Reinhold Messner im Jahr 2005 mit dem ersten Schuh seines verstorbenen Bruders in Islamabad
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Reinhold Messner im Jahr 2005 mit dem ersten Schuh seines verstorbenen Bruders in Islamabad

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Tödlich verunglückter Bruder: Messner empfängt zweiten Schuh

Tödlich verunglückter Bruder: Messner empfängt zweiten Schuh

Neue Episode im größten Streitfall der Alpingeschichte: Bergsteiger Reinhold Messner hat den zweiten Schuh seines verunglückten Bruders empfangen. "Verschwörungstheorien" über den Tod von Günther Messner sind für ihn damit "endgültig widerlegt".

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Für Reinhold Messner ist es ein sichtlich bewegender Augenblick, als der Überbringer aus Pakistan den Inhalt der Plastiktüte enthüllt. Sie enthält etwas für Messner höchst Wertvolles: den zweiten Schuh seines Bruders Günther, der im Juni 1970 am Nanga Parbat ums Leben gekommen war. Dieser zweite Schuh von Günther Messner war vor zwei Jahren durch Einheimische im Bereich des Diamirgletschers am Fuß des 8.125 Meter hohen Nanga Parbats im westlichen Himalaya entdeckt worden.

Erster Schuh von Messner wurde 2005 gefunden

Der Moment der Schuh-Übergabe wurde der Öffentlichkeit am vergangenen Sonntag durch ein Video auf Messners Instagram-Kanal bekannt. Der erste Schuh von Günther Messner war 2005 im unteren Bereich der Diamirflanke gefunden worden. Im Jahr davor fand man einen Wadenknochen, der genetischen Untersuchungen zufolge von Günther Messner stammt.

Die beiden Schuhe des verunglückten Bruders sind untrennbar verbunden mit dem größten und entscheidenden Wendepunkt im Leben von Reinhold Messner. Nach der schicksalhaften Nanga Parbat-Expedition von 1970 legte Reinhold Messner einen kometenhaften Aufstieg als Bergsteiger hin. Ihm gelang die erste Besteigung aller 14 Achttausender, darunter die Erstbesteigung des Mount Everests ohne Sauerstoff im Jahr 1978. Trotz des großen Erfolgs als Profi-Alpinist, Vortragsredner und Buchautor lässt die Kontroverse um den Bruder Reinhold Messner bis heute nicht los.

Einer der größten Streitfälle der Alpingeschichte

Aus der Sicht von Reinhold Messner ist der Fundort von Günther Messners Überresten auf dem Diamirgletscher der endgültige Beweis dafür, dass seine Version der tragischen Geschichte vom Tod seines Bruders der Wahrheit entspricht. Die Frage, wo und wie Günther Messner während der Nanga Parbat-Expedition im Juni 1970 genau ums Leben kam, ist Kern eines jahrzehntelangen Streits zwischen Reinhold Messner und den damaligen Kameraden. Es gab gerichtliche Auseinandersetzungen, Vorwürfe unterlassener Hilfeleistung und zahlreiche Bücher und Filme zur jeweiligen Sicht der Dinge.

Am 27. Juni 1970 klettert Reinhold Messner nachts vom letzten Hochlager in der Rupalwand alleine los, um den Gipfel des Nanga Parbat zu erreichen. Spontan und entgegen der Absprachen folgt ihm sein Bruder Günther Stunden später. Seine Biwakausrüstung lässt er zurück. Die Route führt durch die sogenannte Merklrinne, einem steilen Couloir mit anspruchsvoller Kletterei auf rund 8.000 Metern Höhe. Für alles, was danach mit Günther Messner passiert, gibt es nur einen Zeugen: Reinhold Messner.

Messner: Überschreitung des Nanga Parbat war Notfall

Reinhold Messner berichtet, dass ihn der Bruder eingeholt hätte und sie am späten Nachmittag gemeinsam den Gipfel des Nanga Parbat erreicht hätten. Stapfspuren im Schnee sowie ein am Gipfel zurückgelassenes Paar Handschuhe, die am nächsten Tag von den nachfolgenden Expeditionsteilnehmern gefunden wurden, belegen das. Was sich danach ereignet hat, ist umstritten.

Die Kurzversion von Reinhold Messner Darstellung lautet: Aus der Not heraus, weil Günther höhenkrank war und sie mangels Seil nicht durch die schwierige Merklrinne abseilen konnten, sei er mit dem Bruder nach einem Notbiwak auf der anderen Seite des Berges durch die Diamirflanke abgestiegen. Kurz vor Ende des Abstiegs sei Günther dann am Wandfuß von einer Lawine verschüttet worden. Die Fundorte des Knochens und der beiden Schuhe auf dem Diamirgletscher wären Beweise dafür, betont Reinhold Messner immer wieder. So auch jetzt bei der Übergabe des zweiten Schuhs.

Gegenseite: Günther Messners Tod auch im Gipfelbereich möglich

Andere Bergsteiger aus der damaligen Expedition berichten von Widersprüchen in Messners Darstellungen. Lange halten sie sich bedeckt, gehen aber nach dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung durch Reinhold Messner bei einer Buchvorstellung im Jahr 2001 mit ihrer Version an die Öffentlichkeit: Messner hätte beim letzten Rufkontakt mit Felix Kuen und Peter Scholz aus der nachfolgenden Seilschaft den Halbsatz "Alles in Ordnung" verlauten lassen. Und das, obwohl Günther nach Messners eigener Darstellung zu diesem Zeitpunkt bereits in ernstem Zustand gewesen sein muss.

Auch hätte Reinhold Messner während der Wochen der Expedition immer wieder von der Überschreitung des Nanga Parbat geschwärmt und das Vorhaben anhand eines Fotos von der Diamirflanke konkret geplant. Das berichtet Gerhard Baur, der als Letzter Günther Messner bei seinem überstürzten Aufbruch bei Lager V gesehen hat. Außerdem sei der Fundort von Günther Messners Schuhen kein Beweis für den Unglücksort. Wind, Wetter, Lawinen und die Schwerkraft könnten den Leichnam mit den Jahren vom Berg ins Tal befördert haben. Günther Messner könne auch im Gipfelbereich des Nanga Parbat ums Leben gekommen sein.

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