Corona-Impfung
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Ein junger Mann lässt sich gegen Corona impfen.

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Impfpflicht im Gesundheitswesen - Sorge wegen Pflegemangel

Impfpflicht im Gesundheitswesen - Sorge wegen Pflegemangel

Corona hat den Pflegemangel massiv verschärft. Bayerns Krankenhäuser macht die geplante Impfpflicht zusätzlich Sorgen: Eine uneinheitliche Umsetzung könnte den Wettbewerb um Personal anheizen. Auch Ministerpräsident Söder fordert ein Umdenken.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Mitte März soll die Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen kommen. Sollten Bund, Länder und örtliche Gesundheitsämter die Maßnahme nicht einheitlich realisieren, könnte das den Wettbewerb der Kliniken um Pflegekräfte weiter anheizen, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Roland Engehausen, der Deutschen Presse-Agentur.

Söder: Impfpflicht für alle zu einheitlichem Datum

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält es "in höchstem Maße für kontraproduktiv", wenn eine Impfpflicht zum Abwandern von Pflegekräften führt - und forderte in der "Augsburger Allgemeinen" ein Umdenken: Anstelle einer berufsbezogenen Impfpflicht solle der Bund gleich eine Impfpflicht für alle zu einem bundesweit einheitlichen Termin einführen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) schlug gegenüber der ARD vor, eine allgemeine und eine einrichtungsbezogene Impfpflicht am selben Tag in Kraft treten zu lassen.

Krankenhausgesellschaft: Keine regionalen Unterschiede

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in Berlin gehen davon aus, dass die Pandemie die Personalsituation verschlimmert hat.

"Was nicht passieren darf, ist eine unterschiedliche Umsetzung von Einrichtung zu Einrichtung und von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt", sagt BKG-Geschäftsführer Engehausen. Es wäre seiner Ansicht nach nicht gut, wenn in der einen Region ein nicht geimpfter Beschäftigter ohne klar nachvollziehbare Gründe weiter arbeiten dürfe, und in der anderen dürfe er das nicht.

Engehausen warnte davor, die Kliniken als Versuchskaninchen für eine allgemeine Impfpflicht zu benutzen. "Wenn die einrichtungsbezogene Impfpflicht nicht klar staatlich geregelt und flächendeckend verbindlich umgesetzt wird, könnte eine schwammige Umsetzung als Begründung dienen, die allgemeine Impfpflicht doch nicht zu machen", sagte der BKG-Geschäftsführer.

Proteinimpfstoff: Wahlmöglichkeit für ungeimpftes Pflegepersonal

Sollte sich die allgemeine Impfpflicht verzögern, "wäre auch bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht eine feste Karenzzeit sinnvoll", so Engehausen. Noch ungeimpfte Beschäftigte sollten die Wahlmöglichkeit einer Impfung mit dem Proteinimpfstoff Novavax erhalten.

Das hatten auch die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Samstag vorgeschlagen: Beschäftigte im Gesundheitsbereich und in der Pflege sollen "bevorzugt" den Impfstoff von Novavax erhalten können. Der proteinbasierte Impfstoff nutzt eine im Kampf gegen andere Krankheiten seit längerem bekannte Methode. Daher könnte der Impfstoff auch für Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegen die neuartigen Technologien der mRNA- und Vektorimpfstoffe haben.

Kliniken "weit weg von Entspannung"

Die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Bayerns Krankenhäusern ist seit Anfang Dezember zwar stark gesunken, aber von einer Rückkehr zur Normalität kann nach den Worten des BKG-Geschäftsführers keine Rede sein. "Wir sind weit weg von einer Entspannungsbotschaft."

Bei den Aufnahmen auf den Normalstationen seien die Zahlen bislang noch nicht am Steigen - aber sie sinken auch nicht mehr. "Da kann man ziemlich sicher sein, dass das der Wendepunkt ist und wir ab jetzt mit steigenden Hospitalisierungen rechnen müssen", so Engehausen.

