Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja. (Archivfoto)
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Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja. (Archivfoto).

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Sorge um Atomkraftwerk Saporischschja: G7 schaltet sich ein

Sorge um Atomkraftwerk Saporischschja: G7 schaltet sich ein

Nach dem Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja wächst die internationale Besorgnis. Die Außenminister der G7 fordern, dass die Anlage wieder unter ukrainische Kontrolle kommt. Russlands "fortdauernde Herrschaft" über das AKW gefährde die Region.

Das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist trotz des Beschusses vor wenigen Tagen weiter in Betrieb. "Das AKW Saporischschja funktioniert mit dem Risiko von Verstößen gegen die Vorgaben der Strahlungs- und der Brandsicherheit", teilte der Kraftwerksbetreiber Enerhoatom mit. Aktuell sind nach der Notabschaltung eines Blocks zwei Reaktoren des Kraftwerks in Betrieb.

Beschuss am Wochenende

Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig den Beschuss des Geländes am vergangenen Wochenende vor. Unabhängig lassen sich die Vorwürfe bislang nicht überprüfen. Das Kraftwerk im Ort Enerhodar im südukrainischen Gebiet Saporischschja ist mit sechs Blöcken und einer Nettoleistung von 5.700 Megawatt das größte Atomkraftwerk Europas. Die russische Armee eroberte es Anfang März kurz nach dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine.

Chef des Kraftwerksbetreibers erhebt Vorwürfe

Am Dienstag hatte der Chef von Enerhoatom, Petro Kotin, den Russen vorgeworfen, gezielt drei Hochspannungsleitungen zerstört zu haben. Damit solle der Anschluss des Atomkraftwerks an die 150 Kilometer entfernte Halbinsel Krim vorbereitet werden. "Um das AKW auf die Krim umzustellen, müssen sie den gesamten Süden der Ukraine, den besetzten Teil der Gebiete Cherson und Saporischschja abschalten", erläuterte Kotin im Fernsehen. Danach würden diese Gebiete schrittweise von der Krim aus wieder ans Stromnetz angeschlossen und seien dann mit dem russischen Stromnetz synchronisiert. Dann könne das AKW Saporischschja nicht mehr an das ukrainische Energienetz angeschlossen werden.

Hintergrund ist eine Mitteilung vom Juli, wonach die 2015 zerstörten Stromleitungen zur von Russland annektierten Krim repariert worden seien. Zudem hatte sich die Ukraine mit dem benachbarten Moldau kurz nach Kriegsbeginn Ende Februar vom ehemals sowjetischen Stromnetz abgekoppelt. Im März hatten sich beide Staaten dann an den europäischen Stromnetzverbund angeschlossen.

G7 an Moskau: AKW ukrainischer Kontrolle unterstellen

Die Außenminister der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) forderten Moskau unterdessen auf, das Kernkraftwerk unverzüglich wieder der vollständigen Kontrolle der Ukraine zu unterstellen. "Das ukrainische Personal, das für den Betrieb des Kernkraftwerks Saporischschja verantwortlich ist, muss in der Lage sein, seinen Aufgaben ohne Drohungen oder Druck nachzukommen", teilte das Auswärtige Amt in Berlin in einer Erklärung der G7-Außenminister mit. "Es ist Russlands fortdauernde Herrschaft über das Kernkraftwerk, die die Region gefährdet", kritisierte die Runde.

Die G7 bezogen ihre Forderung auch auf sämtliche anderen kerntechnischen Anlagen innerhalb der international anerkannten Grenzen der Ukraine, um deren sicheren und gesicherten Betrieb zu gewährleisten. Die Außenminister warnten, das Vorgehen Russlands erhöhe das Risiko eines nuklearen Unfalls oder Zwischenfalls erheblich und gefährde die Bevölkerung der Ukraine, die Nachbarstaaten sowie die Weltgemeinschaft.

Russland: UN spielen negative Rolle

Das russische Außenministerium erhob bezüglich der Eskalation um das Atomkraftwerk unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Vereinten Nationen. "Die UN haben in dem vorliegenden Fall leider eine negative Rolle gespielt", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa dem staatlichen russischen Radiosender Sputnik.

Die Diplomatin warf den verantwortlichen Stellen in den Vereinten Nation vor, eine Inspektionsreise der IAEA verhindert und damit eine Eskalation der Lage provoziert zu haben. "Im UN-Sekretariat, welches sich mit Problemen der Atomenergie befasst, darunter auch mit den Folgen technischer Katastrophen und der Problematik im weitesten Sinne, sollten sie begreifen, dass die Welt am Abgrund wandelt", erklärte Sacharowa.

  • Zum Artikel: "AKW-Angriff - Moskau warnt vor 'katastrophalen Folgen' für Europa"

UN-Sicherheitsrat soll sich mit Beschuss befassen

Auf Initiative Russlands soll sich der UN-Sicherheitsrat an diesem Donnerstag in New York mit dem Beschuss beschäftigen. Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), Rafael Grossi, soll den Sicherheitsrat über den Zustand des AKW unterrichten.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Gouverneur: 13 Tote bei Bombardements nahe AKW

Die Lage bleibt angespannt: Bei russischen Bombardements in der Nähe des Atomkraftwerks wurden nach Angaben der örtlichen Behörden 13 Zivilisten getötet. "Es war eine schreckliche Nacht", schrieb der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Valentin Resnitschenko, bei Telegram.

Zwölf der Todesopfer wurden demnach in der Stadt Marganez gezählt, die auf der anderen Seite des Flusses Dnipro gegenüber dem Atomkraftwerk von Saporischschja liegt, wie der Regionalratsvorsitzende Mykola Lukschuk mitteilte. Durch das Bombardement seien mehrere Verwaltungsgebäude, eine Schule und ein Kulturzentrum beschädigt worden. Außerdem seien wegen der Unterbrechung einer Leitung tausende Menschen ohne Strom.

Notstand nach Explosionen auf der Krim

Unterdessen wurde nach den Explosionen auf dem Militärstützpunkt Saki auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim der Notstand in der Region verhängt. Der Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow, sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass mindestens 252 Bewohner des benachbarten Kurorts Nowofjodorowka in Notunterkünfte umgesiedelt werden. Die Gasversorgung zweier Ortschaften wurde demnach vorübergehend abgestellt.

Bei den Explosionen am Dienstag ist nach offiziellen Angaben mindestens ein Mensch ums Leben gekommen, 14 Menschen wurden demnach verletzt. Aksjonow versprach den Besitzern der beschädigten Wohnhäuser Schadenersatz zwischen 10.000 und 100.000 Rubel (umgerechnet 166 bis 1.660 Euro). Laut Aksjonow laufen strafrechtliche Ermittlungen zu den Explosionen.

Das russische Verteidigungsministerium nennt bisher einen Verstoß gegen die Brandschutzregeln als wahrscheinlichste Ursache des Vorfalls. Experten vermuten, dass diese Version aus Imagegründen präsentiert wird. Moskau wolle seine Verletzlichkeit durch ukrainische Waffensysteme nicht eingestehen, hieß es. Zahl und Wucht der Explosionen legten dagegen einen gezielten Angriff der Ukraine nahe. Es wäre die erste militärische Attacke auf Ziele auf der Schwarzmeer-Halbinsel, die Russland 2014 annektiert hatte.

Mit Material von dpa und AFP.

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