Was lange vermutet wurde, scheint nun Gewissheit: Offenbar hatte Russland wohl doch seine Finger im Spiel, als am 1. Weihnachtsfeiertag ein aserbaidschanisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Baku ins russische Grosny über Kasachstan abstürzte. Kreml-Chef Wladimir Putin bestätigte nun, dass zu dem Zeitpunkt des Unglücks die russische Luftabwehr aktiv gewesen sei.
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Grosny sei "von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen" worden – "und die russische Luftverteidigung wehrte diese Angriffe ab", sagte Putin laut einer Mitteilung des Kreml in einem Telefonat mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew. Putin äußerte sich jedoch nicht dazu, ob russische Luftabwehrraketen das Flugzeug trafen, was von vielen Experten vermutet wird.
Putin entschuldigt sich und drückt erneut seine Anteilnahme aus
Der russische Präsident bat in dem Gespräch mit dem aserbaidschanischen Staatschef den Angaben zufolge um Verzeihung. "Wladimir Putin entschuldigte sich dafür, dass sich der tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete", hieß es von Seiten des Kreml in Moskau.
Putin "sprach den Familien der Opfer erneut sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung". In dem Gespräch sei festgestellt worden, dass die aserbaidschanische Passagiermaschine vom Typ Embraer 190 wiederholt versuchte, auf dem Flughafen von Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, zu landen.
Selenskyj fordert Russland zur Wahrheit auf
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb seinerseits auf der Plattform X, er habe ebenfalls mit Aliyev gesprochen und sein Beileid ausgedrückt. Russland müsse Erklärungen geben und damit aufhören, Desinformationen zu verbreiten. Fotos und Videos zeigten eindeutig den Schaden am Flugzeugrumpf, der stark darauf hindeute, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete getroffen worden sei.
Ermittler aus Russland, Aserbaidschan und Kasachstan vor Ort
In der Mitteilung des Kreml hieß es, russische Ermittler hätten ein Verfahren wegen Verstoßes gegen die Regeln für die Sicherheit des Flugverkehrs eingeleitet. "Die ersten Ermittlungsmaßnahmen sind im Gange, und es werden zivile und militärische Spezialisten befragt."
Zudem seien zwei Mitarbeiter der aserbaidschanischen Generalstaatsanwaltschaft in Grosny, wo sie mit Vertretern der russischen Seite zusammenarbeiteten. Auch an der Absturzstelle in der Nähe von Aktau gingen die Arbeiten weiter der Ermittler aus Russland, Aserbaidschan und Kasachstan weiter, hieß es.
Baku und Washington sprechen von externem Angriff
Die aserbaidschanische Regierung in Baku hatte zuvor erstmals öffentlich von einem Waffeneinsatz gegen das in Kasachstan abgestürzte Passagierflugzeug gesprochen. Schäden am Wrack und Zeugenaussagen legten nahe, dass das Flugzeug von außen beschädigt worden sei. Dies sei über dem ursprünglichen Zielflughafen Grosny in Russland geschehen. Auch die US-Regierung in Washington führte den Vorfall auf eine externe Waffe zurück.
Die Maschine der aserbaidschanischen Fluggesellschaft mit 67 Menschen an Bord flog trotz ihrer Schäden über das Kaspische Meer. Bei der versuchten Landung in Aktau in Kasachstan stürzte sie ab. 38 Personen verloren dabei ihr Leben.
EU-Außenbeauftragte Kallas pocht auf unabhängige Untersuchung
Die Chefdiplomatin der Europäischen Union, Kaja Kallas, forderte etwa zeitgleich mit den Äußerungen aus Moskau eine rasche, unabhängige internationale Untersuchung. Berichte, dass russisches Feuer das Flugzeug der Azerbaijan Airlines verursacht haben könnte, erinnerten stark an den Flug MH17, schrieb die EU-Außenbeauftragte auf der Plattform X. Die Boeing der Malaysia Airlines wurde am 17. Juli 2014 über dem Donbass-Gebiet von einer russischen Luftabwehrrakete abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord starben.
Im Video: Putin entschuldigt sich für Flugzeugabsturz über Kasachstan
Mit Material von dpa und afp
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