Gaszähler zur Erfassung des Gasverbrauch im Privathaushalt
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Studie: Deutschland muss Gasverbrauch um 30 Prozent reduzieren

Studie: Deutschland muss Gasverbrauch um 30 Prozent reduzieren

In Brüssel, Berlin und Hannover geht es heute um die Energiekrise. Eine Studie ergab nun: Wir sparen alle noch zu wenig. Die Menschen müssen ihren Gasverbrauch deutlich stärker einschränken, um Engpässe zu verhindern.

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In Brüssel diskutieren die EU-Länder über einen Gaspreisdeckel, der Bundestag in Berlin berät über milliardenschwere Entlastungen und in Hannover kommen die 16 Ministerpräsidenten zusammen und sprechen auf ihrer zweitägigen Ministerpräsidentenkonferenz über den weiteren Kurs in der Energiekrise. Nun hat eine Studie ergeben: Wir sparen alle noch zu wenig - die Menschen in Deutschland müssen ihren Verbrauch von Gas künftig noch deutlich stärker einschränken.

Die Energiestudie von 30 Forscherinnen und Forschern aus dem vom Bund geförderten Kopernikus-Projekt Ariadne nennt zudem einen konkreten Zielwert. "30 Prozent des Gasverbrauchs aus Vorkrisenzeiten müssen runter", so Gunnar Luderer, Vize-Leiter des Ariadne-Projekts vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Mit Einsparungen in dieser Größenordnung könne man nicht nur eine Gasmangellage mit Lieferunterbrechungen vermeiden. "Wir können damit auch die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß begrenzen." Kurzfristig sei dies der wichtigste Baustein, um Deutschlands Energiesouveränität und geopolitische Widerstandskraft wieder zu erhöhen.

Energiesicherheit und Klimaschutz miteinander vereinbar

Die Fachleute aus dem Kopernikus-Projekt Ariadne hatten in der Studie verschiedene Modelle und Szenarien durchgerechnet, wie Deutschland einen Weg aus der Gaskrise finden kann. Die Studie zeige, dass Energiesicherheit und Klimaschutz dabei miteinander vereinbar seien. Allein den Gasverbrauch zu verringern, würde 50 Millionen Tonnen weniger CO2 pro Jahr bedeuten - im Vergleich zum Mittelwert aus den Jahren 2017 bis 2021. Ein Teil der Gasminderung gehe zwar mit einem Brennstoffwechsel auf Kohle oder Heizöl einher. Die dadurch entstehenden Mehremissionen seien jedoch durch den europäischen Emissionshandel gedeckelt.

Private Gaskunden sparen noch zu wenig

Bei den privaten Gaskunden verzeichnet die Studie bislang noch keine umfassende Einsparung. Bei Kleinverbrauchern werde Gas im Wesentlichen zum Heizen verwendet. Hier seien die Abweichungen vom Verbrauchsniveau der Vorjahre bisher vor allem witterungsbedingt. Bei der Stromerzeugung sei im Vergleich zum Jahr 2021 bislang weniger Gas verwendet worden, gemessen am langjährigen Mittel sei der Wert aber konstant. "Die Industrie hingegen reagiert deutlich sensibler auf die hohen Preise: Bisher ist der industrielle Gaseinsatz im Jahr 2022 um etwa 20 Prozent gegenüber den Vorjahren zurückgegangen", heißt es in der Studie.

Heizen nach Bedarf statt Dauerbetrieb

Das größte Potenzial für die kurzfristige Senkung des Gasverbrauchs im Gebäudesektor liege in einem geänderten Heizverhalten in den eigenen vier Wänden, erklärte Christoph Kost vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Der Wissenschaftler sprach sich dafür aus, die Raumtemperatur um ein oder zwei Grad zu senken, die Heizung nur nach Bedarf statt im Dauerbetrieb zu nutzen und "intelligente" Heizungsregler zu verwenden.

Szenarien für den Winter

Die Bundesnetzagentur sieht derweil Chancen, dass Deutschland ohne Gasmangellage durch den Winter kommt, kann letztere aber auch nach neu berechneten Szenarien nicht ausschließen. "Im Szenario 2 würde eine Gasmangellage bereits ab Ende Februar drohen", heißt es in einer Einschätzung der Behörde, aus der die Zeitung "Rheinischen Post" berichtet. In dem Szenario geht die Behörde davon aus, dass die in Deutschland verbleibende Menge Gas durch sinkende Importe um 46 Gigawattstunden auf 51 Gigawattstunden reduziert und der Winter kalt werden wird.

Wenn Deutschland hingegen genug Gas einspart, könne die Mangellage verhindert werden. "Wenn wir in Deutschland unser Sparziel von mindestens 20 Prozent weiterhin einhalten, drei LNG-Terminals spätestens zum Jahresbeginn einspeisen und der erwartete, winterbedingte Rückgang der Importe sowie der Anstieg der aktuell besonders niedrig ausfallenden Exporte eher moderat ausfällt, dann kommen wir ohne eine nationale Gasmangellage durch den Winter."

Strompreisbremse ähnlich wie Gaspreisbremse

Unterdessen wurde bekannt, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Strompreisbremse zusammen mit der Gaspreisbremse einführen und ähnlich gestalten will. Das geht aus einem Papier mit dem Titel "Strompreisbremse – mögliche Optionen" hervor, aus dem die Zeitung "Rheinische Post" berichtet. Demnach soll es auch beim Strom ein subventioniertes Basiskontingent für Haushalte geben. Die Entlastung soll über die Stadtwerke erfolgen. "Die Vertriebe müssen ihre Kunden über ein Basiskontingent entlasten", zitiert das Blatt aus dem Papier. Beim Gas soll laut Gaskommission das Basiskontingent bei 80 Prozent liegen. "Soweit möglich und sinnvoll" soll sich an Vorschlägen der Gaspreiskommission orientiert werden. Der Kabinettstermin für die Strom- und Gaspreisbremse ist demnach für den 18. November 2022 angesetzt mit dem Ziel, diese "soweit möglich und sinnvoll" einheitlich umzusetzen.

Mit Informationen von Reuters, dpa

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