Holzlatten liegen vor der Knorrhütte
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Vandalismus in leerstehenden Berghütten

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Vandalismus auf Hütten: Kaputte Scheiben, Müll, verfeuerte Möbel

Vandalismus auf Hütten: Kaputte Scheiben, Müll, verfeuerte Möbel

Eingeschlagenen Scheiben, Müll, verfeuerte Möbel: Hütten und Winterräume in den bayrischen Alpen haben immer häufiger mit Vandalismus zu kämpfen. Besonders groß war der Schaden laut DAV in diesem Winter bei der Knorrhütte samt Winterraum.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Es ist eine kleine Kammer unterhalb der Knorrhütte, der Winterraum. Gedacht als sicheres Notlager für Skitourengeher oder Winterwanderer, die in schlechtes Wetter geraten. Vorhanden ist nur das Nötigste, um eine Nacht in der Kälte zu überstehen: Stockbetten, Matratzen, Decken und ein Ofen samt Brennholz. Doch in diesem Winter wurde der Ofen zerstört.

Verwüsteter und zugemüllter Winterraum

"Da war massenweise Müll, Alkoholflaschen, vier Zelte, Schlafsäcke, rund um die Hütte haben die Leute ihre Notdurft verrichtet - da sieht es aus!", sagt Markus Block vom Deutschen Alpenverein (DAV). "Und als ob das nicht reicht, hat jemand den Ofen rausgerissen und vor die Hütte gestellt. Für Block steht fest: "Die Leute sind ganz bewusst da hochgekommen, um zu feiern, keiner geht auf die Zugspitze und hat ein Zelt dabei."

Auch Hüttenwirt Christof Reichhold ist fassungslos. "Heuer war es ganz extrem, der ist komplett von oben bis unten zugemüllt gewesen", so Reichhold. "Versteht man nicht, man kann den Müll auch wieder runtertragen", sagt er dem Bayerischen Rundfunk.

Auch Solidarität unter Bergsteigern scheint es zumindest bei einigen wenigen nicht mehr zu geben, klagt Reichhold. Beispiel Brennholz: "Die ersten, die kommen, nehmen alles her." Für andere Bergsteiger bleibt dann nichts mehr übrig. Das Holz, das normalerweise für sechs Wochen hält, war mehrmals schon nach zwei Wochen leer – bezahlt hat übrigens keiner dafür", so Block. Und dann hätten einige in kalten Nächten auf über 2.000 Metern alles eingeschürt, "was nicht niet- und nagelfest" sei, sagt der Hüttenwirt und zeigt auf herausgerissene Holzlatten.

4.000 Euro Schaden: Einbruch in die Knorrhütte

Ganz dreiste Wanderer sind gar in die im Winter geschlossene Knorrhütte eingebrochen, vermutlich auf der Suche nach Holz oder Bier. An der Eingangstüre ist zu sehen, dass versucht wurde, die Türe mit dem Eispickel aufzuschlagen. Dies gelang nicht. Am Ende wurde das Fenster an der Tür eingeschlagen. Zum Glück hatte die Bergwacht das kaputte Fenster bemerkt.

"Wenn ein Fenster offen ist und der Schnee kommt rein, steht halt irgendwann eine ganze Hütte unter Wasser", beklagt Carolin Kalkbrenner von der Sektion München des DAV. Inzwischen wurde die beschädigte Tür notdürftig repariert, in Kürze muss die Türe aber ausgetauscht werden. Das bedeutet: Eine neue Türe muss mit dem Hubschrauber auf die auf 2.052 Meter hoch gelegene Hütte hochgeflogen werden. Kostenpunkt laut DAV: Rund 4.000 Euro.

Kassen in Winterräumen aufgebrochen

Die Knorrhütte hat es zwar besonders schlimm getroffen, aber sie ist kein Einzelfall. Vandalismus in den Bergen nimmt laut DAV zu. "In den Winterräumen stehen oft Kassen, in die man die Übernachtungsgebühr rein wirft, die wurden auch schon öfter aufgebrochen", ergänzt DAV-Sprecher Julian Rohn. "Weiterer Vandalismus ist das Bekleben von Gipfelkreuzen und vor allem auch Wegweisern mit sämtlichen Aufklebern, die man sich so vorstellen kann." Was zunächst harmlos klingt, kann für Orientierungslose oder Erschöpfte zur echten Gefahr werden, weshalb Ehrenamtliche des DAV die Schilder wieder freikratzen.

Ärgerliche Ausnahmen

Grundsätzlich zieht Vandalismus am Berg oft einen enormen Aufwand und hohe Kosten nach sich, die dann meist von der Gemeinschaft der DAV-Mitglieder getragen werden müssen. Bei allem Ärger ist Block eines sehr wichtig: "Das sind wirklich Wenige, die sich nicht zu benehmen wissen und sich derart egoistisch verhalten. Die Allermeisten nutzen den Winterraum wirklich für das, wofür er da ist."

Diese vielen Anständigen leiden nicht nur unter den Verfehlungen der Wenigen, sondern müssen sich zumindest auf der unbewirtschafteten Arnspitzhütte im Wetterstein auch noch vor einem Betrüger in Acht nehmen: Dort gibt sich derzeit ein Unbekannter als Hüttenwirt aus und kassiert unberechtigt die Übernachtungsgebühren. Zumindest dies ist aber bislang ein Einzelfall, bilanziert Rohn: "Das ist tatsächlich eine neue Masche, das hatten wir bislang noch nicht."

Mit Informationen von dpa

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