Das neue Festspiel bei der Landshuter Hochzeit
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Landshuter Hochzeit: Neues Festspiel blickt auf einfache Bürger

Landshuter Hochzeit: Neues Festspiel blickt auf einfache Bürger

In Landshut wird die Hochzeit von 1475 gefeiert. An Details des Großereignisses wird immer gefeilt. So wurde das beliebte Festspiel überarbeitet: Es zeigt, wie das "einfache Volk" gefeiert hat, ist moderner und doch ganz im Geist der Hochzeit.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Fürstenhochzeit im Jahr 1475: Der Adel feiert mit Protz und Pomp die Vermählung von Landshuts Herzogssohn Georg dem Reichen mit der polnischen Prinzessin Hedwig. Doch nicht nur diejenigen feiern mit, die in der damaligen Residenzstadt von Rang und Namen sind. Auch das einfache Volk feiert im November 1475 mit.

Festspiel richtet Blick auf das einfache Volk

Ihm widmet sich das neu inszenierte Festspiel zur diesjährigen Landshuter Hochzeit. Aufgeführt wird es im Rathausprunksaal, in dem das Bildnis der Brautgesellschaft an der Wand prangt. Beim Laienspiel aber wird es zur Nebensache – ausnahmsweise. Die Welt des Adels ist nämlich hinreichend bekannt.

Die Geschichte im Festspiel

Worum geht es? Das Haus der Brauersfamilie Schilthack ist während der Fürstenhochzeit 1475 bis auf den letzten Platz voll. Wenn Tausende Menschen in die Stadt kommen, müssen sie auch untergebracht und bestens versorgt werden. Es sind Kontakte und Gelegenheiten, die das Ausnahmeereignis begleiten. Brauer Hanns Schilthack träumt vom gesellschaftlichen Aufstieg, ermöglicht durch die Heirat seiner Tochter Clara mit dem Sohn des edlen Ratsherren Christian Leitgeb.

Im mittelalterlichen Landshut gilt Claras Interesse aber mehr einem anderen Gast, angereist zusammen mit der Braut aus Polen: Janneck, selbst als Juncker dem Hof angehörig, stürzt sich mit Clara in den Tanz der einfachen Landshuter Bürger. Sie sind diejenigen, die beim Einzug der feinen Gesellschaft aus Polen nur einen kurzen - aber nicht weniger begeisterten - Blick auf die Braut erhaschen wollen. Diejenigen, die das vermählte Paar mit großem Hallo begrüßen und im nächsten Moment wieder ihrer Arbeit nachgehen müssen. Und doch beim fulminanten Gesindefest auf ihre eigene Art die Landshuter Hochzeit feiern – Clara und Janneck unter ihnen.

Blick auf die Rolle der Frau

Die junge Brauerstochter Clara Schilthack steht im Mittelpunkt verschiedener Interessen, ohne aber ihr Spielball zu werden. Weder möchte sie ihren Vater, der vom Aufstieg träumt, enttäuschen – noch ihren eigenen Willen vernachlässigen.

Der polnische Junker Janneck erkennt ihre Bedrängnis und ergreift das Wort für Clara. Am männlich besetzten Tisch, wo Claras Vater Hanns Schilthack das "Hochzeitsgeschäft" mit dem Ratsherren Leitgeb aushandelt, fügt er im Kreise seiner Junker an: "Dort, wo wir herkommen, bedarf es der Duldung der Braut." Ein Einwurf, um Clara Gehör zu verschaffen.

Nicht uneigennützig und doch ein zeitgemäßes Element der Inszenierung. Sie wirft damit nicht nur ein Schlaglicht auf das wenig beachtete, bürgerliche Milieu der Landshuter Gesellschaft, sondern hebt auch die Rolle der Frau hervor.

Zeitgemäße Perspektive

Für Regisseur Stefan Tilch ist "das Großartige" an der Neuauflage des Festspiels: "Man gibt eine neue, zeitgemäße Perspektive, nach dem heutigen Stand der Geschichte, nach heutigem Stand der Erzählweise. Es ist moderner und bleibt doch ganz im Geist der Hochzeit."

Zumal auch viele Elemente an die Begleiterscheinungen der heutigen Aufführungen der Landshuter Hochzeit andocken, so Tilch: "Sie haben damals,1475, Erfahrungen gemacht, die wir alle vier Jahre auch machen. Es müssen viele Gäste untergebracht werden. Das kennen wir alle: Während der Landshuter Hochzeit erinnert sich plötzlich eine vergessene Tante in Amerika, dass sie doch Verwandte in Landshut hat und wir alle sind nur damit beschäftigt, Gäste unterzubringen."

Verfasser Benedikt Schramm führt aus Sicht von Regisseur Tilch das Publikum geschickt in ein Milieu ein, mit dem sich auch mehr als fünfhundert Jahre später viele Landshuter identifizieren können.

Viel Recherche notwendig

Schramm ist Historiker, Germanist, Lehrer. Und jetzt auch Bühnenautor, in Landshut ein gefeierter. Dafür, dass es ihm gelungen ist, eine weitere Seite in der Geschichte der Landshuter Hochzeit zugänglich zu machen.

Möglich sei das auch durch eine verbesserte Informationslage, so Benedikt Schramm: "Ich finde, dass die Einwohner der Stadt bisher nicht so sehr beleuchtet wurden. Das liegt auch daran, dass die Quellen, die wir zur Landshuter Hochzeit haben, höfische sind. Das führt natürlich dazu, dass man mehr recherchieren und forschen muss. Das ist in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten passiert. Davon wiederum ist sehr viel in dieses Stück geflossen."

Originalgetreue Kostüme

Gleich geblieben ist die Detailtreue der Gewänder, zugleich typisches Merkmal sämtlicher Elemente des dreiwöchigen Historienspiels, das von Tausenden Ehrenamtlichen des Ausrichtervereins "Die Förderer" aufgeführt wird.

Fulminant und authentisch inszeniert, besticht das Festspiel aber auch dadurch, die historische Überlieferung nicht für ein noch besseres Ende zu verzerren. Die Inszenierung ist bis Ende Juli im Landshuter Rathaus zu sehen und soll der Grundstein für künftige Festspielaufführungen sein.

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