EU-Handelskommissar Maros Sefcovic
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Die EU will laut Handelskommissar Maros Sefcovic US-Produkte in Milliardenhöhe kaufen - um den Zollstreit zu entschärfen

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EU geht im Zollstreit auf US-Regierung von Trump zu

EU geht im Zollstreit auf US-Regierung von Trump zu

In den Streit um zusätzliche Zölle zwischen den USA und der Europäischen Union kommt offenbar etwas Bewegung: Die EU hat der Regierung von US-Präsident Trump laut Handelskommissar Sefcovic jetzt ein 50-Milliarden-Angebot gemacht.

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Seit seinem Amtsantritt überzieht US-Präsident Donald Trump andere Länder mit Strafzöllen. Als Ziel gibt er an: die heimische Wirtschaft ankurbeln. Besonders hart hat das China getroffen. Aber auch die EU blieb nicht verschont. Sie macht den USA deshalb jetzt ein Kompromissangebot: Sie will zusätzliche US-Produkte kaufen – und zwar für mehrere Milliarden Euro.

EU will etwa Flüssiggas und Sojabohnen kaufen

EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sagte der "Financial Times", man sei bereit, zusätzliche US-Waren im Wert von 50 Milliarden Euro zu kaufen. Als Beispiele nannte er Flüssiggas und landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen. Die EU wolle damit einer Eskalation des transatlantischen Handelskonflikts entgegenwirken.

Sein Argument: Berücksichtigt man den Export US-amerikanischer Dienstleistungen in die EU, dann liegt das Handelsdefizit bei 50 Milliarden Euro. Und das lasse sich durch den Zukauf weiterer Produkte rasch lösen, so Sefcovic.

US-Zölle bleiben für EU inakzeptabel

US-Präsident Trump hatte das Defizit seines Landes auf mehrere hundert Milliarden Dollar pro Jahr beziffert – ohne Dienstleistungen zu berücksichtigen – und deshalb Zölle von 25 Prozent auf in der EU hergestellte Autos, Aluminium und Stahl erhoben. Für weitere Waren gilt ein Zollsatz von zehn Prozent.

Sefcovic, der die Verhandlungen mit den USA anführt, betonte: Zwar gebe es bei den Gesprächen über ein Abkommen "gewisse Fortschritte". Einen solchen Aufschlag werde die Europäische Union aber nicht akzeptieren. Selbst ein Basiszoll von zehn Prozent wäre demnach ein "sehr hohes" Niveau. Ziel sei es, dass die US-Regierung nach den Verhandlungen ihre Zölle von zehn Prozent auf europäische Waren zurücknimmt, betonte der Handelskommissar. Alles andere wäre unfair.

Unternehmen und Kunden spüren Folgen der US-Zollpolitik

Kritik an den Zöllen kommt auch aus den USA selbst. Denn der Plan von Trump, durch die Zölle auf Waren aus dem Ausland die US-Wirtschaft zu stärken, ist bisher nicht aufgegangen: Viele Unternehmen belastet der Handelskonflikt schwer. So hat etwa der Autohersteller General Motors seine Gewinnprognose gesenkt. Bei der Fast-Food-Kette McDonald's sank der Erlös zuletzt – nach Konzernangaben, weil die Kunden durch die Wirtschaftslage belastet sind.

Und der Tech-Konzern Apple beziffert seine Zusatzkosten durch die zusätzlichen Zölle allein für das laufende Quartal auf 900 Millionen Dollar. Für die Zeit danach wagte Unternehmenschef Tim Cook keine Prognose – "weil ich nicht sicher bin, was mit den Zöllen passiert". Für alle Fälle sollen die Lieferwege aber umgestellt werden.

Apple will weniger aus China importieren

So sollen in den USA künftig mehr Geräte verkauft werden, die in Indien oder Vietnam hergestellt wurden - und nicht in China. Schon zuletzt kam etwa die Hälfte der in den USA verkauften iPhones aus Indien, sagte Cook. In den kommenden Monaten werde es die Mehrheit sein. Und mit iPads, Computern und Apple-Uhren werde der Konzern den US-Markt fast ausschließlich aus Vietnam beliefern.

Gegen China fährt US-Präsident Trump seit Beginn seiner zweiten Amtszeit vor gut hundert Tagen einen besonders harten Kurs: Die von ihm verhängten Zölle gegen die Volksrepublik summieren sich auf 145 Prozent – auch wenn es Ausnahmen gibt für bestimmte elektronische Güter. China verhängte seinerseits Gegenzölle von 125 Prozent auf US-Importe. Inzwischen zeigte sich die Regierung in Peking aber – wie die EU – offen für Handelsgespräche mit den USA und will im Zollkrieg Annäherungen an die Trump-Regierung prüfen.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters.

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