Der Künstler in einem rot-schwarzen Outfit
Bildrechte: Susanne Brill/GOP München
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Gut Kirschen essen: Chris Kolonko

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Die Welt braucht Liebe: Chris Kolonko mit "Big Love" in München

Die Welt braucht Liebe: Chris Kolonko mit "Big Love" in München

Er schippert als Travestiestar über die Weltmeere, produziert und moderiert Varieté-Shows und macht jetzt am GOP München Station: Der gebürtige Augsburger Chris Kolonko. Sein Fazit überzeugt das Publikum: "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da."

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Kulturleben am .

Da kann wirklich niemand widersprechen: "What the world needs now is love, sweet love", textete Songschreiber Hal David 1965. Burt Bacharach schrieb dazu die Musik, die zu einer der populärsten Hymnen der Sechziger wurde. Bemerkenswert, dass Dionne Warwick eine Aufnahme zunächst mit der Begründung ablehnte, der Hit klinge in ihren Ohren zu sehr "nach Predigt".

Insofern hat Travestie-Star Chris Kolonko am Münchner GOP-Varieté-Theater genau den richtigen Ton getroffen, denn in der aktuellen Show "Big Love" ist er tatsächlich als selbst ernannter "Missionar" für die Liebe unterwegs. Was könnte da wirksamer sein als ein paar Tropfen vom erwähnten Bacharach-Tonikum aus der Ära von Love & Peace?

In Birkenstock-Sandalen auf der Pirsch

Seit mehr als dreißig Jahren steht Kolonko inzwischen auf der Bühne und die Zuschauer kommen in den Genuss einer höchst ironischen Rückblende. So arbeitet der Travestie-Star seine diversen Erlebnisse auf Kreuzfahrschiffen auf: Drei Wochen dasselbe Publikum zu haben scheint eine Herausforderung zu sein, vor allem, wenn dann auch noch Langzeit-"Weltreisende" mit an Bord sind, die mit jedem Tag auf hoher See mürrischer und wählerischer würden. Mag sein, dass es wirklich geschmäcklerische Luxus-Touristinnen gibt, die in solchen Fällen seufzen, dass sie mal endlich "dorthin möchten, wo sie noch nie waren" und von ihren genervten Ehemännern die Antwort bekommen: "Dann geh doch in die Küche". Aber Kolonko weiß Rat. Ein Besuch in der Bordsauna bewirke Wunder: "Wenn du deine Zuschauer nackt gesehen hast, hast du keine Angst mehr vor ihnen."

Offenbar sammelte der Moderator auch einschlägige Erfahrungen in den Dünen von Maspalomas auf Gran Canaria, wo Männer in Birkenstocksandalen auf der Pirsch seien, um "Brathühnchen" zu jagen, womit leicht oder gar nicht bekleidete Touristinnen mit Solarium-Teint gemeint sind. Der Humor ist also eher von der derben Sorte, wie bei solchen Shows üblich. Das sonst immer gern strapazierte Adjektiv "anzüglich" wäre bei derart "nackten" Pointen eher fehl am Platz.

Adam und Eva balgen sich um den Apfel

Okay, die Liebe braucht ja wirklich nicht viele Klamotten, wie auch die überwiegend oberkörperfrei auftretenden Akrobaten beweisen. Schaden können glitzernde Outfits aber auch nicht, und so darf sich Kolonko auch einmal mehr als Schnell-Kleiderwechsler bewähren, was keine leichte Übung ist, denn die Perücken sind dem Tempo hier und da nicht ganz gewachsen.

Unterhaltsam ist "Big Love" schon deshalb, weil die Songs abwechslungsreich und rasant zwischen Sentimentalität, Herzschmerz und Disco-Sound hin und her pendeln. Regisseur Aleks Uvarov wollte weg vom klassischen Varieté und etwas mehr Revue-Flair verbreiten, was ihm fraglos gelungen ist. Die Lightshow ist mit ihren New-York-Zitaten so selbstironisch wie mitreißend. An den Übergängen zwischen den Nummern hätte Uvarov noch feilen können, aber dank Chris Kolonkos Charme und Präsenz spielt das kaum eine Rolle.

US-Sängerin und Wahl-Hamburgerin Bridget Folge steigt hin und wieder mit glamourösen Soul-Balladen ein und bekommt ihren großen Auftritt mit Whitney Houstons unvergessenem Mega-Hit "I always love you". Daneben werden die durchaus spektakulären Akrobatik-Nummern, darunter rasante Jonglage, ein Männertrio mit fulminanten Gleichgewichtsübungen und ein Rollschuh-Duett, fast zur Nebensache. Auch da kommt immer wieder "Big Love", die ganz große Leidenschaft, ins Spiel: Adam und Eva balgen sich in luftiger Höhe um den sprichwörtlichen Apfel.

Grenzen zwischen Künstlern undenkbar

"Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da", stimmt Chris Kolonko an, ein Theo-Mackeben-Schlager, der durch den Film "Tanz auf dem Vulkan" 1938 bekannt und beliebt wurde ("Die Nacht, die man in einem Rausch verbracht, bedeutet Seligkeit und Glück!"). Womöglich liegt heutzutage ja auch wieder Schwefel in der Luft, politisch wie gesellschaftlich. Irgendwo spuckt ja immer ein Vulkan. Kolonko handelt das nur nebenbei ab, wie es sich im Entertainment gehört. Auf der Bühne stünden Künstler aus allen möglichen Ländern, Grenzen seien zwischen ihnen undenkbar. Im Hintergrund ist derweil ein Regenbogen zu sehen. Ohne Zweifel: Was die Welt jetzt braucht, ist Liebe.

Bis 12. Mai 2024 im GOP München.

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