Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister, spricht auf einer Pressekonferenz.
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Klinikreform "zurück in der Spur": Was plant Lauterbach?

Klinikreform "zurück in der Spur": Was plant Lauterbach?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach arbeitet weiter mit Hochdruck an einer Reform der Krankenhauslandschaft. Ein neues Vergütungssystem soll kommen sowie ein digitaler Klinik-Atlas. Dort soll man die Qualität der Krankenhäuser einsehen können.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Revolution kann weitergehen, sagt der Bundesgesundheitsminister. Revolutionär, so nennt Karl Lauterbach seine Pläne für die Krankenhausreform. Diese Pläne steckten zuletzt fest, Bund und Länder hatten sich verhakt, vor dem Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag. Nun aber "ist die Reform zurück in der Spur". Lauterbach ist sicher, dass sein Transparenzgesetz, das er für die Krankenhausreform braucht, kommt.

Ein Klinik-Atlas für weniger Todesfälle

Ein Ziel des Gesetzes: eine Art Krankenhausvergleichsportal, ein Klinik-Atlas. Zum 1. Mai soll er kommen und Orientierung für Patienten und Ärzte bringen. Transparenz etwa bei der Krebsbehandlung: Welche Klinik macht den Krebseingriff wie oft, wie viele Komplikationen gibt es, ist die Klinik zertifiziert. Die Daten dafür gebe es bereits.

Eine Studie hat ergeben, dass es großen Einfluss auf die Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten hat, ob sie in eine bessere oder eine schlechtere Klinik gebracht werden. Laut dem Studienautor Prof. Reinhard Busse von der TU Berlin, sinkt die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu überleben um dreißig Prozent, wenn man in einer schlechteren Klinik behandelt wurde. Würde man das ändern, könnten Tausende Leben gerettet werden, rechnen die Autoren der Studie vor.

Babyboomer werden älter – Herausforderung für Kliniken

Vor allem jetzt, da die Generation der Babyboomer um den Jahrgang 1964 älter und damit auch kränker würde, braucht es eine Neuaufstellung der Krankenhäuser. Zumal die Zahl der Pflegenden und Ärzte nicht steigt. Diese bessere Versorgung der Patienten ist laut Jens Scholz vom Verband der Unikliniken (VUD) nicht mehr garantiert, es brauche mehr Qualität und Effizienz. Beim Gesundheitsminister rennt er mit dieser Forderung offene Türen ein.

Lauterbach will in seinem Transparenzgesetz auch die kurzfristige Finanzierung/Liquidität klammer Kliniken sichern: Sechs Milliarden Euro sind dafür vorgesehen. Außerdem sollen die Landesbasisfallwerte, die letztlich die Entgelte für Krankenhaus-Leistungen bestimmen, erhöht werden, um die gestiegenen Kosten für das Personal im Krankenhaus aufzufangen.

Spezialisierung der Kliniken als Garant für Qualität

Das große Krankenhausreformgesetz soll im April ins Kabinett eingebracht werden. Dort steht dann fest, welche Krankenhäuser sich wie spezialisieren sollen und wie die Geldflüsse geregelt werden. Der Bundesgesundheitsminister erhofft sich, dass "große Qualitätsdefizite durch mehr Spezialisierung vermindert werden sollen".

So werde heute ein Drittel der Krebsbehandlungen in jenen zwei Dritteln der deutschen Kliniken durchgeführt, die sich darauf mangels Erfahrung gar nicht gut verstünden. Die Folge: schwere Komplikationen wie beispielsweise Sepsis. Zur größeren Spezialisierung eines Teils der Häuser soll eine Einteilung in drei Stufen führen: wohnortnahe Kliniken für Notfälle und Grundversorgung, Häuser mit Regel- und Schwerpunktversorgung und Maximalversorger wie Unikliniken.

In Zukunft: Weniger Kliniken – Kritik aus Bayern

Nicht alle deutschen Krankenhäuser werden dann erhalten bleiben, erklärt Lauterbach. Und der Vorsitzende des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege, Michael Halleck, ergänzt, man habe in Deutschland im internationalen Vergleich wesentlich mehr Krankenhäuser pro Kopf als in anderen Ländern und dennoch liege in etlichen anderen Ländern die Überlebenschance höher. Aus Bayern kommt Kritik an dem Vorhaben des Ministers.

Die Bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach sagt BR24, Lauterbach lasse kleine Kliniken sehenden Auges sterben. Das Verhalten des Bundesgesundheitsministers sei "abenteuerlich". Lauterbach kämpfe für Transparenz, mache selbst aber völlig intransparente Politik. Als besonders ärgerlich empfindet Gerlach, dass der Bundesgesundheitsminister das weitere Vorgehen bei der Krankenhausreform nur in einem kleinen Kreis mit ausgewählten Bundesländern - ohne Bayern - diskutieren will.

Im Video: Gesundheitsminister Lauterbach arbeitet an großer Krankenhausreform

Medizinisches Fachpersonal bei einer Operation
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Gesundheitsminister Lauterbach arbeitet an einer großen Krankenhausreform: Schritt 1: der sogenannte Klinik-Atlas.

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