"Die Mitte des Lebens ist voller existenzieller Fragen": Barbara Bleisch, Jahrgang 1973
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"Mitte des Lebens": Sind das die besten Jahre, Barbara Bleisch?

"Mitte des Lebens": Sind das die besten Jahre, Barbara Bleisch?

Wenn vieles erreicht ist, der ein oder andere Zug aber schon abgefahren scheint - wie finden wir dann noch Gestaltungsräume im Leben? Die Schweizer Philosophin Barbara Bleisch (51) geht in ihrem neuen Buch jetzt der "Mitte des Lebens" auf den Grund.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Der berühmteste Held der Lebensmitte ist Dante Alighieri. Nel mezzo del cammin, auf der Mitte des Weges, schreibt Dante 1321 in der Göttlichen Komödie, verirrte er sich im dunklen Wald. Überall dorniges Gestrüpp – plötzlich kein Durchkommen mehr.

Der Dichter – Dante ist Anfang 30 – muss sich mit der "verwirrenden Geografie" seiner Existenz abfinden und sich seinem Seelendrama stellen, seinen Ängsten, Selbstzweifeln und Fragen. Barbara Bleisch beschreibt diese Art der inzwischen sicherlich später auftretenden Midlife Crisis als grundsätzlich willkommene Wendung im Leben.

Die Lebensmitte als "existenzielle Erschütterung"

"Es ist auch wichtig, dass die Philosophie die Krise nicht einfach als Unzufriedenheit versteht, sondern vielmehr als einen Moment der Existenzerhellung", sagt sie. "Also als Moment, in dem wesentliche Fragen an die Oberfläche gespült werden. Das ist natürlich herausforderungsreich, aber in jedem Fall auch ein Gewinn. Denn Denken schafft immer ein Stück weit Distanz, und ermöglicht es uns, etwas ruhiger und geordneter auf schmerzvolle Einsichten zu blicken."

"Mitte des Lebens" von Barbara Bleisch ist geprägt von einem Bewusstsein zeitlicher Begrenztheit. Die Sterblichkeit rückt erstmals ins Blickfeld und mit ihr eine ungewohnte Dringlichkeit. Barbara Bleisch spricht von einer "existenziellen Erschütterung" und einer Zeit der Bilanzierung: Ziele und Wünsche – was ist aus ihnen geworden?

"Ich glaube, für viele sind die mittleren Jahre eine Phase der Überbrückung", sagt Bleisch im BR24-Gespräch. "Viele blicken zurück und fragen sich, was aus den Plänen geworden ist, die sie mal hatten und ob das Leben, in dem sie gelandet sind, wirklich das ist, was sie wollen und auch bejahen können. In der Antike wurde die Lebensmitte als Blütezeit beschrieben, als die besten Jahre unseres Lebens. Und ich wollte herausfinden, ob sich aus dieser positiven Idee auch heute noch schöpfen lässt und woher der schlechte Ruf der Lebensmitte überhaupt kommt."

Woher kommt der schlechte Ruf der mittleren Jahre?

Barbara Bleich findet im Alltag gleich mehrere Gründe: Da ist zum einen die Midlife Crisis als chauvinistische Entschuldigung gut verdienender Ehemänner, die mit einer viel jüngeren Frau durchbrennen. Bei Frauen wiederum ist es der Bedeutungsverlust, das zunehmende Unsichtbarwerden in den mittleren Jahren. Andere, häufig angeführte Gründe für die Krise sind die Wiederkehr des Immergleichen oder eine "stupide Sattheit".

Eigene Lebenserfahrungen kombiniert die Autorin in diesem Buch mit Positionen aus der Kultur- und Literaturgeschichte. Wie ging der mittelalte Adorno mit weiblicher Zurückweisung um? Was kann man bei Montaigne übers Leben lernen? Das leicht zu lesende Buch rundet sich dabei nicht zu einer "Philosophie der besten Jahre", wie der Untertitel verspricht, im Vordergrund stehen vielmehr lauter aufgespießte magic moments und Situationen der mittleren Jahre. Daraus ergibt sich eine ermutigende, versöhnliche und auch inspirierende Lektüre.

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