Mehr als 1.000 Kilometer sind Sofiia Hubal und ihre Mitstreiterinnen gereist. Das Museum im Kulturspeicher, eine der bekanntesten Galerien Unterfrankens, hat sie eingeladen. Sie alle sind Absolventinnen der Nationalen Kunstakademie Lwiw. In der Partnerstadt Würzburg dürfen sie ihre Abschlussarbeiten zeigen.
Kulturspeicher zeigt Gemälde aus Lwiw
Bei den Arbeiten handelt sich um 15 Gemälde. Thema: der menschliche Torso – also Oberkörper ohne Kopf und Arme. Die meisten der Bilder sind abstrakt. Große Farbflächen auf Leinwand. Den Krieg behandeln sie nicht. Und irgendwie doch. Denn Kunst ist immer auch Produkt der Umgebung. "Unsere Kunstwerke werden während Luftalarmen und Stromausfällen gemalt. Darum sind sie natürlich durch den Krieg beeinflusst. Aber wir möchten das nicht oberflächlich machen", sagt die 20-jährige Sofiia Hubal. Nach drei Jahren schließt sie nun ihr Studium an der Kunstakademie ab.
Ausstellung entstand durch Städtepartnerschaft
Die Ausstellung entstand auf Initiative des kürzlich verabschiedeten Würzburger Alt-Oberbürgermeisters Christian Schuchardt (CDU). Der reiste in den vergangenen zwei Jahren viermal mit städtischen Delegationen nach Lwiw. Dort besuchte er auch die Kunstakademie.
Für Marcus Andrew Hurttig, Leiter des Würzburger Museums, steht fest: Städtepartnerschaften sind ein "wichtiges politisches Instrument". Es sei ihm wichtig, solche Partnerschaften durch Kulturaustausch zu verstetigen: "Kunst ist auch politisch. Und wir wollen ein Zeichen der Solidarität setzen."
Kunst als ein Stück Alltag im Krieg
Diese Geste, in der Partnerstadt ausstellen zu dürfen, kommt bei den Frauen aus Lwiw an. Eine große Überraschung sei die Einladung gewesen, sagt Hubal: "Für uns ist es eine große Möglichkeit zu zeigen, dass wir nicht nur überleben unter einer solchen Situation in der Ukraine. Wir bemühen uns auch, unsere Kunstwerke auf hohem Niveau zu machen, ständig zu lernen und stark zu bleiben."
Kunst als ein Ventil, um den Krieg zu bewältigen. Gleichzeitig ein Weg, den Alltag aufrechtzuerhalten: "Sie versuchen, das, was sie zuvor gemacht haben, weiterzumachen", sagt Tetiana Bernatska, Leiterin des internationalen Büros der Kunstakademie, über die Studentinnen, die sie nach Würzburg begleitet hat. Für Männer an der Kunstakademie war die Ausreise wegen des Krieges nicht möglich.
Gemälde bis November zu sehen
Kunst als "Ausdruck von Widerstand und Hoffnung", so bewerben die Verantwortlichen im Kulturspeicher die Ausstellung. Studentin Sofiia Hubal ergänzt: Sie und ihre Kommilitoninnen haben sich vorgenommen, in ihrer Kunst "ein Licht zu suchen".
Alle ausgestellten Bilder können erworben werden. Der Erlös geht an die Kunstakademie in Lwiw. Die Gemälde sind bis 2. November im Kulturspeicher zu sehen.
In einer Ausstellung zeigt das Museum im Kulturspeicher Gemälde aus der Ukraine. Zur Eröffnung sind Studierende aus Lwiw nach Würzburg gereist.
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