Herbert Grönemeyer will der CDU verbieten, seinen Song "Zeit, dass sich was dreht" für den Wahlkampf für Friedrich Merz zu nutzen. Das bestätigte sein Medienanwalt Christian Schertz der Deutschen Presse-Agentur. Der Fall hat einen konkreten Anlass: Ende Oktober hatte die Junge Union (JU) bei ihrem Treffen in Halle den Song als eine Art Einlauf-Song von Friedrich Merz gespielt.
Grönemeyer verlangt nach Angaben seines Anwalts in einem Schreiben an CDU und Junge Union eine Unterlassung der Verwendung des Songs, sowohl bei öffentlichen Auftritten aufzuführen als anderweitig, etwa in Online-Videos. Zudem müsse die bisherige Verbreitung gelöscht werden. Man behalte sich weitere juristische Schritte vor.
Auch Rapper $oho Bani ist nicht begeistert
Grönemeyer (68) hatte den Song 2006 anlässlich der WM in Deutschland veröffentlicht. In diesem Jahr erschien ein Remix des Songs mit dem Rapper $oho Bani. Diese neue Version wurde beim JU-Treffen eingespielt. $oho Bani hatte auf seinem Instagram-Account bereits in der vergangenen Woche mit rechtlichen Schritten gedroht (externer Link): "Wenn ihr weiter meinen Song auf Friedrich-Merz-Veranstaltungen benutzt, werde ich rechtliche Schritte einleiten." Grönemeyer ist bekannt als durchaus politischer Künstler, etwa zum Thema Migration – bei dem seine Haltung eher weniger den Positionen der CDU entspricht.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Künstler bei der CDU über die Verwendung ihrer Songs beschweren. Bereits 2013 hatte sich die Band "Die Toten Hosen" darüber echauffiert, dass Parteien ihren Pathos-Pop-Song "Tage wie diese" für ihren Wahlkampf benutzten. "Wir empfinden es als unanständig und unkorrekt, dass unsere Musik auf politischen Wahlkampfveranstaltungen läuft", hieß es damals in einer Pressemitteilung der Band. Das Lied war immer wieder auf Veranstaltungen von CDU und SPD gelaufen. "Die Gefahr, dass Menschen auf die Idee kommen können, dass es eine Verbindung zwischen der Band und den dort beworbenen Inhalten gibt, macht uns wütend", hieß es damals weiter.
Merkel und die Toten Hosen
Auf der Siegesfeier der CDU sah man dann trotzdem Merkel und Co, wie sie deutschlandfähnchenschwenkend zu "Tage wie diese" hin- und herwippten. Der damalige Fraktionsvorsitzende Volker Kauder griff sogar zum Mikrofon, um laut mitzusingen. Merkel habe daraufhin bei Tote-Hosen-Sänger Campino angerufen, wie dieser später in seiner Biografie schrieb. "Herr Campino, ich rufe an, weil wir letzten Sonntag so auf Ihrem Lied herumgetrampelt sind", habe sie gesagt. Es habe sich allerdings um eine "Siegesfeier" gehandelt, nicht um einen Wahlkampfauftritt, rechtfertigte sich Angela Merkel damals angeblich.
In der Mitteilung der Band hatte es damals geheißen, dass man "rein rechtlich" nichts gegen die Verwendung des Songs tun könnte. Obwohl man für das öffentliche Abspielen eines Songs eigentlich nicht mehr tun muss, als die dafür nötige GEMA-Gebühr zu entrichten, gab es in der Vergangenheit doch Fälle, in denen Künstler sich juristisch zur Wehr setzten: Schlagersängerin Helene Fischer etwa hatte 2014 gegen die Verwendung ihres Hits "Atemlos" durch die rechtsradikale NPD geklagt. Das Oberlandesgericht in Thüringen gab ihr damals recht.
Update vom 08. November: Verbot gilt auch für Grüne
Am 8. November veröffentlichte Robert Habeck, inzwischen Kanzlerkandidat der Grünen, auf der Plattform X ein Video, in dem er den Grönemeyer-Song summt. Auch das stößt bei Grönemeyer auf wenig Gegenliebe. Grönemeyers Medienanwalt Christian Schertz teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: "Wir haben heute auch die Partei Bündnis 90/Die Grünen und Herrn Habeck aufgefordert, es in Zukunft zu unterlassen, Lieder von Herbert Grönemeyer und hier konkret das Lied "Zeit, dass sich was dreht" für Wahlkampfzwecke zu nutzen."
Grönemeyer habe da eine klare Haltung, so Schertz, und wünsche grundsätzlich nicht, dass seine Person oder seine Lieder von politischen Parteien, noch dazu ohne seine Zustimmung, für jegliche Art von Wahlwerbung vereinnahmt würden.
Mit Informationen von dpa
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