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Spendenbereitschaft auf Vor-Corona-Niveau – aber Inflation hemmt

Spendenbereitschaft auf Vor-Corona-Niveau – aber Inflation hemmt

Viele Projekte in Deutschland sind auf Spenden angewiesen. Zwar befinde sich die Spendenbereitschaft auf gutem Niveau, wie es jetzt vom Deutschen Spendenrat heißt. Aber: Die Inflation hemmt beim Spenden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Thomas Haugg hat einen Traum: eine E-Bike-Staffel für das Rote Kreuz im Landkreis Augsburg. Denn: Die Räder sollen die vorhandene Motorradstaffel im Sanitäts-Einsatz ergänzen. Wenn das Gelände zu den Patienten schwer erreichbar ist, kommen die Motorräder an ihre Grenzen.

Doch Hauggs Traum kostet – und wird daher nur mit Spenden wahr: "Allgemeine Spenden sind schwer zu bekommen", meint Haugg, der Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes in Augsburg-Land ist. Bei zweckgebundenen Spenden, wie beispielsweise der konkreten Fahrrad-Staffel, hofft Haugg hingegen auf eine hohe Spendenbereitschaft.

Spenden in Deutschland und Bayern auf gutem Niveau

Die gute Nachricht: Die Deutschen sind generell spendenbereit. Das macht die jetzt veröffentlichte "Bilanz des Helfens 2023" des Deutschen Spendenrats e.V. deutlich. Demnach wurden im vergangenen Jahr rund fünf Milliarden Euro gespendet. Das sind zwar zwölf Prozent weniger als im Vorjahr – aber die Menschen seien trotz aller Krisen bereit, Gutes zu tun, bilanziert Martin Wulff, Geschäftsführer des Spendenrats.

Hinzukommt: Der Spendenrückgang war erwartbar, denn in den Krisenjahren 2021/22 wurden aufgrund der Flutkatastrophe im Ahrtal und dem Beginn des Ukraine-Kriegs Rekordspenden generiert. Jetzt pendelt sich die Spendenbereitschaft wieder auf Vorkrisenniveau ein.

So auch in Bayern: Im vergangenen Jahr wurden rund 837 Millionen Euro an Spenden eingenommen. Das entspricht einem Minus von 18 Prozent zum Vorjahr 2022.

Inflation hemmt Spendenbereitschaft

Was sich bei der Spendenbereitschaft auch bemerkbar macht, ist die Inflation. In Zeiten hoher Lebensmittelpreise stellten sich Menschen "auf das persönlich Notwendige ein", so Wulff. "Die Frage, ob man sich bestimmte Dinge noch leisten kann, mussten viele Menschen immer häufiger mit einem 'Nein' beantworten. Diesem Pragmatismus fallen in Teilen auch die Spenden an Hilfsorganisationen zum Opfer." Gerade deswegen seien die vorhandenen Spendenleistungen bemerkenswert, so Wulff.

Der größte Spendenrückgang wurde bei der Not- und Katastrophenhilfe verzeichnet. Während Spenden auch bei der Kultur- und Denkmalpflege oder dem Klima- sowie Tierschutz zurückgingen, gab es hingegen ein Plus im Bereich "Krankheit/Behinderung" von fünf Prozent. Normalisiert haben sich die Spendeneinnahmen für Geflüchtete – sie liegen mit 459 Millionen Euro in Deutschland aber immer noch knapp ein Drittel höher als im Jahr 2019.

Gruppe der über 60-Jährigen spendet am meisten

Zwar nimmt die Spenderzahl ab. Aber: Diejenigen, die im Vorjahr gespendet hatten, taten dies aber so häufig wie nie zuvor. Eine Gruppe fällt dabei besonders auf: die Generation der über 60-Jährigen. Unverändert liegt ihr Anteil beim Spendenvolumen im vergangenen Jahr bei 61 Prozent. Einen Zugewinn beim Spenden gab es zudem in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen: Ihr Anteil stieg von sechs auf zehn Prozent. "Ein Trend, der Hoffnung für das zukünftige Spendenaufkommen macht", wie es vom Deutschen Spendenrat heißt.

Appell an Organisationen: Projekte transparent machen

Generell lautet der Appell des Spendenrats: Transparenz zu den Projekten, für die gespendet wird, herstellen. "Für die spendensammelnden Organisationen wird es daher darum gehen, gegenüber den Spendenden weiterhin nachvollziehbar und freiwillig Rechenschaft über die Wirkkraft ihrer Projekte abzulegen", so Wulff.

Das will Thomas Haugg vom Roten Kreuz in Augsburg machen. Er hofft jetzt auf Spenden, damit der Traum von der E-Bike-Staffel für Einsätze wahr wird.

Info zur Datenerhebung:

Die Hochrechnungen für die "Bilanz des Helfens" werden vom Deutschen Spendenrat e.V. beim Marktforschungsinstitut GfK in Auftrag gegeben. Die Daten basieren auf kontinuierlichen, schriftlichen Erhebungen und stellen eine repräsentative Stichprobe von 10.000 Teilnehmenden dar.

Unter anderem werden Spendenvolumen, Spendenhöhe und bevorzugte Tätigkeitsbereiche abgefragt.

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