US-Präsident Donald Trump sieht nach einem erneuten Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin keine Chance auf eine sofortige Lösung im Ukraine-Krieg. Auf seiner Plattform Truth Social nannte er es ein gutes Gespräch, aber: "Kein Gespräch, das zu einem sofortigen Frieden führen wird".
Was bisher über das Telefonat bekannt wurde
Das Gespräch hat nach Trumps Angaben etwa eine Stunde und 15 Minuten gedauert. Darin sei es um die jüngsten Angriffe der Ukraine auf Militärflugzeuge im russischen Hinterland gegangen sowie um andere Angriffe von beiden Seiten. Trump und Putin hatten Mitte Mai zuletzt miteinander telefoniert.
Der Kreml hat das Telefonat als "produktiv" bewertet. "Am Ende des Gesprächs bezeichneten beide Staatschefs den Meinungsaustausch als positiv", sagte Putins Berater Juri Uschakow vor Reportern. Beide hätten ihren Wunsch bekräftigt, "in ständigem Kontakt zu bleiben". Trump habe zudem betont, dass die USA nicht im Vorfeld über die ukrainischen Drohnenangriffe informiert worden seien.
Nach ukrainischen Angriffen: Putin kündigt Gegenschlag an
Nach monatelanger Vorbereitung hatte der ukrainische Geheimdienst am Wochenende einen umfassenden Schlag gegen mehrere russische Militärflugplätze durchgeführt. Dabei seien insgesamt über 40 Maschinen im Gesamtwert von sieben Milliarden Dollar zerstört worden, hieß es vom ukrainischen Geheimdienst SBU. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.
Das russische Militär sprach von "Terrorangriffen" und "einigen" beschädigten Flugzeugen bei Murmansk und Irkutsk. Trump gegenüber habe Putin nun eine Antwort auf die ukrainischen Drohnenangriffe angekündigt.
Telefonat auch zwischen Putin und Papst Leo XIV.
Putin telefonierte am Nachmittag außerdem auch mit dem neuen Papst. Auch dabei sei es um die Lage in der Ukraine und den Frieden gegangen. Das teilte das Vatikanische Presseamt mit. Der Papst habe an Russland appelliert, ein friedensförderndes Zeichen zu setzen und betont, wie wichtig der Dialog sei für die Suche nach Lösungen des Konflikts. Darüber hinaus sei es um die humanitäre Lage und die Notwendigkeit gegangen, Hilfe zu leisten.
Nach Angaben aus dem Kreml bat Putin Leo, sich für Religionsfreiheit in der Ukraine einzusetzen. Diese sieht er durch das Verbot der früheren moskautreuen Orthodoxen Kirche der Ukraine gefährdet.
Jüngste Friedensbemühungen in der Türkei sehen beide Seiten skeptisch
Zuvor hatte Russlands Machthaber der Ukraine die Sabotage von Friedensgesprächen vorgeworfen und sich auf die jüngsten Explosionen an Brücken in russischen Grenzregionen in der Region Kursk und Brjansk bezogen. Putin zufolge will die Ukraine keinen Frieden. Angesichts der Angriffe sei ein Waffenstillstand und ein Gipfeltreffen mit der Ukraine unwahrscheinlich.
Vertreter der Ukraine und Russland hatten zuletzt unter Vermittlung der USA in der Türkei direkte Gespräche über eine mögliche Lösung des Konfliktes aufgenommen. Putin stellte den Sinn von Friedensgesprächen mit der Ukraine jetzt offen infrage.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht nach eigenen Worten "keinen Sinn" in einer Fortsetzung der Gespräche mit Russland, da die jetzige russische Delegation nicht die Befugnisse habe, eine Waffenruhe zu verhandeln.
Wie es jetzt weitergehen könnte
Während Putin offenbar an einer "Antwort" auf die Drohnenangriffe vom Wochenende arbeitet, hat Selenskyj erneut eine Feuerpause vorgeschlagen. Er wolle erst mit Putin direkt verhandeln, wenn die Waffen schweigen. Er sagte in Kiew, er schlage eine Waffenruhe im Vorfeld eines Gipfels der Staatschefs vor. Bei einem solchen Treffen könnten die USA vermitteln. Die Ukraine sei dazu ab kommenden Montag bereit, beispielsweise in Istanbul, im Vatikan oder in der Schweiz. Selenskyj sagte, falls es bei dem Gipfeltreffen keine Verständigungsbereitschaft gebe, wäre die Waffenruhe noch am selben Tag zu Ende.
Bei einem Besuch des polnischen Außenministers Radoslaw Sikorski am Mittwoch in Berlin sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul bei einer gemeinsamen Pressekonferenz: Putin setze im Ukraine-Krieg auf "Zermürbung". Er wolle daher den Druck auf Russland erhöhen und das nächste, 18. Sanktionspaket der EU gegen Moskau müsse "schnellstmöglich" kommen.
Mit Informationen von dpa, AFP und AP
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