Ein "Stenz", das sei er nie gewesen und ein "ewiger" schon gleich gar nicht. Das betonte Helmut Fischer nach seinem großen Erfolg mit dem "Monaco Franze" oft. Schließlich sei er seiner Frau Utta Martin 44 Jahre lang treu geblieben.
Und auch sonst, so Helmut Fischer einmal in einem BR-Interview, fehle ihm das "Leichtlebige, das Leichtfüßige" eines Stenz. "Ich hab' so Eigenschaften, die der Monaco Franze gar nicht hat. Darum unterscheide ich mich von der Figur eigentlich doch in vielen Punkten sehr."
Und doch: Dass der Münchner Volksschauspieler in den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer bis heute so fest mit seiner Rolle in Helmut Dietls Fernsehserie "Monaco Franze - Der ewige Stenz" verbunden ist, kommt nicht von ungefähr, denn ein paar Gemeinsamkeiten gab's schon. Ein Portrait zum 25. Todestag von Helmut Fischer.
"Vorstadt-Strieze mit Milieu-Schaden"
Helmut Fischer wird am 15. November 1926 in München geboren und wächst - ebenso wie der Monaco Franze - am Rande der Innenstadt als Arbeiterkind auf. Beide, sowohl der Schauspieler als auch die Serienfigur, werden ohne Vater in ärmlichen Verhältnissen groß. Und beide verbringen einen Großteil ihrer Kindheit "auf der Straße": Der eine (Franz Münchinger alias Monaco Franze) "dort, wo die Kazmair- der Ligsalzstraße begegnet". Der andere (Helmut Fischer) nicht weit davon entfernt an der Donnersbergerstraße.
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In einer Szene wird der Monaco Franze als "Vorstadt-Strieze mit Milieu-Schaden" bezeichnet. Und auch Helmut Fischer beschrieb sich in Interviews mehrmals als "Gassenkind". Und so ist es bestimmt kein Zufall, dass Helmut Dietl seine Hauptfigur Franz Münchinger in der ersten Folge wie folgt einführt:
"Da wo ich herkomm', da hat es weit und breit keine schönen Dinge gegeben. Kultur das war für uns, dass einer sauber gewaschen war. Und das einzige künstlerische Ereignis war, wenn der Gradmeier Max im Wirtshaus 'Zum Grünen Fasan' ein nackertes Bildnis von der Weilbach Erna an die Abort-Wand geschmiert hat." Selbstbeschreibung des Franz Münchinger im 'Monaco Franze'
Umwege und unbedeutende Nebenrollen
Auch die Kindheit von Helmut Fischer soll von Entbehrung und Armut geprägt gewesen sein. Es gibt einige Lücken in der frühen Biografie des Schauspielers, als gesichert gilt jedoch: Seine Mutter war eine Schneiderin aus Passau und stammte ursprünglich aus bürgerlichen Verhältnissen. Der Vater soll ihre reiche Mitgift veruntreut und die Familie verlassen haben, als Helmut Fischer sechs Jahre alt war.
Gisela Fischer versuchte daraufhin, sich und ihre beiden Söhne mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten. Sie arbeitete unter anderem als Klavierspielerin in einem Stummfilmkino, ihr Sohn Helmut begleitete sie gerne dorthin. Vielleicht deshalb beschloss er, nachdem er die Schule nach der 7. Klasse abgebrochen hatte, Schauspieler zu werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte er es sogar auf die renommierte Otto-Falckenberg-Schauspielschule, brach aber auch dort die Ausbildung ab. Fortan musste er sich mit unbedeutenden Nebenrollen zufrieden geben. Fischer trat unter anderem etwa fünf Jahre lang auf dem Oktoberfest als Eisbär auf. "Das war natürlich sehr gut bezahlt, das war eine Einnahme, mit der wir immer gerechnet haben", erinnerte sich später seine Frau Utta Martin in einem BR-Interview. Außerdem arbeitete Fischer zeitweise als Filmkritiker bei der Münchner Abendzeitung.
