Türkei inzwischen 18.300 Tote zu beklagen. Die Zahl der Verletzten lag bei mehr als 74.000. Auf syrischer Seite wurden aus den Gebieten, die von der Regierung kontrolliert werden, und aus von Rebellen gehaltenen Regionen mehr als 3.300 Todesopfer gemeldet. Mehr als 5.000 Menschen wurden dort verletzt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat für Freitag Trauerbeflaggung an den obersten Bundesbehörden in Berlin und Bonn angeordnet.

Vermutlich noch Zehntausende weitere Opfer

Alleine in der südosttürkischen Millionenstadt Gaziantep seien 944 von insgesamt mehr als 6.400 Gebäuden zerstört worden. Unter den Trümmern der vielen Tausend eingestürzten Gebäude in beiden Ländern sind vermutlich noch Zehntausende Opfer zu befürchten.

Die Rettungskräfte kämpfen gegen die Zeit. Mit jeder Stunde, die seit dem Erdbeben verstreicht, sinken die Chancen, noch Lebende unter den Trümmern zu finden. Mehr als 100.000 Helfer sind in der Türkei nach Regierungsangaben im Einsatz. Sie werden von Suchhunden unterstützt.

Geschwisterpaar in Südosttürkei gerettet

Doch es gibt auch kleine Wunder: Die Einsatzkräfte haben zwei fünf und elf Jahre alte Brüder in der Südosttürkei nach 84 Stunden aus den Trümmern gerettet. Der elfjährige sei Autist - beide Kinder seien ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete der Sender NTV am Donnerstag. Auf Bildern war zu sehen, wie die Brüder in Wärmedecken gepackt und weggetragen wurden. Die Retter in der Provinz Kahramanmaras hätten zunächst Stimmen gehört und ihre Arbeiten dann auf das eingestürzte Gebäude konzentriert, unter dem die Brüder begraben waren.

Auch aus der Provinz Hatay gab es am Donnerstag gute Nachrichten: Drei Menschen wurden dort nach 84 Stunden unter den Trümmern lebend geborgen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Im stark verwüsteten Antakya im Süden der Türkei konnten Retter am Donnerstag zudem die 16-jährige Melda aus einem eingestürzten Gebäude retten. Die erschöpften Einsatzkräfte fielen sich danach in die Arme, der glückliche Vater von Melda rief ihnen zu: "Gott segne euch, Gott segne euch!"

72-Stunden-Grenze überschritten

In der Nacht zum Donnerstag war die grobe Orientierungsmarke von 72 Stunden überschritten worden, nach deren Ablauf die Überlebenschancen von verschütteten Menschen nur noch als extrem gering eingeschätzt werden. Doch viele Retter und Angehörige wollen das letzte Fünkchen Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. "Überlebenden, die unter den Trümmern eingestürzter Gebäude in der Türkei und Syrien eingeschlossen sind, läuft die Zeit davon", hieß es bei TRT World.

Auch vier Tage nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien finden die Helfer noch immer Überlebende unter dem Schutt. Aber die kleinen Wunder werden seltener, während die Opferzahl steigt.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben, dessen Stärke das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) mit 7,7 angibt, das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Am Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in derselben Region.

Rettungskräfte suchen Verschüttete.
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Die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien liegt inzwischen bei über 20.000 bestätigten Todesopfern.

Mit Händen und Schaufeln werden Trümmer beseitigt

Besonders im Nordwesten Syriens ist die Rettung von Menschen wegen des Mangels an Ausrüstung eine Herausforderung. "Es fehlt uns am Wesentlichen. Wir brauchen große Kräne, um große (Trümmer-)Brocken zu beseitigen. Wir brauchen schwere Ausrüstung, um mit dieser Tragödie umzugehen", sagte Munir Mustafa, stellvertretender Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme.

"Wir nutzen unsere Hände und Schaufeln, um die Trümmer zu beseitigen. Einige von uns haben in den letzten 70 Stunden nicht mehr als sechs Stunden geschlafen", sagte Ubadah Sikra, der die Rettungseinsätze bei den Weißhelmen koordiniert und der inzwischen selbst mit anpackt. "Einige Freiwillige weigern sich, eine Pause zu machen, weil sie versuchen wollen, mehr Leben zu retten." Einige der Freiwilligen würden auch Freunde und Angehörige aus den Trümmern ziehen.

Bisher 8.000 Menschen lebend geborgen

Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt sei es den Rettern in der Türkei trotz der schwierigen Bedingungen gelungen, seit dem Beben vor vier Tagen etwa 8.000 Menschen lebend zu bergen, berichtete der Sender.

