Ein ungewöhnlicher Zwischenfall im Zentrum der katholischen Kirche: Ein Mann hatte im Petersdom in Rom versucht, direkt am Hauptaltar zu urinieren. Papst Leo XIV. reagierte darauf ungewöhnlich scharf – und ließ die Basilika in einer feierlichen Zeremonie reinigen und neu segnen.
Mann will in Petersdom urinieren: Papst reagiert mit Sühne-Akt
Nach Angaben italienischer Medien berief der Papst den Erzpriester des Petersdoms, Kardinal Mauro Gambetti, zu einer Audienz ein. Dort habe ihn Leo XIV. "dringend angewiesen", einen Buß- und Sühneritus abzuhalten. "Die Heiligkeit des Ortes muss wiederhergestellt werden", zitierte die Zeitung "La Repubblica" aus vatikanischen Kreisen.
Am Montagmittag wurde der Petersdom daraufhin kurzzeitig geschlossen. Während des Ritus besprengte der Kardinal Altar und Kirchenschiff mit Weihwasser und sprach Bußpsalmen. Nach katholischer Tradition gilt das als notwendig, um einen durch obszöne oder blasphemische Taten entweihten Ort wieder zu heiligen.
Vatikan diskutiert über strengere Regeln
Der Vorfall vom Freitag war nicht der erste seiner Art. Im Februar hatte ein Mann Kerzenständer vom Altar gestoßen, 2023 hatte sich ein Aktivist dort entkleidet, um gegen den Ukrainekrieg zu protestieren. Nun sitzt der mutmaßliche Übeltäter, ein junger Mann aus dem Kosovo, im Polizeigewahrsam des Vatikans. Über seine Motive ist bisher nichts bekannt.
Im Vatikan wird seit Monaten über strengere Regeln im Petersdom diskutiert. Viele Geistliche beklagen, dass die Kirche wegen der Touristenströme oft mehr einem Museum als einem Ort des Gebets gleiche.
Vandalismus auch in bayerischen Kirchen
Auch in Bayern sind Fälle von Vandalismus in Kirchen keine Seltenheit. Laut bayerischer Polizei wurden im Jahr 2024 insgesamt 231 Fälle von Sachbeschädigung in Kirchen und Kapellen registriert, dazu elf Brandlegungen und 17 gemeinschädliche Brandstiftungen. In den Jahren zuvor gab es ähnliche Zahlen von Vandalismus in oder an Kirchen.
In den bayerischen Bistümern wird das Thema unterschiedlich stark wahrgenommen. Das Erzbistum München und Freising berichtet aktuell von keiner Zunahme solcher Delikte. Auch das Bistum Augsburg sieht keine auffällige Entwicklung, verweist aber auf einzelne Fälle von Schmierereien oder beschädigten Türen.
Bistum Regensburg: Schwindender Respekt vor religiösen Symbolen
Nur das Bistum Regensburg spricht von einer deutlichen Zunahme. Besonders häufig seien "Übergriffe wie das Umstoßen von Heiligenfiguren, das Köpfen von Madonnen" oder – tatsächlich also auch in Bayern: das "Urinieren in Kirchenräumen", heißt es aus dem Ordinariat. Man beobachtet einen schwindenden Respekt vor religiösen Symbolen und macht den Verlust religiöser Bindung dafür mitverantwortlich.
Trotz einzelner Vorfälle wollen die meisten Diözesen ihre Kirchen weiterhin offenhalten. "Kirchen sind Orte des Gebets und sollen zugänglich bleiben", betont ein Sprecher aus Regensburg. Gitter oder Alarmanlagen seien zwar möglich, aber meist nicht gewollt.
Mit Informationen der KNA
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