Am vergangenen Wochenende haben im Grünwalder Stadion Auswärtsfans von Energie Cottbus randaliert und die Stadiontoiletten auseinandergenommen. Von solchen Berichten, vom Vandalismus in Fußballstadien, gab es in den vergangenen Wochen einige. Erst Mitte März randalierten Fans von Hansa Rostock bei einem Auswärtsspiel in Aachen im Stadion, zerstörten Sitzschalen aus dem Gästeblock heraus und verursachten dadurch 50.000 Euro Schaden. Am gleichen Tag zerstörten und stahlen einige Fürth-Fans Toiletten auf dem Gäste-WC im Nürnberger Max-Morlock-Stadion. Ähnlich benahmen sich Magdeburg-Fans eine Woche später auf Auswärtsfahrt in Polen.
Beispiel aus dem Amateurfußball
Das Problem gibt es nicht nur im Profifußball. Auch der FC Pipinsried, aktuell in der fünften Liga, erlebte das Gleiche. Bei einem Pokalspiel beschmierten Fans von den Würzburger Kickers das Gäste-Klo und verstopften die Toiletten, dass diese danach nicht mehr benutzbar waren. "Wenn so etwas dabei rauskommt, ist das dann schon menschlich enttäuschend", sagt der 1. Vorstand vom FC Pipinsried, Benjamin Rauch.
Derartige Vorfälle führten dazu, dass solche Spiele zukünftig als "risikoreich" bewertet werden – das Regelwerk vom Fußballballverband verlangt dann zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, zum Beispiel Ordner, die Pipinsried bezahlen muss. Und: Eine professionelle Reinigung der kaputten und beschmierten Toilette ist für den Amateurverein zu teuer. Stattdessen putzen und reparieren in Pipinsried dann die Vereinsmitglieder ehrenamtlich das Toilettenhaus. "Das sind Leute, die sich Urlaub nehmen, um hier was umbauen, was säubern zu können", erzählt der Vereinsvorstand Rauch.
Anzeichen für immer mehr Vandalismus?
Nach diesen vielen Berichten: Gibt es einen erkennbaren Trend hinzu immer mehr Vandalismus in den Stadien? Nein, sagt die Versicherungskammer Bayern, die sich um Schäden in Stadien im Profi- und Amateurbereich kümmert.
"Wir haben sehr, sehr wenig Schäden durch Vandalismus. Und wir können auch keinen Anstieg in den Zahlen feststellen, wenn man die vergangenen zehn Jahre vergleicht", erklärt Irina Braunhofer, die Leiterin des Bereichs „Schaden“ der Versicherung.
Gleiches sagt auch die Polizei München über die Fußballspiele in München. Auf BR24-Anfrage schreibt sie, dass die ihr bekannte Zahl an Sachbeschädigungsdelikten rund um Münchener Fußballstadien in den vergangenen zwei Saisons (22/23: 13 Delikte; 23/24: 14 Delikte) und auch in der aktuellen Saison (24/25: 6 Delikte – Stand 08.04.2025) unverändert geblieben ist.
Auch Vandalismus in Zug und Bus nicht auffällig steigend
Dass die Zahl solcher Vorfälle größer wirkt, als sie tatsächlich ist, hat bereits eine BR24-Recherche zu Vandalismus durch Fans in Zügen gezeigt. An den Fußball-Wochenenden befördert die Deutsche Bahn (DB) regelmäßig bis zu 100.000 Fußball-Begeisterte in Zügen des Nah- und Fernverkehrs in die verschiedenen Stadien der Republik, teilt der Konzern auf Anfrage von BR24 mit. "Dabei verlaufen fast alle Zugfahrten ohne Probleme und der überwiegende Teil der Fußballfans verhält sich positiv in Vorfreude auf die Spiele." Insgesamt wäre die Schadenssumme bei 2 Millionen Euro jährlich bundesweit, schreibt die DB.
Lösungsansatz: Fans mit einbinden
Und dennoch sind diese Vandalismus-Vorfälle ein Problem nicht nur für die Vereine – auch für die Fanszenen an sich. "Die Mehrheit im Stadion will das nicht dulden", sagt der Vorstand von "Unsere Kurve", Jost Peter. "Unsere Kurve" ist ein Zusammenschluss von verschiedensten Fanorganisation, unter anderem von Fans vom FC Bayern oder der Spielvereinigung Greuther Fürth.
Wie könnte sich dieses Problem lösen lassen? Stadionverbote würden da nicht helfen, sagt Peter, denn die einzelnen Täter könne man erst gar nicht ausfindig machen. "Also gerade, wenn ich über Vandalismus spreche, dann passiert genau der ja unbeobachtet. Da sind eben keine Ordnungskräfte vor Ort. Keine Polizei oder sonst wer sind vor Ort. Und dann wird es eben schwierig, dieser Einzelpersonen habhaft zu werden." Stattdessen wäre der Dialog mit den Fangruppen entscheidend, erklärt der Vorstand der Fan-Vereinigung. "Was ich unbedingt tun muss, das an den jeweiligen Standorten als Problem zu benennen, zu erörtern und auch Bündnispartner dagegen zu suchen." Dadurch könne man gemeinsam, Fans und Verein, im Stadion klarmachen, dass Vandalismus dort nicht geduldet wird.
Im Video: Vandalismus im Stadion wird zum Problem für Vereine
Vandalismus im Stadion wird zum Problem für Vereine
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