Washington, 5.6.25: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) steigt am Flughafen in Washington aus einem Flugzeug der Flugbereitschaft.
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Washington, 5.6.25: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) steigt am Flughafen in Washington aus einem Flugzeug der Flugbereitschaft.

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Kanzler Merz bei US-Präsident Trump: So soll der Besuch ablaufen

Kanzler Merz bei US-Präsident Trump: So soll der Besuch ablaufen

Am frühen Abend kommen heute Bundeskanzler Merz und US-Präsident Trump im Weißen Haus zusammen. Das Treffen wird mit Spannung erwartet. Wie soll es ablaufen? Um welche Themen wird es gehen? Und wie hat sich Merz auf Trump vorbereitet? Ein Überblick.

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Kurz vor sechs am Abend dürfte es ernst werden. Dann kommt es im Weißen Haus zu einer "Pressebegegnung" – mit US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz. Die meisten Beobachter halten einen Eklat wie beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi zwar für unwahrscheinlich. Aber Trumps Verhalten vorherzusagen ist, wie viele Beispiele zeigen, alles andere als einfach. Was Sie über Merz' Antrittsbesuch in Washington wissen müssen – ein Überblick.

Merz bei Trump: Welche Termine sind geplant?

Am frühen Morgen unserer Zeit, also in Washington zu nächtlicher Stunde, ist Merz in den USA angekommen. Am dortigen späten Vormittag trifft er sich mit Trump. Geplant ist folgender Ablauf (deutsche Uhrzeit):

  • 17.30 Uhr: Trump empfängt Merz im Weißen Haus
  • 17.45 Uhr: Pressebegegnung im Oval Office
  • 18.15 Uhr: Gemeinsames Mittagessen
  • 20.00 Uhr: Statement von Merz und mehrere Interviews außerhalb des Weißen Hauses

Um welche Themen soll es gehen?

Ein zentrales Thema ist der Ukraine-Krieg. Trump hat die Militärhilfe für Kiew zusammengestrichen. Die von ihm angestoßenen Verhandlungen über eine Waffenruhe sind aber festgefahren. Merz dürfte bei Trump dafür werben, den Druck auf Kreml-Chef Wladimir Putin zu erhöhen. Im US-Senat gibt es eine breite, überparteiliche Unterstützung für ein neues Sanktionspaket. Trump zögert bisher aber.

Denkbar ist, dass die russische Militärreaktion auf die ukrainische "Operation Spinnennetz" zur gleichen Zeit wie Merz' USA-Besuch stattfindet – und die Gespräche beeinflusst. Am Wochenende hatte der ukrainische Geheimdienst mit einer aufwändig geplanten Drohnen-Attacke Teile der russischen Luftwaffe weit auf russischem Gebiet beschädigt oder zerstört.

Auch um Trumps Zollpolitik wird es im Weißen Haus gehen. Der Republikaner belegte die EU mit mehreren Zollaufschlägen wie 25-prozentige Zölle auf Autos. Zur Sprache kommen dürften auch die deutschen Rüstungsausgaben, die Rolle der USA in der Nato und der Krieg im Gazastreifen. Ob Kanzler Merz heikle Themen wie Trumps Kampf gegen die Wissenschaftsfreiheit und Einmischungen seines Teams in die deutsche Innenpolitik anspricht, wird sich zeigen.

Wie verstehen sich die beiden Herren bisher?

Die bisherigen Telefonate von Trump und Merz sollen gut verlaufen sein. Merz zufolge sprach Trump dabei viel von sich selbst und verwendete häufig das Wort "great". Öffentlich bekannt ist, dass sich beide inzwischen mit Vornamen ansprechen (ein klassisches "per Du" gibt es im Englischen ja nicht). Laut Medienberichten soll Trump Merz' Englisch gelobt haben. Zudem spielen beide gerne Golf.

Wie hat sich Merz auf das Treffen vorbereitet?

US-Präsident Trump hat das Oval Office mehrfach genutzt, um seine Gäste zu belehren und vorzuführen. Merz hat sich laut Medienberichten mit Selenskyi darüber ausgetauscht – und auch mit Staatschefs gesprochen, deren Treffen mit Trump erfreulicher verliefen. Wohl gut für Merz: Die geplante Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben dürfte in Trumps Sinne sein.

Das Umfeld des Kanzlers setzte im Vorfeld auf Entspannung : "Der Kanzler schaut mit großer Gelassenheit und Freude auf diese Begegnung", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius. Merz selbst erklärte vor der Reise, er brauche "keinen Baldrian, um ruhig zu bleiben und mit dem amerikanischen Präsidenten ein vernünftiges Gespräch zu führen". Er wolle nicht als "Bittsteller" nach Washington reisen und die europäischen Positionen dort selbstbewusst vertreten.

Könnte es auch gut laufen?

Das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Wolfgang Ischinger, der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, sagte vor einigen Wochen: "Mein Eindruck ist, dass Friedrich Merz durchaus eine große Chance hat." Es gebe "keine frühere Auseinandersetzung zwischen einem Donald Trump und einem Friedrich Merz." Er glaube nicht, dass Merz in Washington feindselig empfangen werde, betonte Ischinger. "Die brauchen ein handlungsfähiges Deutschland genauso dringend wie wir selbst."

Was erwarten die Menschen in Deutschland?

Im neuen ARD-DeutschlandTrend rechneten vor der Reise 46 Prozent der Befragten damit, dass Merz eine gute Ebene mit Trump finden wird. 44 Prozent glaubten das nicht. 47 Prozent stimmten allerdings dem Satz zu, Merz bringe für die außenpolitischen Herausforderungen zu wenig diplomatisches Geschick mit. Eine deutliche Mehrheit der Befragten (73 Prozent) hält die USA laut der repräsentativen Umfrage von Infratest dimap aktuell für keinen vertrauenswürdigen Partner.

Im BR24live-Video: Was ist von dem Treffen zu erwarten?

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
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Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU)

Im Video: Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz in den USA

Kanzler Merz bei US-Präsident Trump: So soll der Besuch ablaufen
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Ankunft von Bundeskanzler Merz in Washington

Mit Informationen von dpa und AFP

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