Porträt-Foto von Werner Herzog mit Schnurrbart vor Urwaldhintergrund.
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Herzog 1982 beim Dreh zu "Fitzcarraldo" - nun wurde eine Anden-Pflanze nach ihm benannt: "Sarcoglottis wernerherzogii"

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"Sarcoglottis wernerherzogii": Orchidee zu Ehren Werner Herzogs

"Sarcoglottis wernerherzogii": Orchidee zu Ehren Werner Herzogs

Einst drehte Werner Herzog unter schwierigsten Bedingungen in den peruanischen Anden. Jetzt wurde eine dort neu entdeckte Orchideen-Art nach ihm benannt: "Sarcoglottis wernerherzogii". Was sagt der Regisseur mit Urwald-Faible zu dieser Ehrung?

2013 hat Werner Herzog einmal den Naturforscher Alexander von Humboldt gespielt. Es war ein Freundschaftsdienst Herzogs für seinen alten Weggefährten Edgar Reitz, dass er in einer kleinen Nebenrolle mit Zylinder auf dem Haupt als Humboldt in dessen Film "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht" auftrat.

Es kam dazu, weil Reitz in Herzog und Humboldt Geisterverwandte erkannte, wie Reitz 2015 in seiner Laudatio auf Werner Herzog bei der Verleihung des Kulturellen Ehrenpreises in München sagte: "War er nicht auf seine Weise mit Alexander von Humboldt verwandt? Hatte er nicht auch die höchsten Berggipfel, den tiefsten Urwald, die heißesten Wüsten und die schwärzesten Höhlen erkundet?"

Eine Orchidee, benannt nach dem "Poeten" Herzog

Herzog als Humboldt war die Idealbesetzung, zeichnet den legendären Filmemacher und Schriftsteller Herzog doch so wie den berühmten Forschungsreisenden des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts nicht nur eine lebenslange Neugierde aus. Darüber hinaus vereint Herzog mit Humboldt die Faszination für den südamerikanischen Kontinent und dessen Botanik. Nun hat ein Forscherteam aus Cusco, Peru, eine neu entdeckte Pflanze aus dem Hochland der Anden nach Werner Herzog benannt. Es handelt sich um eine Orchidee. Sie heißt nun "Sarcoglottis wernerherzogii". In der auf Carl von Linné zurückgehenden "binären Nomenklatur" bezeichnet das erste Wort die Gattung, zu der die Pflanze zählt. Das zweite Wort - das Epitheton und Eponym - benennt die Art.

Herzog hocherfreut

Der 81-jährige Werner Herzog, der in Los Angeles lebt, selbst zeigt sich hocherfreut über die Ehre, die ihm mit dieser Namensgebung zuteil wird: "Zwei Dinge sind daran bemerkenswert: Normalerweise wird eine neue Spezies nur mit dem Familiennamen benannt, aber in einer Plenarsitzung wurde hier eine Ausnahme gemacht: wernerherzogii, statt nur herzogii. Darüber hinaus freut mich auch, dass die Orchidee nach dem 'poet' Werner Herzog benannt wurde."

In der Begründung heißt es wörtlich: "Die Spezies ist benannt nach dem großen Dichter und Filmemacher Werner Herzog", dessen Werke die "natürliche Pracht von Machu Picchu und peruanischem Amazonas zum Vorschein bringen". Peru sei die Landschaft seiner Seele, habe der gebürtige Oberbayer einmal gesagt.

Werner Herzog, der seit Anbeginn seiner künstlerischen Arbeit ebenso schreibt wie er Filme dreht (als Jugendlicher nahm er gar einmal unter verschiedenen Pseudonymen an einem Gedichtwettbewerb des BR teil und gewann), sagte schon vor Jahren im BR-Interview: "Ich weiß natürlich, dass ich besser schreibe als ich Filme mache. Ich glaube sicher, dass die Bücher, die ich gemacht habe – 'Vom Gehen im Eis', 'Eroberung des Nutzlosen' – meine Filme überleben werden. Nicht dass ich unbedingt sagen will: Diese Bücher sind besser und haben mehr Substanz, aber sie werden ein längeres Leben als meine Filme haben, dessen bin ich völlig sicher."

1972 am Fundort gedreht: "Aguirre, der Zorn Gottes"

Man denkt bei der Benennung einer neuen Spezies aus den Anden natürlich an Werner Herzogs Klassiker "Aguirre, der Zorn Gottes" (1972), der von einer Expedition spanischer Eroberer auf der Suche nach dem sagenumwobenen Goldland Eldorado im Urwald des Amazonas erzählt. Die Konquistadoren überqueren darin in einer Szene auf abenteuerlichen Wegen steile Hänge der wolkenverhangenen Anden, begleitet von peruanischen Hochlandindianern, die die Trägerdienste verrichten.

