Die dänische Regierung hat die Kritik von US-Vizepräsident Vance während seines Grönland-Besuchs in scharfer Form zurückgewiesen. Außenminister Rasmussen erklärte auf X wörtlich: "So redet man nicht mit engen Verbündeten". Man sei offen für Kritik, schätze aber den Ton überhaupt nicht, so der dänische Außenminister weiter.
Vance: "Zu wenig in die Menschen in Grönland" investiert
Vance hatte am Freitag mit seiner Frau und dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz dem US-Militärstützpunkt Pituffik in Grönland einen Kurzbesuch abgestattet. "Unsere Botschaft an Dänemark ist sehr einfach: Sie haben keine gute Arbeit für die Menschen in Grönland geleistet", sagte der US-Vizepräsident dabei. Die dänische Regierung habe "zu wenig in die Menschen in Grönland" sowie zu wenig in die Sicherheitsarchitektur investiert.
Dänischer Außenminister bietet USA mehr Militärpräsenz an
Løkke Rasmussen wies die Vorwürfe zurück und verband dies mit einem Verhandlungsangebot an die USA. "Das Verteidigungsabkommen von 1951 bietet den USA zahlreiche Möglichkeiten, eine stärkere Militärpräsenz auf Grönland zu haben", sagte er. "Wenn es das ist, was Sie wollen, lassen Sie uns darüber reden."
Der dänische Außenminister erinnerte daran, dass die Vereinigten Staaten 1945 noch 17 Stützpunkte und andere Militäreinrichtungen mit tausenden Soldaten in Grönland unterhalten hätten. Wenn sie ihre Präsenz nun wieder ausweiten wollten, sei auch "viel mehr" möglich.
Der Militärstützpunkt Pituffik ist ein Vorposten der US-Luftabwehr gegen Raketenangriffe vor allem aus Russland. Die kürzeste Distanz für russische Raketen gegen Ziele in den USA führt über Grönland.
Frederiksen erinnert USA an dänische Kampfeinsätze
Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen hatte Vances Kritik am Freitag bereits als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Zugleich erinnerte sie daran, dass ihr Land "viele Jahre lang" den USA "in sehr schwierigen Situationen zur Seite gestanden" habe. Dabei bezog sie sich auf die dänischen Kampfeinsätze an der Seite der US-Truppen im Irak und in Afghanistan.
US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag bekräftigt, dass sein Land Grönland zur Wahrung der "internationalen Sicherheit" brauche. Zuvor hatte er wiederholt unverhohlen seine Absicht geäußert, das arktische Inselgebiet unter US-Kontrolle bringen zu wollen.
Grönland und Dänemark lehnen Annexion ab
Grönland und Dänemark lehnen eine Annexion entschieden ab. Auf der größten Insel der Welt leben rund 57.000 Menschen. Im Boden lagern wertvolle Rohstoffe, die bisher kaum genutzt werden. Seit 1979 ist Grönland in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über Außen- und Verteidigungspolitik noch immer die ehemalige Kolonialmacht Dänemark. Seit der Ankündigung von US-Präsident Trump, er wolle Grönland unter amerikanische Kontrolle bringen, sind die Beziehungen zu Dänemark angespannt. Grönland gehört zum Königreich Dänemark, ist aber in vielen Bereichen autonom.
Mit Material von dpa
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