Erst zu seinem 70. Geburtstag, in seinem letzten großen Interview vor seinem Tod, bekannte Fischer, dass er bis zu seinem fünfzigsten Lebensjahr mit der Schauspielerei kaum eine Monatsmiete bezahlen konnte.
Eine Begegnung, die alles verändert
Verschlungene Wege einer 30 Jahre andauernden erfolglosen Laufbahn sollen es gewesen sein, bis sein "zweites Leben" begann - nämlich als Helmut Dietl ihn 1979 für die BR-Serie "Der ganz normale Wahnsinn" engagierte. Zuvor war er in den 1970er-Jahren immerhin regelmäßig beim "Tatort" zu sehen, als Assistent des damaligen Kriminaloberinspektors Melchior Veigl (gespielt von Gustl Bayrhammer).
Die beruflich alles entscheidende Begegnung war jedoch 1974, als Helmut Fischer im "Café Münchner Freiheit" durch eine gemeinsame Bekannte, die Schauspielerin Barbara Valentin, zufällig auf den damals noch jungen Regisseur Helmut Dietl traf. Was auf diese zufällige Begegnung folgte, war eine intensive Freundschaft und ein andauerndes Arbeitsverhältnis.
Helmut Fischer wird zum "ewigen Stenz"
Der ganz große Erfolg und endgültige Durchbruch kam dann allerdings erst 1983 mit der Ausstrahlung des "Monaco Franze". Helmut Fischer war zu diesem Zeitpunkt bereits 57 Jahre alt. Regie führte Helmut Dietl, am Drehbuch arbeitete auch der Autor Patrick Süskind mit.
In der zehnteiligen Fernsehserie verkörpert Fischer an der Seite von Ruth Maria Kubitschek, Karl Obermayr und Erni Singerl den leichtlebigen Frauenliebling Franz Münchinger. Sprüche wie "A bisserl was geht immer" sind bis heute einem großem Publikum, auch außerhalb Bayerns, bekannt.
Um attraktive Rollenangebote musste sich Helmut Fischer daraufhin keine Sorgen mehr machen, doch die Charaktere ähnelten immer wieder dem "ewigen Stenz". Doch was ist ein "Stenz" überhaupt? Helmut Fischer erklärte das in einem Interview so:
"Dieser Stenz ist eine Figur, die eigentlich nicht mehr existiert. Das war dieser Weiber-Aufreißer, der immer pikobello bekleidet war - von oben bis unten durchkomponiert. Und unglaublich lässig sein musste, und cool - das war ganz wichtig. Ein Stenz durfte keine Gefühlsäußerungen zeigen." Helmut Fischer
Bronze-Denkmal an der Münchner Freiheit
Zehn Jahre nach seinem späten Erfolg als "Monaco Franze" wurde bei Helmut Fischer im Jahr 1993 Krebs diagnostiziert. 1996 feierte er noch in großem Freundes- und Kollegenkreis seinen 70. Geburtstag und gab auch noch einige Interviews. Acht Monate später, am 14. Juni 1997, starb der Schauspieler in einer Klinik im Chiemgau im Alter von 70 Jahren.
Zur Beerdigung am 19. Juni 1997 in München kamen mehr als 1.000 Menschen. Der damalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, ein Freund und Nachbar von Helmut Fischer, sagte bei seiner Trauerrede: "Populär war er in ganz Deutschland – in München wurde er geliebt."
Heute steht vor dem Café an der Münchner Freiheit, dort wo Fischers "Zweites Leben" durch die Begegnung mit Helmut Dietl seinen Anfang nahm, ein Bronze-Denkmal, das den Schauspieler in seiner Rolle als "Monaco Franze" zeigt. Außerdem wurde in Schwabing ein Platz nach dem Volksschauspieler benannt.
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