Herzog kennt die Gegend um Machu Picchu, in der die nach ihm benannte Orchidee nun auf gut 2.000 Metern über dem Meeresspiegel gefunden wurde, aus eigener Anschauung sehr genau – und berichtete in seiner 2022 erschienenen Autobiographie "Jeder für sich und Gott gegen alle" davon, wie er damals bei den Dreharbeiten häufig zwischen Lima und Cusco, der einstigen Hauptstadt des Inkareichs, hin- und herflog, in höchst klapprigen Maschinen der Linie Lansa: Eine davon, so Herzog in seinem Buch, "raste beim Landeanflug in Cusco in die danebenliegende Bergflanke, alle Menschen an Bord kamen dabei ums Leben".

Natürlich fällt einem auch Herzogs ikonisches Meisterwerk "Fitzcarraldo" ein, sein 1982 gedrehter Film, auf den sich das peruanische Forscherteam explizit auch in der Begründung für die Benennung der Orchidee nach Herzog bezieht.

Enge Beziehung zur "Orchideenbrunst"

Seit seinem literarischen Debüt "Vom Gehen im Eis" 1978 hat Werner Herzog ein alle seine Bücher verbindendes Thema: den Wald. "Ich stelle mich, als wäre ich ein Bestandteil des Waldes", schrieb er damals im Schwarzwald. Er erinnerte sich daran, wie er als Kind die letzten Kriegstage 1945 in seiner bayerischen Heimat im „Bergwald von Sachrang“ in "tiefdüsterer Waldeinsamkeit“ verbrachte.

In seinem, während der Dreharbeiten zu "Fitzcarraldo" geführten und erst 2005 auf Drängen von David Lynch und anderen veröffentlichten Tagebuch "Eroberung des Nutzlosen" beschrieb Herzog bar jeder Romantik die Gleichgültigkeit des Urwalds dem Menschen gegenüber. Im Interview mit dem BR sagte er damals: "Wald hat in meiner Kindheit eine Rolle gespielt. Denn dort, wo ich aufgewachsen bin in Sachrang, war eben sehr viel Wald, das war eine mir sehr vertraute Umgebung."

Deshalb sei ihm der Urwald immer "sehr vertraut" gewesen: "Ich empfinde das nicht als exotisch. Aber ich benenne ihn auch richtig. Der Urwald ist obszön, das ist eine Orchideenbrunst, und Fieberträume regieren alles und es ist nicht so wie sich das New-Age-Leute vorstellen würden. Ich habe andere Erfahrungen in diesem Wald gemacht."

Eine Vorliebe für seltene Gewächse

Mit "der Vorsicht eines wilden Tiers" bewegte sich auch der japanische Leutnant Hiroo Onoda auf überwachsenen Dschungelpfaden in Herzogs grandiosem Buch "Das Dämmern der Welt" (2021) - diesmal nicht in Südamerika, sondern auf einem dicht bewachsenen Eiland im südchinesischen Meer, auf der Philippinen-Insel Lubang, wo der Soldat Onoda dort als "Holdout" der kaiserlichen Armee sage und schreibe 29 Jahre lang im Verborgenen ausharrte, von 1945 bis 1974, bis man ihn fand. Eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte.

Hiroo Onodas späte Entdeckung erinnert einen von ferne an die der seltenen Orchideenart in den Anden. Auch in "Das Dämmern der Welt" ist von der "dampfenden Teilnahmslosigkeit der Natur" die Rede, die Herzog seit jeher umtreibt. Sie zeigt sich auch in seinem poetischen Dokumentarfilm "The White Diamond" (2004), der von einem Mann erzählt, der ein Luftschiff, einen Mini-Zeppelin konstruiert, um die Lebensräume der Baumwipfel in den tropischen Regenwäldern Südamerikas zu erforschen.

Edgar Reitz sagte 2015 in seiner Laudatio auf Herzog über diesen Film: "In 'The White Diamond' führt Herzog uns mitten ins Mysterium einer geräuschlosen Natur zwischen Himmel und Erde. Die Welt der Baumkronen ist das letzte unerforschte Land der Erde, voll von nie gesehenen Tieren und Wunder-wirkenden Heilpflanzen."

Gewisses Faible für Pflanzenkunde

Heilkräfte werden der Pflanze "Sarcoglottis wernerherzogii“ von den Biologen, die sie entdeckt haben, zwar keine zugeschrieben, aber dass nun dort oben im Hochland der Anden eine Pflanze seinen Namen trägt, wird ihrem weltberühmten Namensgeber vollauf reichen. Vielleicht denkt er dabei zurück an jene Passage aus seiner Filmerzählung "Cobra Verde", in der er 1987 schrieb: "Eine milde abendliche Dämmerung hat sich über die Orchideen und Blütendolden der Sträucher gelegt. Die letzten Kolibris umschwirren die üppigen Blumen und bleiben unvermittelt im Flug stehen."

Ein gewisses Faible für Pflanzenkunde war Herzog schon immer eigen.

Bildrechte: Feliciano Incahuaman
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Neu entdeckt in Peru: "Sarcoglottis wernerherzogii"

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