Rauchwolken und Feuer nach Angriff auf Kiew
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Luftalarm in der ganzen Ukraine, Einschläge in mehreren Städten

Luftalarm in der ganzen Ukraine, Einschläge in mehreren Städten

Bei russischen Raketenangriffen auf Kiew und andere ukrainische Städte sind mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Die Menschen wurden aufgefordert, Schutz zu suchen. Die Ukraine kündigte Rache an, China und Indien hoffen auf Entspannung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Nach schweren Explosionen in Kiew und einer Reihe von Städten herrscht in fast allen Landesteilen der Ukraine Luftalarm. "Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte", teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Industriestadt Dnipro, Walentyn Resnitschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Nach Angaben der ukrainischen Armee feuerte Russland insgesamt 75 Raketen auf die Ukraine ab, 41 davon seien von der Luftabwehr abgefangen worden. Über Einschläge berichten auch die Behörden von Lwiw, Chmelnyzkyj und Schytomyr.

Menschen aufgerufen, Schutz zu suchen

Die Bewohner des Gebiets wurden dazu aufgerufen, in den Bombenschutzkellern zu bleiben. Getroffen wurden Berichten zufolge nicht nur die Gebietshauptstadt Dnipro, sondern auch die Städte Nikopol und Marhanez, die dem Atomkraftwerk Saporischschja gegenüber am anderen Ufer des Flusses Dnipro liegen. In der Großstadt Saporischschja gab es nach den nächtlichen Raketenangriffen am Morgen ebenfalls Luftalarm.

Tote und Verletzte bei Explosionen in Kiew

Nach monatelanger relativer Ruhe erschütterten Explosionen mitten im Berufsverkehr auch die Hauptstadt Kiew. Bürgermeister Vitali Klitschko meldete zwei Detonationen im Schewtschenko-Viertel, einem Gebiet im Zentrum der Hauptstadt, zu dem die historische Altstadt und Regierungsgebäude gehören. Laut Klitschko wurde zum Teil auch "kritische Infrastruktur" getroffen, Details nannte er nicht.

Ersten Berichten zufolge gab es mindestens fünf Tote und zwölf Verletzte. Demnach wurden unter anderem ein Museum, eine Universität und ein Kinderspielplatz getroffen. Der Einschlag auf dem Spielplatz hinterließ einen großen Krater und verkohlte Bäume und Bänke. Mehrere Rettungswagen trafen am Angriffsort ein, berichtete AFP.

Menschen soll das Zentrum meiden

Die Behörden riefen die Menschen auf, das Stadtzentrum zu meiden. "Die Straßen im Zentrum sind gesperrt von Sicherheitskräften, Rettungsdienste sind im Einsatz", sagte Klitschko. Er forderte die Einwohner auf, sich in Notunterkünfte zu begeben. "Nehmen Sie warme Kleidung, Wasser, einen Vorrat an Lebensmitteln und Ladegeräte für Telefone mit", appellierte er. Die U-Bahn befördere derzeit keine Fahrgäste. In Kiew fungieren die Metrostationen als Schutzbunker. Auf Twitter sind Bilder zu sehen, wie Bürgerinnen und Bürger wie zu Beginn des Krieges die U-Bahn-Stationen zum Schutz aufsuchten. Ein BBC-Reporter, der live auf Sendung war, brach eine Schalte ab.

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Klitschko warnte derweil vor weiteren Raketenangriffen. Auch eine dpa-Reporterin berichtete aus dem Zentrum der Metropole von neuen Explosionen. Kiew war zuletzt im Juni angegriffen worden.

Einschläge auch im Osten und Westen der Ukraine

Vier Tote gab es Behördenangaben zufolge durch einen Raketenangriff in der ostukrainischen Großstadt Slawjansk im Gebiet Donezk. Der Einschlag sei im Stadtzentrum erfolgt, teilte Bürgermeister Wadym Ljach mit. In der westukrainischen Großstadt Lwiw seien schwere Explosionen zu hören, teilte der Bürgermeister Andrij Sadowyj mit. In mehreren Stadtteilen fiel der Strom aus.

Teilweise Strom- und Wasserversorgung unterbrochen

Bei den russischen Luftangriffen sind laut der ukrainischen Regierung elf wichtige Infrastruktureinrichtungen in Kiew und acht Regionen beschädigt worden. "Einige Gebiete sind nun von der Außenwelt abgeschnitten. Man muss sich auf zeitweilige Unterbrechungen von Licht, Wasserversorgung und Kommunikation einstellen", teilt Ministerpräsident Denys Schmyhal über Telegram mit.

