Jahrelang hat Natascha Sagorski dafür gekämpft: Mutterschutz nach einer Fehlgeburt. Aus ihrer Petition wurde nun ein Gesetz.
Jahrelang hat Natascha Sagorski dafür gekämpft: Mutterschutz nach einer Fehlgeburt. Aus ihrer Petition wurde nun ein Gesetz.
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Jahrelang hat Natascha Sagorski dafür gekämpft: Mutterschutz nach einer Fehlgeburt. Aus ihrer Petition wurde nun ein Gesetz.
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Petition aus Bayern: Mutterschutz nach Fehlgeburt wird Gesetz

Petition aus Bayern: Mutterschutz nach Fehlgeburt wird Gesetz

Jahrelang hat Natascha Sagorski für ein Recht gekämpft, das sie selbst nie hatte: Mutterschutz nach einer Fehlgeburt. Aus ihrer Petition wurde ein Gesetz, das jetzt in Kraft tritt. Doch ihr Einsatz ist damit noch lange nicht am Ende.

Wie so oft hält sie ein Mikrofon in der Hand: Natascha Sagorski. Auf dem Münchner Marienplatz ist sie laut, fungiert als Sprachrohr betroffener Frauen – und beweist: Politik wird von Menschen gemacht. Die 40-Jährige aus Unterföhring hat es geschafft, dass ihre Petition zum Gesetz wird. Ab 1. Juni tritt der gestaffelte Mutterschutz in Kraft. Natascha Sagorski spricht im BR24-Interview von einem besonderen Tag: "Das gibt mir so viel Kraft und vor allem gibt es mir auch so viel Motivation. Den Menschen, die immer sagen, 'bringt eh alles nichts, dieses Engagement' – denen kann ich jetzt sagen: Hey, doch, es bringt was!"

Gestaffelter Mutterschutz: Neues Recht für Frauen nach Fehlgeburten

Bislang hatten Frauen bei einer frühen Fehlgeburt keinen Anspruch auf Mutterschutz. Erst ab der 24. Schwangerschaftswoche galt dieser. Das ändert sich jetzt:

  • ab der 13. Woche: 2 Wochen Mutterschutz
  • ab der 17. Woche: 6 Wochen Mutterschutz
  • ab der 20. Woche: 8 Wochen Mutterschutz

Jetzt sollten alle vom neuen Recht für Frauen erfahren. Dafür hat Sagorski in dieser Woche gesorgt: mit einer riesigen, weißen, leeren Wiege auf dem Marienplatz. Ein stilles Symbol für ein lautes Tabu, das sie sichtbar machen will. Ihr Ziel: Aufklärung. Denn das Gesetz allein reiche nicht. Kliniken, Praxen, Kassen und Arbeitgeber müssen informiert und sensibilisiert werden – vor allem aber müssten Frauen von ihrem neuen Recht erfahren und es in Anspruch nehmen.

Fehlgeburt: Vom persönlichen Drama zum politischen Thema

Für Sagorski selbst kommt das Gesetz zu spät. Nach ihrer frühen Fehlgeburt musste sie direkt wieder arbeiten – ohne Mutterschutz, ohne Krankmeldung. "Als ich damals meine Fehlgeburt hatte, war das kein politisches Thema, sondern einfach ein persönliches Drama." Aus Trauer wurde Wut, aus Wut Engagement. Vor drei Jahren startet sie eine Petition – über 75.000 Menschen unterschrieben.

Im Januar wird das Gesetz einstimmig beschlossen – trotz Wahlkampf und parteipolitischer Differenzen. "Dass dieses Baby, das leider nie lebend geboren wurde, ja eigentlich so viel auslöst und dass ich aufgrund dieses Verlustes dann auch irgendwie die Kraft geschenkt bekommen habe (…): Das sind immer wieder Momente, wo ich Gänsehaut bekommen", so Sagorski.

Bundesfamilienministerin Prien: Aus eigener Betroffenheit Mutterschutz für Selbstständige angehen

Auch Bundesfrauenministerin, Karin Prien, spricht im BR24-Interview von einer "wichtigen Errungenschaft". Es soll weitergehen: Der Mutterschutz für Selbstständige soll verbessert werden – das Thema steht bereits im Koalitionsvertrag. Eine Aufklärungskampagne und neue Finanzierungsmodelle sind geplant.

Prien kennt das Problem aus eigener Erfahrung, wie sie im BR24-Interview sagt: "Ich selber habe das erlebt, wie das ist – als selbstständige Rechtsanwältin – wenn man keinen Mutterschutz hat. Da muss man sehr schnell wieder anfangen zu arbeiten." Sie will sich dafür einsetzen – um damit auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Bekommen Frauenthemen in der Politik künftig weniger Gehör?

Sagorski und andere Frauen werden ganz genau beobachten, was die Ministerin wirklich bewegt. Gerade in Zeiten, in denen Frauen-Stimmen in der Politik drohen, unterzugehen, wie Sagorski meint. Der neue Bundestag ist männlicher und älter geworden. Der Frauenanteil bei den Abgeordneten sinkt von 36 auf jetzt 32 Prozent.

In der schwarz-roten Regierung haben vorwiegend Männer Spitzenpositionen inne: die wichtigsten Ministerien, Fraktionschefs, parlamentarische Geschäftsführer und Sprecher der Bundesregierung – alle in Männerhand. Auch die Zusammensetzung des mächtigen Koalitionsausschusses verdeutlicht dies: acht Männer, eine Frau. Sagorski ist mittlerweile selbst politisch aktiv, ist der SPD beigetreten.

Für sie ist klar: Es gibt viel zu tun im familienpolitischen Bereich. Die letzten Jahre hätten gezeigt, "wie wenig wert familienpolitische Themen im politischen Betrieb sind." Dass ihre Petition zum Gesetz wurde, ist ein Anfang – aber nicht das Ende des Engagements. "Denn die Demokratie braucht uns." Dafür wird Sagorski laut bleiben.

Im Video: Mutterschutz nun auch nach Fehlgeburten

Natascha Sagorski startete die Petition, nun wurde es Gesetz: Mutterschutz nun auch nach Fehlgeburten
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Mutterschutz nun auch nach Fehlgeburten

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