Gemälde mit Reitern: August Macke "Indianer auf Pferden, 1911" Dieser seit Langem verwendete Titel stammt von Bernhard Köhler, dem Sammler, der es lange besaß.
Bildrechte: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
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August Macke: "Indianer auf Pferden, 1911"

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"I-Wort": Lenbachhaus in München reagiert auf Zensurvorwurf

"I-Wort": Lenbachhaus in München reagiert auf Zensurvorwurf

Zensur im Lenbachhaus? Medien wie "Bild" und "Focus" berichten, das Museum habe einen Titel von August Mackes Bild mit Reitern verändert. Das Lenbachhaus weist die Vorwürfe entschieden zurück. Es geht um das Wort "Indianer".

Die populäre Klage über Sprech- und Denkverbote hat jetzt auch das Lenbachhaus erreicht: Die "Bild"-Zeitung wirft dem Münchner Museum vor, einen Titel eines modernen Klassikers zu verändern. Es handelt sich um ein 1911 entstandenes Gemälde von August Macke, das zwei reitende Männer und einen zu Fuß gehenden Mann vor einer kleinen Siedlung darstellt. Von 2011 bis 2023 zeigte das Lenbachhaus das Bild unter dem Titel "I******* auf Pferden", wobei "Indianer" im Begleittext in Anführungsstrichen ausgeschrieben und kontextualisiert wurde.

Kein Titel von August Macke

"Selbstverständlich verändern wir in keiner Weise die historischen Quellen, die uns überantwortet wurden. Für das in Rede stehende Gemälde ist kein Titel von August Macke überliefert; der seit Langem verwendete Titel stammt von Bernhard Köhler, Mentor und Sammler August Mackes. Er besaß das Werk einst und vermerkte den Titel auf der Rückseite der Leinwand", schreibt das Museum in einer jetzt veröffentlichten Stellungnahme.

Der von Köhler vergebene Werktitel werde von den nationalen und internationalen Gästen mitunter als rassistisch empfunden. Die Ersetzung der Buchstaben des sogenannten I-Wortes durch Asteriske (I*******) lasse die klare Erkennung zu, um welches Wort es sich handele und beleidige gleichzeitig nicht die Menschen, die von der Fremdbezeichnung betroffen sind.

Lenbachhaus: "Notwendiger Respekt"

Wie das Museum mit der Bezeichnung umgegangen wäre, wenn der Titel nicht vom Sammler, sondern vom Maler selbst gestammt hätte, lässt die Stellungnahme offen. Sie betont allerdings, dass das Lenbachhaus als international agierendes Museum – ab 24. April werden große Teile seiner Sammlung in der Tate Modern zu sehen sein – mit Partnern und Gästen aus der ganzen Welt arbeite.

Daher wolle man die von den betroffenen Personen als rassistisch empfundenen Fremdbezeichnungen "aus Gründen des notwendigen Respektes vermeiden". Wenn jemand alternative Vorschläge für eine angemessene Handhabung habe, heißt es weiter: "Vorschlägen stehen wir jederzeit offen gegenüber." Das Museum verpflichtet sich zu Gleichheit, Inklusivität und Respekt für die Würde jedes Einzelnen und betont, dass die bisherige – eben schon seit 2011 bestehende Handhabung – auf breite Zustimmung stoße.

Wie diskriminierend ist das Wort "Indianer"?

Umstritten ist, in welchem Maße die Bezeichnung "Indianer" diskriminierend ist. Der Begriff stammt aus der Zeit des Kolonialismus – und sorgt Kritikern zufolge für Assoziationen, die stark von Klischees geprägt sind und wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.

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