Mitwirkende haken sich unter
Bildrechte: Sebastian C. Hoffmann/Theater an der Rott
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Hoch die Beine: Csárdásfürstin in Eggenfelden

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Nur nachts wird alles gut: „Csárdásfürstin“ in Eggenfelden

Nur nachts wird alles gut: „Csárdásfürstin“ in Eggenfelden

Im Theater an der Rott wird aus Emmerich Kálmáns sentimentaler Puszta-Romanze eine rabenschwarze Untergangs-Parodie, über der die Sonne niemals aufgeht. Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da – sondern auch für unterhaltsame Spukgeschichten.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Kulturleben am .

Bei Tageslicht ist die Operette ja sowieso kein schöner Anblick, da würden ihre Ungereimtheiten ebenso ins Auge fallen wie ihre Lebenslügen. Also macht Regisseur Manuel Dengler alles richtig, wenn er Emmerich Kálmáns „Csárdásfürstin“ einmal mehr als Gespenstergeschichte auf die Bühne bringt, fast in schwarz-weiß. Immer wieder wird hier die Nacht beschworen, die in diesem Fall niemals endet – zum Glück, denn erstens droht am Morgen der Arbeitsbeginn, und zweitens der Alltag. Mit beidem haben die hier gezeigten Fürsten, Grafen, Komtessen und Soubretten nichts zu tun. Sie flattern vielmehr wie Fledermäuse durch den Halbschatten, ver- und entlieben sich und halten das für das wahre Leben.

Feuerrot wie ein Käfer in Warnfarbe

Eine Kunstwelt, wie Ausstatter Manuel Kolip deutlich macht: Er entwarf eine Jahrmarktsbude, die auch eine überdimensionale Theatergarderobe sein könnte, mit fahlen Glühbirnen als einzigem Schmuck. Ja, zwei Frackträger gibt es auch, aber alle anderen schlurfen in modernen Outfits herum, hier eine schwarze Lederjacke, da eine schimmernde Party-Bluse. Und der Adel trägt ausladende Hüte herum, geistert ganz in Weiß durch die Kulisse, als ob er sich schunkelnd aus seinen Gräbern erhoben hat. Nur Sylva Varescu, die vielfach angehimmelte Königin der Nacht, darf feuerrot auftreten, wie ein Käfer in Warnfarbe.

Das ist alles hervorragend gedacht und gemacht, denn die „Csárdásfürstin“ wurde im November 1915 in Wien uraufgeführt, als bereits der Erste Weltkrieg tobte und Verwesungsgeruch über Europa lag. Das wurde und wird in Inszenierungen mal mehr, mal weniger deutlich thematisiert. Manuel Dengler wählte eine optisch eher abstrakte Deutung, was den Vorteil hat, dass kein Schnickschnack von den Sängern ablenkt. In der Nacht fällt es ja ohnehin schwer, Details zu erkennen. Und so kommt den Mitwirkenden die Aufgabe zu, diesen grotesken Grabgesang auf die Operette und die Lebenslust möglichst unterhaltsam zu gestalten, was ihnen über die knapp zweieinhalb Stunden hinweg bestens gelingt.

Melancholischer Totentanz

Klar, heutzutage kommt kaum ein Regisseur ohne Slapstick-Einlagen aus, wie sie vor allem Herbert Fritsch im Musiktheater populär machte. Da wird geboxt und geschüttelt, kopfüber gesungen und Sumo-Ringkampf angedeutet, da heben zierliche Tänzerinnen gestandene Kerle, da wird dramatisch telefoniert und noch dramatischer geheiratet. Es macht Spaß, diesem absolut kitschfreien und wunderbar melancholischen Totentanz zuzuschauen.

Das Publikum darf sich permanent fragen, ob es wacht oder träumt, und endlich der fatalen Sehnsucht erliegen, niemals geweckt zu werden. Es wurde jedenfalls kräftig gegen die Wirklichkeit angeklatscht. Dirigent Dean Wilmington fand dafür die passende, sehr gedämpfte Klangfarbe. Die Musik legte sich wie ein zarter Schleier über die absurde Handlung, die reichlich von aromatischen Nebelschwaden begleitet war.

Power-Frau mit Fürsten-Spross

Unter den Solisten gewann Bonko Karadjov als akrobatisch biegsamer Graf Boni die Herzen des Publikums ebenso wie Armin Stockerer als verständnisvoller Feri und Martha Matscheko als lebenslustige Stasi. Eva Maria Amann in der Titelrolle wirkte so emanzipiert und selbstbewusst, dass es schwerfiel, ihren Liebesfrust nachzuvollziehen: Eine Powerfrau rennt doch keinem Fürsten-Spross hinterher!

Tenor Gerd Jaburek als wenig entschlussfreudiger Liebhaber drehte stimmlich mächtig auf und war fast zu impulsiv in diesem Treibhaus der Nachtschattengewächse. Der Chor beeindruckte mit seiner ungekünstelten Natürlichkeit, weit jenseits von Revue-Glanz, obwohl es tatsächlich eine herrlich bizarre „Girl-Reihe“ gab. Eine zeitgemäße Kálmán-Interpretation, die verdientermaßen viel Beifall fand.

Wieder am 25., 26. und 27. April, weitere Termine am Theater an der Rott in Eggenfelden (Landkreis Rottal-Inn)

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