Palästinensische Gebiete, Beit Lahia: Rauch steigt auf von israelischen Luftangriffen auf palästinensische Häuser im nördlichen Gazastreifen am 16. Mai 2025.
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Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die neue Großoffensive im Gazastreifen eingeleitet.

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Israels Armee startet neue Großoffensive im Gazastreifen

Israels Armee startet neue Großoffensive im Gazastreifen

Israel hat eine neue Militär-Offensive im Gazastreifen gestartet. Ziel sei es, die Terrororganisation Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk übte deutliche Kritik an Israels Vorgehen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Israels Armee hat nach eigenen Angaben die erwartete neue Großoffensive im Gazastreifen eingeleitet. Das teilte das Militär in der Nacht mit. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, "umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen".

Medienberichte: Explosionen im Norden des Gazastreifens

Der nun laufende Militäreinsatz unter dem Namen "Gideon’s Chariots" sei der Auftakt zur "Erreichung der Kriegsziele" – einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hieß es.

Die israelische Nachrichtenseite "Ynet" berichtete in der Nacht unter Berufung auf Quellen im Gazastreifen von neuen heftigen Explosionen im Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Östlich der Stadt Gaza gebe es Berichte über Artilleriebeschuss durch die israelische Armee, hieß es. Demnach würden Wohngebäude bombardiert.

"Mit voller Kraft": Netanjahu kündigte Offensive an

Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Militäreinsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen: "In den nächsten Tagen werden wir mit voller Kraft vorgehen, um den Einsatz abzuschließen", erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zum Wochenbeginn vor Reservisten. Dies bedeute die "Zerschlagung" und "Zerstörung" der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas.

Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Nahostreise von US-Präsident Donald Trump passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal für Gaza ist weiterhin nicht in Sicht. 

Zivilschutz meldet bisher 100 Todesopfer

Am Freitag wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde des Gazastreifens bei israelischen Angriffen mindestens hundert Menschen getötet. Die Angaben, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, sie hätten innerhalb von 24 Stunden "mehr als 150 Terrorziele" im gesamten Gazastreifen getroffen.

Israelischen Medienberichten zufolge verstärkte die israelische Armee ihre Angriffe im Gazastreifen zuletzt weiter, nachdem das Sicherheitskabinett Anfang Mai einen Plan verabschiedet hatte, der eine "Eroberung" des Gebiets vorsieht. Israel hatte seine massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen.

Im Video: Einschätzungen von BR-Korrespondent Limpert

BR-Korrespondent Christian Limpert
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BR-Korrespondent Christian Limpert

Menschenrechtler: "Ethnische Säuberung" im Gazastreifen

Angesichts der verstärkten Angriffe warf UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk Israel eine "ethnische Säuberung" im Gazastreifen vor. Die jüngste "Bombenwelle" und die Blockade humanitärer Hilfe für die Bevölkerung des Palästinensergebiets deuteten darauf hin, dass dort "eine permanente demografische Verschiebung" vorangetrieben werden solle.

Dies verstoße gegen das Völkerrecht, erklärte Türk am Freitag in Genf. Dieser "Wahnsinn" müsse beendet werden. Die Bombardements hätten zu weiteren Vertreibungen geführt. 

Hungersnot im Gazastreifen spitzt sich weiter zu

Israels neue Militäroffensive dürfte des Weiteren die Notlage der palästinensischen Bevölkerung des dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifens weiter verschärfen. Die UN und Hilfsorganisationen warnen bereits vor einer Hungersnot. Israel lässt seit Anfang März keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Es wirft der Hamas vor, sie weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

Israels Sicherheitskabinett beschloss zwar kürzlich, künftig wieder Lieferungen nach Gaza zu erlauben, aber mit einem anderen Mechanismus, sodass die Hamas nicht davon profitieren könne. Berichten zufolge sollen Güter nur noch von wenigen Standorten aus verteilt werden. Die UN übten Kritik daran: Zivilisten könnten auf dem Weg zu diesen Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten.

Gazakrieg forderte bisher mehr als 53.000 Leben

Ausgelöst worden war der Gazakrieg durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben rund 1.200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.100 Menschen getötet.

Mit Informationen von dpa und AFP

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