Blick in ein Sprechzimmer einer Hausarztpraxis.
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Der Hausärzteverband dringt bei der Ampelkoalition auf Entlastung von Praxen.

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Praxissterben droht: Hausärzte fordern Entlastung

Praxissterben droht: Hausärzte fordern Entlastung

Lange Wartezeiten oder weite Anfahrtswege: Die Folgen des Ärztemangels zeigen sich vielerorts ganz deutlich. Doch das Netz von Hausarztpraxen droht noch weiter auszudünnen. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband fordert nun spürbare Entlastungen.

In einigen Regionen Bayerns sind Hausärzte Mangelware. Doch die Zukunft sieht nicht besser aus: Weil es für viele Praxen keinen Nachfolger gibt, droht das Netz noch weiter auszudünnen. Laut einer Umfrage befürchtet ein Großteil der Deutschen deshalb eine Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung. Die Mediziner selbst appellieren nun an die Bundesregierung, für Entlastung im Arbeitsalltag zu sorgen.

Vorschläge der Ampel-Koalition liegen auf dem Tisch - doch Reformvorhaben steckt fest

Dabei hat die Bundesregierung bereits Verbesserungen für einen Erhalt des Praxisnetzes angekündigt. Nach einem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebrachten Gesetzentwurf sollen für Hausärzte Obergrenzen bei der Vergütung wegfallen. Eingeführt werden soll zudem eine Jahrespauschale zur Behandlung chronisch kranker Patienten. Dies soll Praxisbesuche in jedem Quartal nur zum Abholen von Rezepten vermeiden und mehr Behandlungsfreiräume schaffen.

Eine neue "Vorhaltepauschale" sollen Praxen bekommen, die bestimmte Kriterien erfüllen - etwa zu Haus- und Pflegeheimbesuchen oder Abendsprechstunden. Ziel ist es, den Beruf angesichts von 5.000 unbesetzten Hausarztsitzen attraktiver zu machen. Das im Mai vom Kabinett beschlossene Gesetz zur Reform der hausärztlichen Versorgung befindet sich aber noch in der parlamentarischen Abstimmung. Termine für eine zweite und dritte Lesung im Bundestag stehen bisher nicht fest.

Hausärzte warnen: Versorgung sicherzustellen wird immer schwieriger

Aus Sicht des Hausärztinnen- und Hausärzteverband dauert es zu lange. "Wir warten immer noch auf das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz und die zigmal versprochene Entbudgetierung", sagt die Co-Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverband, Nicola Buhlinger-Göpfarth, vor dem am Donnerstag beginnenden Hausärztetag in Berlin. Man brauche nur einen Bruchteil des Geldes, das zuletzt etwa in die Krankenhäuser gepumpt worden sei, um den Hausarztpraxen etwas Luft zum Atmen zu verschaffen. 

"Mit jedem Tag, mit dem sich die versprochenen Entlastungen nach hinten schieben, wird es für die Hausarztpraxen schwerer, die Versorgung sicherzustellen", betont sie. Ihr Verband schlug aber auch noch andere Maßnahme vor: Unter anderem Modelle, bei denen qualifizierte nicht-ärztliche Fachkräfte unter hausärztlicher Leitung mehr Verantwortung in der Versorgung und im Praxismanagement bekommen könnten - etwa mit Blick auf einfache Anliegen wie Erkältungen oder Routinehausbesuche.

Großteil der Deutschen sorgt sich vor kommenden Jahren

Dass die Reformen notwendig sind, das zeigt auch eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Demnach gehen 76 Prozent der Deutschen davon aus, dass es in den kommenden fünf Jahren schwieriger wird, eine Hausarztpraxis zu finden. 58 Prozent haben Sorge, dass die hausärztliche Versorgung für sie oder ihre Angehörigen in den kommenden Jahren nicht mehr sichergestellt werden kann. 29,4 Prozent glauben das nicht. Und 72 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Bundesregierung keine ausreichenden Maßnahmen zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung ergreift. Gefragt wurden knapp 5.000 Bundesbürger ab 18 Jahren.

Besprochen werden soll das alles auch beim am Donnerstag begonnenen 45. Hausärztinnen- und Hausärztetag in Berlin. 120 Delegierte aus ganz Deutschland wollen noch bis Freitag über aktuelle Themen der Gesundheitspolitik diskutieren. Im Fokus sollen außerdem die Initiativen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens stehen.

Mit Material der dpa und afp

Im Audio: Bundesgesundheitsminister Lauterbach will hausärztliche Versorgung reformieren

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
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Die Bundesregierung hat bereits ein Gesetz zur Reform der hausärztlichen Versorgung beschlossen. Nun muss noch der Bundestag grünes Licht geben.

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