Israel und der Iran haben sich auch in der Nacht wieder mit heftigen gegenseitigen Angriffen überzogen. Unter den Kämpfen leidet zunehmend auch die Zivilbevölkerung in beiden Ländern. Iranische Raketen trafen nach offiziellen Angaben ein Krankenhaus. Laut der Klinik seien einige Menschen leicht verletzt worden, erheblicher Sachschaden sei entstanden.
Israels Regierung spricht von "Kriegsverbrechen"
Wie das israelische Militär mitteilte, sei die Rakete in die Soroka-Klinik in der Wüstenstadt Be'er Scheva im Süden Israels eingeschlagen. Das Geschoss sei am Donnerstag fast unmittelbar nach dem Ertönen der Luftschutzsirenen niedergegangen, sagten zwei Ärzte der Einrichtung. Nach Angaben des Krankenhauses wurde vor allem ein altes Operationsgebäude getroffen, das schon in den vergangenen Tagen evakuiert worden war.
Der Iran bestritt laut staatlicher Nachrichtenagentur Tasnim, dass er ein Krankenhaus attackiert habe. Es habe sich um gezielte Angriffe auf Militär- und Geheimdiensteinrichtungen gehandelt. Die Ziele hätten sich neben dem Krankenhaus befunden. Israels Gesundheitsminister Uriel Buso beschrieb den Angriff auf die Soroka-Klinik dagegen als "Kriegsverbrechen des iranischen Regimes".
Münchens OB Reiter versichert Solidarität
In München ist die Bestürzung über den jüngsten Angriff groß. Be'er Scheva ist eine Partnerstadt der bayerischen Landeshauptstadt. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich solidarisch und bot seine Unterstützung an. Die Berichte über schwere Zerstörungen und Verletzungen seien erschütternd, schrieb Reiter in einer WhatsApp-Nachricht an den Bürgermeister von Be'er Scheva, Ruvik Danilovich, die dem BR vorliegt. Danilovich bedankte sich daraufhin für die angebotene Hilfe.
Aber auch in anderen Orten Israels, etwa im Großraum Tel Aviv, gab es demnach bei der Salve von mehr als 20 Raketen mehrere Einschläge. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden mindestens 89 Menschen verletzt. Drei seien schwer verletzt aus Trümmern geborgen worden.
Zivile Opfer auf beiden Seiten
Umgekehrt bombardierte Israel den sechsten Tag in Folge iranische Ziele. Die israelischen Streitkräfte griffen auch einen Schwerwasserreaktor nahe der westiranischen Stadt Arak an – eine Nuklearanlage, die als Forschungsreaktor konzipiert ist und wegen ihres Potenzials zur Produktion waffenfähigen Plutoniums lange Zeit umstritten war. Die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte die Attacke. Die Anlage sei jedoch nicht in Betrieb gewesen und dort liege kein Kernmaterial, hieß es.
Der Iran hat bislang mindestens 224 Todesopfer bei israelischen Angriffen gemeldet, meist Zivilisten. Die Zahl wurde jedoch seit Tagen nicht mehr aktualisiert. Die in den USA ansässige iranische Aktivisten-Nachrichtenagentur HRANA berichtete, dass bis zum 18. Juni 639 Menschen bei den israelischen Angriffen getötet und 1.329 verletzt wurden. In Israel, wo den Menschen unzählige Schutzbunker als Fluchtorte offenstehen, gab es nach israelischen Angaben bislang 24 Tote - in allen Fällen handelt es sich demnach um Zivilisten.
Bundeskanzler Merz ruft zu Mäßigung auf
Bundeskanzler Friedrich Merz hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu derweil zu einem maßvollen und kontrolliertem Vorgehen im Iran aufgefordert. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters aus Regierungskreisen telefonierte der CDU-Vorsitzende am Mittwochabend mit Netanjahu und versicherte diesem die prinzipielle deutsche Unterstützung für die israelischen Militärschläge – etwa gegen iranische Atomanlagen. Man müsse aber auch den diplomatischen Wegen eine Chance geben, so Merz.
Tote und Verletzte nach israelischer Attacke auch im Gazastreifen
Merz und Netanjahu sprachen zudem über die Lage im Gazastreifen. Dort gingen die Kämpfe ebenfalls weiter. Bei israelischen Angriffen in dem Küstengebiet kamen nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 25 Menschen ums Leben. 15 von ihnen seien getötet worden, während sie am Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens auf die Ausgabe von Hilfsgütern warteten, teilte die Behörde mit. 60 weitere Menschen seien dabei verletzt worden.
Mit Informationen von dpa, AFP, AP und Reuters
Im Video: Krieg zwischen Iran und Israel dauert an
Im Krieg gegen den Iran hat Israel erneut Atomanlagen ins Visier genommen. Der Iran hat ein Krankenhaus in Israels mit einer Rakete getroffen.
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