ILLUSTRATION - Eine Frau steht in ihrer Wohnung an einem Fenster. (gestellte Szene)
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Worry-Burnout - was kann man tun, wenn Sorgen überhand nehmen?

Worry-Burnout - was kann man tun, wenn Sorgen überhand nehmen?

Klimawandel, Corona, Krieg, Inflation - und dann? Ängste und Zukunftssorgen sind zum gesellschaftlichen Dauerzustand geworden. Nehmen sie überhand, spricht man mittlerweile vom Worry-Burnout. Was ist das und wie können wir damit umgehen?

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Franca Cerutti
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Psychotherapeutin Franca Cerutti

Kraftlosigkeit, Motivationsverlust und ein Gefühl von Sinnlosigkeit: Die zahlreichen schlechten Nachrichten zu Krieg, Inflation, Corona und Klimawandel belasten die Psyche vieler Menschen. Im amerikanischen Sprachraum hat sich, während der Corona-Pandemie, hierfür der Begriff Worry-Burnout eingebürgert. Ein chronischer Erschöpfungszustand, weil sich unser Gehirn in permanenter Alarmbereitschaft befindet.

Woran erkennt man einen Worry-Burnout?

Ganz ähnlich wie beim Burnout äußert sich auch das "Worry-Burnout", also das "Sorgen-Burnout", durch einen starken Erschöpfungszustand. Betroffene verlieren oft die Lebensfreude, leiden unter Motivationsverlust im Alltag und vieles im Leben erscheint ihnen sinnlos. Angetrieben wird dies oft von dem Gefühl, den Umständen gar hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Auch überdurchschnittlich häufige Wut- und Ärgernisanfälle können als Hinweise auf eine Überlastung durch Dauersorge gedeutet werden.

Als Psychotherapeutin bereite ihr diese Symptomatik Sorge, sagt Franca Cerutti, die auch am Mittwoch zu Gast in der Münchner Runde war. Dies sei der Nährboden, auf dem Depressionen entstünden. Die Menschen leiden aufgrund ständiger Sorgen an Resignation, Hilflosigkeit und Kraftlosigkeit.

Wenn der Kopf Hochleistungssport macht

Der Grund: "Viele Menschen sind derzeit ständig mit Sorgen beschäftigt, mit Gedanken, die sich auf eine ungewisse Zukunft richten", sagt Cerutti. Dadurch erlebten die Menschen Angst und Ohnmacht und sie beschäftigten sich sehr viel damit, was dies für ihre und die Zukunft ihrer Kinder bedeute. Das Worry-Burnout sei indes kein neues Phänomen, so Cerutti, "aber im Moment wird deutlich, dass Leute die ganze Zeit angespannt sind und die ganze Zeit das Gedankenkarussell im Kopf rattert".

"Der Kopf macht Hochleistungssport und das kann irgendwann richtig zu Erschöpfung führen." Franca Cerutti

Wie gehen jüngere Menschen damit um?

Wie geht es damit aktuell jüngeren Menschen, die neben der Klimakrise und der Tatsache, dass die coronabedingte Isolation gerade erst vorbei ist, die Schreckensmeldungen des Krieges und der Inflation verarbeiten müssen? "Ich glaube, dass einfach das ganze Thema Angst mehr ins Zentrum gerückt ist", sagt Jamila Tressel, Autorin des Buchs "Wie wir Schule machen" und Bildungscoach. "Ich merke verstärkt, wenn ich mich mit jungen Menschen austausche, dass da eine höhere Bereitschaft da ist, zu sagen, ja, ich habe Angst. Und ja, die Corona-Zeit hat das und das mit mir gemacht."

  • Zum Artikel: "Während Corona: Mehr Kinder und Jugendliche mit Depressionen"

Im Gegensatz zu älteren Generationen, bei denen insbesondere Meldungen über den Ukraine-Konflikt schlimme Erinnerungen hervorrufen können, sei die Angst der jungen Generation auf die Zukunft, den Klimawandel gerichtet, sagt Tressel: "Ganz besonders mit Blick auf die Frage, was tun wir uns selbst und was tun wir unserem Planeten an."

Tressel sieht dabei die gestiegene Bereitschaft junger Menschen, ihrer Angst vor einer ungewissen Zukunft offener Ausdruck zu verleihen, aber durchaus positiv – denn damit rücke auch in den Fokus, dass man gemeinsam etwas gegen die Angst unternehmen könne und die Angst nichts sei, das jeder für sich alleine bewältigen müsse.

Gemeinsam aktiv werden

Auch Franca Cerutti empfiehlt ihren Patientinnen und Patienten, angesichts psychologischer Krisen, Kontakte zu pflegen und Einzelkämpfertum zu vermeiden. Man wisse aus der Stress-Forschung, wie wichtig Kontakte für die Menschen seien, so Cerutti. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, betonte, dass es bei allen realen Krisen auch wichtig sei, das Leben trotzdem bewusst zu genießen, wo es möglich sei.

Jamila Tressel betont, dass zum Beispiel feiern gehen durchaus positive Aspekte habe, da es Energie und Emotionen freizusetzen vermag, die sich viele Menschen im Alltag häufig nicht erlauben. "Ich will aber dazusagen", so Tressel, "dass man das Feiern nicht einfach nutzen darf, um das Negative aus dem Leben komplett zu verdrängen." Hier müsse man aufpassen, so Tressel.

Gegen Sorgen: Herausfinden, was einem gut tut

Franca Cerutti empfiehlt zudem, aktiv zu werden, um aus dem Gefühl der Ohnmacht herauszukommen: "Kann ich vielleicht Kleidung spenden, wenn wir jetzt über Flüchtlinge sprechen? Oder kann ich gewisse Vorhersagen treffen, die mich in Hinblick auf meine eigene Zukunft beruhigen könnten?"

  • Zum Artikel: "Wenn der Krieg Angst macht - Tipps und Hilfsangebote"

Wichtig sei, da sind sich Cerutti und Tressel einig, jeweils herauszufinden, was einem gut tue. Zudem müsse man auch stets anerkennen, dass die Ängste von realen Zukunftssorgen geprägt seien, aber gerade deshalb sei es wichtig, nicht zu vergessen, was einem gut tue, während dieser schweren Zeiten.

Psychotherapeutin Franca Cerutti in der Münchner Runde.
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Psychotherapeutin Franca Cerutti in der Münchner Runde.

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