Das Interview mit Peter Mezger sehen Sie eingebettet über diesem kurzen Artikel.
Über viele Jahrzehnte hat Peter Mezger als Korrespondent des Bayerischen Rundfunks immer wieder für die ARD aus dem Iran berichtet. Er gilt als versierter Kenner der iranischen Staatsführung. Ajatollah Chomeini ist er seit 1979 als Journalist sogar mehrfach persönlich begegnet. Wir treffen Peter Mezger - im Ruhestand - zum Interview für den "ARD-Brennpunkt" in der Nähe von München.
Rückkehr von Chomeini 1979
Es ist der 1. Februar 1979. Ajatollah Chomeini landet nach jahrelangem Exil auf dem Flughafen in Teheran. Ein historischer Tag für den Iran, so Peter Mezger: "Chomeini landete pünktlich in der Air-France-Maschine, dem Jumbo um 6:32 Uhr – die Zeit werde ich nie vergessen – auf dem Flughafen in Teheran. Und ein Journalist, der ihn auf dem Flug begleitet hat, fragte ihn: Herr Chomeini, was empfinden sie jetzt nach so langer Zeit im Exil. Die Antwort von Chomeini, was er empfindet: NICHTS!"
Millionen von Menschen säumten die Straßen
Millionen von Menschen säumen die Straßen in Teheran. Peter Mezger berichte damals 1979 als ARD-Korrespondent aus dem Iran. Nach dem Sturz des verhassten Shahs jubelten die Menschen dem Ajatollah als neuem Machthaber zu: "Was mir aufgefallen ist, in der ersten Linie der Protestierenden waren junge Frauen. Die waren diejenigen, die am lautesten gerufen haben, 'nieder mit Amerika', 'nieder mit dem Shah'. Und 'lange lebe Chomeini'."
Scharia eingeführt, neue Kleiderordnung
Seit damals bereiste Peter Mezger die Islamische Republik dutzende Male als Journalist für die ARD. Die Erwartungen an Ajatollah Chomeini, dem Vorgänger des jetzigen Ajatollah Chamenei kippten schnell ins Gegenteil: "Kaum war Chomeini im Land, im selben Jahr noch wurde er per Referendum zum Revolutionsführer gewählt, wurde die Scharia eingeführt, das islamische Recht, das unter anderem vorsieht, bei Ehebruch gesteinigt zu werden. Dann die islamische Kleiderordnung, unter der viele Frauen heute noch leiden. Und die Frauen, die damals an erster Front für Chomeini gejubelt haben, die sitzen heute in den öffentlichen Bussen im Iran zusammengepfercht im hinteren Teil der Busse, nur da können die Platz nehmen, während die Männer vorne genügend Platz haben."
Mullahs bezeichneten Israel als Krebsgeschwür
Aus dem Hass gegen die USA, wurde nach seiner Erinnerung dann auch aus machtpolitischen Erwägungen sehr schnell Hass gegen Israel: "Israel ist von den Mullahs und dem Ajatollah als Krebsgeschwür bezeichnet worden, das ausgerottet gehört, ausgemerzt gehört, nur so kann ich die Palästinenser, ein großer Teil der arabischen Community, auf meine Seite ziehen und meine Vorreiterrolle, die ich vorhabe, dass die Schiiten nicht nur die Minderheit im Islam sind, sondern jetzt plötzlich eine Vorreiterrolle spielen im Islam, das wollte er dadurch erreichen."
Auch deshalb glaubt der erfahrene ARD-Korrespondent nicht an einen schnellen Regime-Wechsel als Folge des Kriegs zwischen Israel und dem Iran. Peter Metzger dazu: "Die Menschen im Iran wären im Grunde froh, wenn das Regime stürzen würde, aber nicht durch Israel, sondern von sich selbst heraus – von Innen." Der gegenwärtige Krieg wird seiner Einschätzung nach also nicht so schnell zu Ende gehen.
Archivbild 2008: Peter Mezger
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