Einsatzkräfte haben am frühen Donnerstag eine Mutter mit ihren zwei Kindern nach 78 Stunden unter Trümmern gerettet. Bilder zeigten, wie Helfer die Frau und die Kinder auf einer Liege und in Tragetüchern unter Applaus zum Krankenwagen trugen. Sie hatten in der Provinz Kahramanmaras unter den Trümmern ihres Hauses ausgeharrt. Die Helfer fielen sich in die Arme. Einer sagte dem Sender CNN Türk, er sei glücklich über den kleinen Erfolg. 15 Stunden lang hätten sie daran gearbeitet, die Familie zu befreien.

In der Nacht zu Donnerstag wurde rund 68 Stunden nach den Erdstößen ein Baby aus einem zusammengestürzten Gebäude in der Provinz Hatay gerettet, wie der staatliche Sender TRT World berichtete. Wenige Stunden später sei ein Mann lebend unter den Trümmern desselben Hauses gefunden worden, bei dem es sich wahrscheinlich um den Vater des Kindes handele.

Im Zentrum der Stadt Gaziantep wurden am Donnerstagmorgen gar drei weitere Menschen aus dem Schutt einer Wohnhausruine gerettet. Unter den Helfern brach Jubel aus, viele hatten Freudentränen in den Augen. "Wir hoffen auf noch mehr Wunder", sagte ein Reporter.

Präsident Erdogan räumt "Defizite" ein

Bewohner äußerten aber auch ihren Unmut über das Krisenmanagement der Regierung und monierten, dass Einsatzkräfte nur allmählich einträfen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch "Defizite" im Krisenmanagement nach der Katastrophe eingeräumt. Bei einem Besuch von zwei besonders betroffenen Regionen sagte er allerdings auch, es sei nicht möglich, "auf so ein Erdbeben vorbereitet zu sein".

Weltweit sind inzwischen Hilfsaktionen für die Erdbebenopfer angelaufen. Die EU will Anfang März eine Geberkonferenz für Syrien und die Türkei abhalten.

Weltbank sagt Türkei Milliarden-Hilfe zu

Die Weltbank hat der Türkei unterdessen 1,78 Milliarden Dollar (rund 1,66 Milliarden Euro) an Hilfen zugesagt. "Wir stellen sofortige Hilfe zur Verfügung und bereiten eine schnelle Einschätzung des dringlichen und massiven Bedarfs vor Ort vor", erklärte Weltbank-Präsident David Malpass am Donnerstag in Washington. Dabei sollten unter anderem Prioritäten beim Wiederaufbau der zerstörten Gebiete festgelegt werden.

Eine sofortige Hilfe von 780 Millionen Dollar soll aus zwei bestehenden Projekten in der Türkei bereitgestellt werden, wie die Weltbank ausführte. Damit solle Infrastruktur auf kommunaler Ebene wieder aufgebaut werden. Eine weitere Milliarde Dollar an Hilfen wird den Angaben zufolge vorbereitet, um den betroffenen Menschen zu helfen.

EU-Gipfel drückt in Brief an Erdogan Beileid nach Erdbeben aus

Die Europäische Union hat der Türkei und Syrien ihr Beileid ausgesprochen und weitere Hilfe in Aussicht gestellt. "Unsere Gedanken sind bei den Familien, die ihre Geliebten verloren haben, und bei denjenigen, die immer noch auf Neuigkeiten warten", hieß es in einem am Donnerstag von EU-Ratschef Charles Michel veröffentlichten Brief an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Den Brief haben beim EU-Gipfel in Brüssel alle 27 Staats- und Regierungschefs unterschrieben.

Angesichts der Tragödie stünden die Europäische Union und alle Mitgliedstaaten hinter der Türkei und Syrien. "Wir sind bereit, unsere Unterstützung in enger Abstimmung mit den türkischen Behörden weiter zu verstärken", hieß es weiter im Brief.

Der EU-Kommission zufolge helfen in der Türkei bereits etwa 1500 Retterinnen und Retter aus 21 EU-Ländern. Die Türkei solle zudem 3 Millionen Euro bekommen. Auch Syrien soll laut der Brüsseler Behörde Hilfen in Höhe von 3,5 Millionen Euro erhalten.

  • Zum Artikel: "Spenden: Hilfe für die Menschen in der Türkei und in Syrien"
Die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien liegt inzwischen bei über 20.000 bestätigten Todesopfern.
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Die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien liegt inzwischen bei über 20.000 bestätigten Todesopfern.