Selenskyj fordert von Scholz und Macron "harte" Reaktion

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte Deutschland und Frankreich auf, "hart" auf die jüngsten Angriffe Russlands auf die Ukraine zu reagieren. Er habe mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gesprochen, teilte Selenskyj im Onlinedienst Twitter mit. "Wir haben über eine Stärkung unserer Luftabwehr gesprochen, über die Notwendigkeit einer harten europäischen und internationalen Reaktion sowie eines verstärkten Drucks auf Russland" angesichts der jüngsten russischen Angriffe, schrieb Selensykj.

Die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der sieben großen Industriestaaten (G7) halten am Dienstag Sonderberatungen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ab. Dies werde per Videokonferenz am Nachmittag (14.00 Uhr) stattfinden, teilte der Sprecher von Bundeskanzler Olaf Scholz, Steffen Hebestreit, mit. Die Bundesregierung verurteile die schweren russischen Raketenangriffe "aufs Schärfste".

Selenskyj: Russland will Ukraine von der Erde tilgen

Nach der Explosionsserie warf Selenskyj Russland vor, sein Land auslöschen zu wollen. "Sie versuchen, uns zu zerstören und uns vom Angesicht der Erde zu tilgen", erklärte der Präsident über den Kurznachrichtendienst Telegram. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bezeichnete den russischen Präsidenten Wladimir Putin als "einen Terroristen, dessen Sprache Raketen sind". "Der Feind wird für den Schmerz und den Tod bestraft, der über unser Land gebracht wurde! Wir werden unsere Rache bekommen!", schrieb das ukrainische Verteidigungsministerium auf seiner Facebook-Seite.

Putin: Raketenschläge gegen Ukraine Reaktion auf "Terroranschläge"

Kremlchef Putin bezeichnete die Raketenangriffe Moskaus gegen zahlreiche ukrainische Städte als Reaktion auf die "Terroranschläge" gegen russisches Gebiet. Zugleich drohte der russische Präsident Kiew bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrats mit einer noch härteren "Antwort", sollten die "ukrainischen Angriffe" fortgesetzt werden. Dem Sicherheitsrat gehören neben dem Präsidenten unter anderem die wichtigsten Minister und Vertreter der Sicherheitsdienste und des Militärs an.

Vergeltung für Zerstörung der Krim-Brücke

Zuvor hatte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine Vergeltung für die Explosion auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke am Samstag angedroht. Putin hatte am Sonntag von einem "Terroranschlag" auf die Brücke gesprochen und – wie Medien in Kiew – den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich gemacht. Bestätigt hatte der SBU eine Beteiligung aber nicht. Die SBU-Zentrale liegt im Stadtzentrum in Kiew. Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre.

Am Samstagmorgen hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben drei Menschen.

UN-Vollversammlung tagt in New York

In New York beginnt am Abend (21.00 Uhr MESZ) die UN-Vollversammlung ihre Beratungen zu den jüngsten völkerrechtswidrigen Annexionen von Teilen der Ukraine durch Russland. Am Ende der Sitzung, die sich aufgrund einer Vielzahl an Sprecherinnen und Sprechern bis Mittwoch hinziehen könnte, soll das mit 193 Mitgliedstaaten größte UN-Gremium über eine Resolution zur Verurteilung Moskaus abstimmen. Russland hatte im Vorfeld – wohl in der Hoffnung auf ein besseres Ergebnis – für eine geheime Abstimmung geworben. Ranghohe Diplomaten bezeichnen dies als beispiellosen Vorgang, der wohl keine ausreichende Unterstützung erhalten würde.

Borrell "zutiefst schockiert" über Angriffe

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Raketenangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Städte im Land "aufs Schärfste" verurteilt. Er sei "zutiefst schockiert über die Angriffe Russlands auf Zivilisten in Kiew und anderen Städten in der Ukraine", schrieb Borrell im Onlinedienst Twitter. "Solche Taten haben keinen Platz im 21. Jahrhundert", fügte Borrell hinzu. Borrell sagte weiter, dass zusätzliche militärische Unterstützung der EU "auf dem Weg" sei.

China und Indien fordern Entspannung

Im Vorfeld der Sitzung in New York kritisierte der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar den russischen Angriffskrieg. Der Krieg diene den Interessen von niemandem, sagte der Minister während eines Besuchs in Australien. Er äußerte sich jedoch nicht dazu, ob seine Regierung den Antrag der UN-Vollversammlung unterstützen würde. China rief zur Entspannung auf. "Wir hoffen, dass sich die Lage bald deeskaliert", sagt Außenministeriums-Sprecherin Mao Ning in Peking.

Der britische Außenminister James Cleverly bezeichnete die Angriffe auf zivile Gebiete in der Ukraine als "inakzeptabel". "Dies ist eine Demonstration der Schwäche von Putin, nicht der Stärke", schrieb Cleverly auf Twitter.

Mit Material von dpa, AP, Reuters, AFP

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