Das Seenotrettungsschiff "Humanity 1" hat am Samstagabend 45 Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Zwei Fischerboote und ein Flugzeug der Organisation Sea-Watch machten das Team der "Humanity 1" am Samstagabend auf den in Seenot geratenen Kahn in der maltesischen Such- und Rettungszone aufmerksam, wie die in Berlin ansässige Organisation "SOS Humanity" mitteilte. Dem zweistöckigen Boot sei der Treibstoff ausgegangen. An Bord trug der Organisation zufolge niemand eine Rettungsweste.
SOS Humanity: Schwierige Zusammenarbeit mit maltesischen Behörden
Die maltesische Rettungsstelle koordinierte laut Mitteilung ein US-amerikanisches Regierungsschiff sowie ein Handelsschiff, um das Boot vor Ort zu sichern. Die "Humanity 1" sei hingegen während des Rettungseinsatzes von der maltesischen Rettungsleitstelle ignoriert worden, kritisierte die Organisation. Die Crew habe trotz Anfragen weder Informationen noch eine Koordinierung von den maltesischen Behörden erhalten. Das Handelsschiff sei vor Ort geblieben, bis die Crew der "Humanity 1" alle Menschen an Bord, darunter vier unbegleitete Minderjährige, genommen hatte, hieß es.
Private Organisationen retten am Wochenende weitere Menschen
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Organisationen retten regelmäßig Migranten im Mittelmeer, die auf ihrem Weg von den Küsten Tunesiens oder des Bürgerkriegslandes Libyen in Richtung EU in Seenot geraten.
Am Samstag berichtete etwa die Organisation SOS Méditerranée, 34 Menschen von einem Schlauchboot in Sicherheit gebracht zu haben. Ein anderes humanitäres Rettungsschiff, die "Ocean Viking", rettete ebenfalls am Samstag 35 meist syrische Flüchtlinge in internationalen Gewässern bei Malta aus dem Mittelmeer.
Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt
Wie die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" auf Twitter mitteilte, durften im italienischen Tarent zudem 293 Geflüchtete von Bord der "Geo Barents" gehen. Die Besatzung des privaten Rettungsschiffes hatte die Schutzsuchenden in den vergangenen Tagen bei mehreren Einsätzen aus Seenot gerettet.
Die rechtsgerichtete neue italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat im Wahlkampf ein hartes Vorgehen gegen illegale Einwanderung angekündigt. Sie wurde am Samstag vereidigt.
Die Mittelmeer-Überquerung ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben dabei in diesem Jahr bereits 1.735 Menschen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.
Mit Informationen von dpa und epd
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