ein Rundbau in Form eines auf dem Kopf stehenden Kegelstumpfs mit Aluminiumverkleidung
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Das Kita-Raumschiff in der Arabellastraße

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Haus des Monats: Eine Kita wie ein Ufo

Haus des Monats: Eine Kita wie ein Ufo

Im Arabellapark steht unweit des HVB-Towers ein Rundbau, der wie aus einem Science-Fiction-Film wirkt. Die ungewöhnliche Form der Kindertagesstätte ist aber nicht nur ein Hingucker, sondern hat ganz praktische Gründe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ungewöhnlich für eine Kita: ein spacig wirkender Rundbau mit Aluminiumverkleidung steht da in der Arabellastraße 10. Zwei Etagen. Gebäudehöhe neun Meter. Nutzfläche rund 1.200 qm, davon ca. 500 qm Kita mit einer Freispielfläche im Dachgarten von ca. 330 qm. Form des Gebäudes: ein auf dem Kopf stehender Kegelstumpf. Das heißt, die Fassade kragt in einem Winkel von 33 Grad immer weiter aus, der Durchmesser wächst nach oben.

Auf dem schmalen Sockel sitzt eine Art UFO, ein Raumschiff, das hier gelandet ist. Architekt Oliver Betz hat die Form aber nicht erfunden, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, sondern sie macht Sinn, nach dem alten Grundsatz "form follows function".

Form erlaubt mehr Freispielfläche

Tagesstätten müssen nach den Baugesetzen auf der Ebene der Aufenthaltsräume für die Kinder eine Freispielfläche mit einer bestimmten Größe bieten. Im Erdgeschoss hätte der Platz dafür nicht gereicht, aber da das Gebäude durch die Auskragung in der oberen Etage an Raum gewonnen hat, konnte dort die Vorgabe erfüllt werden: "Wir hatten einfach wenig Platz unten an der Straße für die Freispielfläche – und so haben wir sie ein Stockwerk höher gehoben. Und da wir oben etwas größer sein konnten als das Grundstück, ist so die Form entstanden. Man hat durch die Form des Kegelstumpfes die Fläche vergrößert", sagt Betz.

Natürlicher Lärmschutz

Architektonisch ist das ziemlich pfiffig, da Architekt Oliver Betz den Innenhof in der Mitte des Gebäudes platziert und die Räume der Kita als einen Ring rund um diese Freispielfläche gelegt hat. Das bietet einen natürlichen Lärmschutz gegenüber dem Verkehrsraum und schafft einen intimen, geborgenen Bereich, aus dem keines der Kinder weglaufen und etwa die Arabellastraße betreten oder queren kann.

Im Sommer, wenn es heiß wird, fahren entsprechend zugeschnittene Sonnensegel aus Metallkästen Richtung der Mitte und verschatten die Freifläche samt Bobbycar-Rundkurs, Beeten und Sandkasten.

Durch die Anordnung der mal höher, mal niedriger sitzenden Fensterbänder wirkt der Kindergarten angenehm transparent. Vom Innenhof sind immer wieder Blicke nach draußen auf das umliegende Gelände möglich. Überhaupt erscheint alles bis ins kleineste Detail durchdacht – von den speziell für Kinderhände geformten Treppenläufen bis zur Heiz- und Kühltechnik der neuen Kita, die zu 100 Prozent mit regenerativer Energie versorgt wird.

Neue Architekten-Generation

Peter Weidenhöfer, Bauherr und Leiter der Real Estate HVB, ist vor allem über den markanten Baukörper glücklich. Die Kita bilde "eine optimale Ergänzung des Gesamtensembles" mit dem HVB-Tower, dem ehemaligen Hypo-Hochhaus, das mit seinen dreieckigen Grundrissen und der ausgefallenen Architektur samt teilweise Hängegeschossen bis heute ideale Büro- und Arbeitsflächen bietet. "Das war genau die Herausforderung bei dem Projekt, dass die Qualität von dem HVB Tower natürlich für sich spricht – und die Kindertagesstätte dieser Qualität in nichts nachstehen sollte", sagt Weidenhöfer.

Familiärer Clou der Kita: Entworfen und gebaut hat sie mit Oliver Betz der Sohn der Architekten des HVB-Towers, des Paares Walther und Bea Betz. Ein Modell des Towers, den seine Eltern entwarfen, steht heute noch bei ihm im Büro.

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