Sorgen um allgemeine Impfpflicht

Was die Gesundheitspolitik betrifft, sind die Kliniken ebenso besorgt, dass die Berliner Koalition vom Mut zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht wieder verlassen wird: "Unsere Befürchtung ist, dass die allgemeine Impfpflicht zerredet wird, die einrichtungsbezogene Impfpflicht unklar geregelt wird, und wir wieder den Fehler machen, im Herbst nicht auf eine neue Virus-Variante vorbereitet zu sein, die nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre so sicher kommen dürfte wie das Amen in der Kirche", sagte Engehausen.

Denn sollte es bei der Impfpflicht ausschließlich im Gesundheitswesen bleiben, wäre das für Impfunwillige ein natürlicher Anreiz zum Branchenwechsel. Weltweit beflügelt die Pandemie die Bereitschaft unzufriedener Arbeitnehmer, sich neue Herausforderungen zu suchen. Im englischen Sprachraum gibt es dafür den Begriff der "great resignation". Nicht Resignation ist gemeint, sondern Kündigung von Seiten der Arbeitnehmer.

"Arbeiter- statt Arbeitslosigkeit"

Portale wie Stepstone beobachten das auch in Deutschland. Im Januar lag die Anzahl der Jobsuchenden demnach um mehr als die Hälfte höher als im Tagesdurchschnitt des vergangenen Jahres. "Wir erleben am Arbeitsmarkt gerade eine Zeitenwende", sagt Stepstone-Chef Sebastian Dettmers. "Die Herausforderung heißt also ab sofort nicht mehr Arbeitslosigkeit, sondern Arbeiterlosigkeit." Gerade im Pflegebereich sei das schon Realität.

Unterdessen gibt es in einigen Tageszeitungen auffallend viele und sehr ähnliche Jobanzeigen angeblich ungeimpfter Pflegekräfte. Sie legen den Verdacht nahe, dass es sich zumindest teilweise um Falsch-Anzeigen beziehungsweise abgesprochene Aktionen von Gegnern der Corona-Impfung handeln könnte.

  • Zum Artikel: "Pflegepersonal: Verdacht, dass Impfgegner Jobanzeigen platzieren"

Berufsverband fordert Anreize

"Die aktuelle Debatte zeigt, wie dünn die Personaldecke in der Pflege ist", sagt Christel Bienstein, die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe. Der DBfK fordert von der Bundesregierung eine bedarfsgerechte Analyse des Personalbedarfs und Maßnahmen zur Sofortgewinnung zusätzlicher Pflegekräfte ebenso wie zu deren langfristiger Bindung.

Die Krankenpflege als solche sei attraktiv, wirbt BKG-Geschäftsführer Engehausen. "Nahezu kein anderer Beruf hat solche Zukunftsperspektiven, und so kontinuierlich steigende Gehälter."

Corona-Belastungen: 18 Millionen Euro für Pflegekräfte in Bayern

Wegen der zusätzlichen Belastungen in der Corona-Pandemie will die bayerische Staatsregierung nun rund 18 Millionen Euro für Pflegekräfte bereitstellen. Die Summe soll einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums zufolge in "Maßnahmen zum Umgang mit psychischen Belastungen im Zusammenhang mit der Pandemie" fließen, und zwar für Beschäftigte in der Langzeitpflege und in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Von der Bundesregierung forderte Gesundheitsminister Holetschek "verbindliche Meilensteine" für eine Pflegereform.

Es sei wichtig, jetzt rasch bei den Pflegekosten gegenzusteuern. "Denn die Ausgaben für Pflege werden aufgrund des demographischen Wandels in den nächsten Jahren weiter deutlich steigen. "Die Pflegekosten dürften aber nicht allein den Pflegebedürftigen über Eigenanteile oder den künftigen Generationen über Sozialversicherungsbeiträge aufgebürdet werden. Er forderte daher einen "substanziellen Steuerzuschuss" aus dem Bundeshaushalt.

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