Hilfe in Syrien durch politische Situation erschwert

In Syrien wird die ohnehin schwierige Lage für Rettungskräfte und Hilfslieferungen vor Ort unterdessen zusätzlich durch die politisch heikle Situation erschwert. Das Katastrophengebiet ist dort in von Damaskus kontrollierte Gebiete und Territorien unter der Kontrolle von Rebellen geteilt. Kurdische Organisationen berichteten von Angriffen der Assad-Truppen kurz nach dem Erdbeben. Die Türkei hat nach dem Erdbeben außerdem ein Ziel in Nordsyrien bombardiert.

Die Bundesregierung arbeitet daran, die Versorgung der Menschen im schwer erreichbaren Nordsyrien zu verbessern. Das Problem sei, dass das "Regime" in der Vergangenheit keine humanitären Hilfen ins Land gelassen habe, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Radiosender WDR 5. Auf die Frage, ob die Bundesregierung mit Damaskus in Kontakt stehe, sagte Baerbock: "Wir sind mit allen Akteuren in Verbindung, mit denen wir jetzt erreichen können, dass die Hilfe ankommen kann."

Im von oppositionellen Kämpfern kontrollierten Nordwestsyrien traf am Donnerstag der erste Hilfskonvoi seit dem Beben ein, wie ein syrischer Grenzbeamter mitteilte. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP sah, wie sechs Lastwagen, die unter anderem mit Zelten und Hygieneartikeln beladen waren, den Grenzübergang Bab al-Hawa passierten.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) teilte mit, die Lieferung enthalte Matratzen, Decken und andere Hilfsgüter für "mindestens 5.000 Menschen". Laut dem syrischen Grenzbeamten Masen Allusch handelte es sich aber um Hilfsgüter, die bereits vor dem Erdbeben für Syrien bestimmt waren. Die in der Region tätige Hilfsorganisation der Weißhelme zeigte sich enttäuscht, dass es sich um "routinemäßige" Hilfe handele und keine Ausrüstung für Bergungsarbeiten nach dem Beben.

Türkei will weitere Grenzübergänge zu Syrien öffnen

Fast die gesamte humanitäre Hilfe für die syrischen Milizengebiete wird von der Türkei aus über den Grenzübergang Bab al-Hawa transportiert. UN-Generalsekretär António Guterres forderte deshalb den UN-Sicherheitsrat auf, die Öffnung weiterer Hilfskorridore aus der Türkei zu genehmigen, um die Erdbebenopfer versorgen zu können.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu kündigte die Öffnung zweier weiterer Grenzübergänge an. Aus "humanitären Gründen" könnten auch Übergänge geöffnet werden, die unter Kontrolle von Damaskus stehen, fügte Cavusoglu hinzu. Am Mittwoch hatte ein UN-Beamter gewarnt, dass die Bestände der Vereinten Nationen im Nordwesten Syriens kaum ausreichen würden, um 100.000 Menschen eine Woche lang zu ernähren.

In den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten Syriens trafen nach staatlichen Angaben, die nicht unabhängig überprüft werden können, seit dem Erdbeben Flugzeuge mit humanitärer Hilfe ein. In Damaskus, Aleppo und Latakia seien Flugzeuge gelandet, die unter anderem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland und dem Iran gekommen seien. Der syrische Gesundheitsminister Hassan Ghabbasch forderte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Lieferung medizinischer Hilfsgütern auf.

Protest gegen Twitter-Sperre in der Türkei

In der Türkei wird derweil gegen die Einschränkung sozialer Medien in dem Land durch die Regierung protestiert. Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP, äußerte am Mittwoch scharfe Kritik: "Diese wahnsinnige Palastregierung hat die Kommunikation der sozialen Medien unterbrochen", schrieb der Oppositionsführer auf Twitter. "Das Ergebnis ist, dass Hilferufe weniger gehört werden. Wir wissen, was sie alles zu verbergen versuchen. Wir warten auf eure Erklärung."

Immer wieder hatten in den vergangenen Tagen verschüttete Menschen über die sozialen Medien Hilferufe abgesetzt. Die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, berichtete am Mittwoch über die Beschränkung von Twitter durch mehrere Internetanbieter in der Türkei. Von offizieller Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

Den Kurznachrichtendienst erreichten Nutzer in der Türkei nur noch durch Tunneldienste (VPN). Die türkische Faktenchecker-Plattform "Teyit" bestätigte gegenüber BR24 die Twitter-Einschränkungen. Teyit ist Teil des International Fact-Checking Network (IFCN), dem auch der Faktenfuchs von BR24 angehört.

Noch immer wird fieberhaft nach Verschütteten gesucht.
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Die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien liegt inzwischen bei über 16.000 bestätigten Todesopfern.

Mit Informationen von dpa, AP und AFP.

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