Shaked Haran, die ihren Vater verloren hat und deren Mutter, die deutsche Staatsangehörige Shoshan Haran, sowie weitere Verwandte verschleppt wurden.
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Shaked Haran, die ihren Vater verloren hat und deren Mutter sowie weitere Verwandte verschleppt wurden.

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Rückkehr in zerstörten Kibbuz: "Hier wartet nun niemand mehr"

Rückkehr in zerstörten Kibbuz: "Hier wartet nun niemand mehr"

Der Kibbuz Be’eri war einer der ersten Orte, den Terroristen der Hamas aufsuchten. Er wurde weitgehend zerstört, Menschen wurden getötet oder verschleppt. Darunter auch die Familie von Shaked Haran. In dieser Woche ist sie zurückgekehrt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ihre letzte Fahrt in den Kibbuz Be’eri war vor etwa einem Monat. Shaked Haran erinnert sich noch genau. "Wir saßen damals im Auto mit den Kindern. Wir haben Musik gehört, haben gesungen. Und als wir ankamen, haben meine Eltern vor dem Haus schon auf uns gewartet." Nichts deutete damals darauf hin, dass sich am 7. Oktober für ihre Familie, für Be’eri und für Israel alles verändern würde.

Kürzlich ist Shaked wieder in den Kibbuz gefahren. Diesmal mit Vertretern der Vereinten Nationen und dem Roten Kreuz – zu ihrem völlig zerstörten Elternhaus, in dem beim Überfall von Terroristen der radikal-islamischen Hamas ihr Vater ermordet und ihre Mutter als Geisel nach Gaza entführt wurde. "Hier wartet nun niemand mehr auf mich." Drei Familienmitglieder hat Shaked verloren, sieben wurden verschleppt. Was aus ihnen wurde, weiß sie nicht. Seit drei Wochen gibt es keine Informationen, kein Lebenszeichen.

Der Kibbuz sieht aus wie ein Kriegsgebiet

"Ich hatte große Angst, diesmal nach Be’eri zufahren", erzählt Shaked im Interview mit BR24. Auf der Fahrt sei diesmal: Stille und Trauer. "Der Kibbuz besteht nur noch aus Ruinen. Es sieht aus wie ein Kriegsgebiet. Häuser wurden vollständig abgebrannt und an den Wänden stehen nun arabische Schriftzüge mit den Namen der Terroristen, die dort waren."

Be’eri liegt nur wenige Kilometer neben dem Gazastreifen. Einer der ersten Orte, an dem Terroristen am Morgen des 7. Oktober beim großangelegten Angriff der Hamas auf Israel ankommen. Sie dringen in Häuser ein, töten ganze Familien, zerstören den Kibbuz, in dem bis vor wenigen Tagen noch etwa eintausend Menschen friedlich zusammenlebten. Mehr als 1.400 Menschen wurden bei dem Überfall getötet, mehr als 100 von ihnen allein in Be’eri.

Im Schutzraum konnte sich niemand mehr retten

Angekommen an ihrem Elternhaus steht Shaked vor einem Trümmerfeld. "Ich gehe ins Haus und sehe die Stelle, wo unser Tisch mit den Kaffeetassen stand. Aber es ist absolut nichts mehr übrig. Sogar die Bilder an der Wand wurden verbrannt." Der einzige Raum, der dem Angriff standgehalten hat, ist der Schutzraum. Doch in den konnte sich niemand mehr retten.

Auf einer Karte von Be’eri sind nicht viele Orte gekennzeichnet. Eine Bushaltestelle, ein Gemeinschaftsgarten – und fünf Luftschutzbunker. Den Gefahren durch mögliche Angriffe aus dem Gazastreifen waren sich die Bewohner hier bewusst. Dem Überfall aber waren sie wehrlos ausgesetzt. Stundenlang war Be’eri unter der Kontrolle der Hamas, ehe die israelische Armee kam und die Besatzung beendete. Währenddessen sind Geiseln aus Be’eri und vielen anderen Orten längst im Gazastreifen.

Shaked will mehr Druck aus dem Ausland

Unter ihnen auch Shaked Harans Mutter, ihre Tante, deren Tochter und die Familie von Shakeds Schwester – die Kinder sind acht und drei Jahre alt. Von ihnen fehlt seither jede Spur. "Niemand weiß etwas über sie, niemand weiß, ob sie am Leben sind. Oder ob sie zusammen oder getrennt voneinander gefangen gehalten werden."

Shakeds Mutter, ihre Schwester und die beiden Kinder haben einen deutschen Pass. Wann immer sie sich an die Öffentlichkeit wendet, appelliert sie neben der israelischen auch an die deutsche Regierung, alles zu unternehmen, um sich für ihre Familie und die mindestens 240 Geiseln in Gaza einzusetzen. Welche Schritte genau unternommen werden, weiß sie nicht: "Aber es ist nicht genug." Sie sei im Austausch mit der deutschen Regierung und der Botschaft in Tel Aviv, erzählt sie. Doch es verfestige sich der Eindruck, dass der Druck aus dem Ausland nicht groß genug sei.

Ihr gehe es nicht um Empathie aus Deutschland – sondern nur um konkrete Schritte und Ergebnisse. "Ich kann natürlich nicht beurteilen, was genau Deutschland unternehmen kann. Aber ich weiß, dass Deutschland gute Verbindungen nach Katar pflegt und über jegliche internationalen Kontakte. Deutschland wird als mächtiges Land in der EU und in der ganzen Welt wahrgenommen. Und deswegen habe ich die Hoffnung und die Erwartung, dass Deutschland eingreift. Der Kanzler und die Außenministerin waren hier, sie haben alles gesagt, sie waren großartig." Sie zu hören, sei wichtig gewesen. Doch es brauche Ergebnisse, ein Lebenszeichen, die Freilassung.

Unklar, ob durch die Bodenoffensive die Gefahr für die Geiseln steigt

Ankündigungen der Hamas, in den kommenden Tagen ausländische Geiseln freizulassen, haben für Shaked keinen Wert. Zu viel sei gesagt und am Ende nicht eingehalten worden. Seit Beginn des Krieges greift Israel Stellungen der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen an. Zunächst aus der Luft – mittlerweile schreitet auch die Bodenoffensive weiter voran. Welches Gefühl das in ihr auslöst, ist für Shaked Haran schwer zu sagen.

Für sie sei es nicht einschätzbar, ob die Gefahr für die Geiseln dadurch weiter steigt – oder ob es die Chancen auf eine Rettung erhöhen, je näher die israelische Armee den Gefangenen kommt. "Ich kann nur das Beste für sie hoffen, das gibt mir Kraft. Doch natürlich schwanke ich ständig zwischen Hoffen und Bangen."

Im Video vom 1. November: Lage im Gazastreifen

Lage im Gazastreifen am 1. November
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Lage im Gazastreifen am 1. November

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