Hat ChatGPT Scarlett Johanssons Stimme kopiert?
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ChatGPT-Stimme: Wurde Scarlett Johansson kopiert?

ChatGPT-Stimme: Wurde Scarlett Johansson kopiert?

OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, hatte Scarlett Johansson angefragt, die Stimme für den neuen ChatGPT-Sprachassistenten zu sein. Johansson lehnte ab. Nun sei ihre Stimme einfach kopiert worden, so die Schauspielerin. Was sagt OpenAI dazu?

Vor einer Woche stellte OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, ihre neueste Innovation vor: Ein Chatbot mit Sprach-Interface, mit dem man sich fast so natürlich unterhalten kann, als sei er ein Mensch. Die neue ChatGPT-Stimme klang dabei fast so emotional wie eine echte Stimme: Sie kicherte, sang und passte sich dabei an den Tonfall ihres menschlichen Gegenübers an.

ChatGPT und der Film "Her"

OpenAI selbst machte kein Geheimnis aus der Inspiration hinter dem neuen Sprachbot: Der Science-Fiction-Film Her. In dem Film aus dem Jahr 2013 verliebt sich ein Mann mittleren Alters in eine körperlose künstliche Intelligenz. Gesprochen wird die KI im Film von Hollywood-Schauspielerin Scarlett Johansson. OpenAI-CEO Sam Altman twitterte das Wort "her" kurz vor der Veranstaltung – als klare Referenz auf den Film.

Beobachter des Events stellten jedoch schnell die These auf, dass nicht nur die Idee der Technologie von dem Film inspiriert war. Sondern auch die neue ChatGPT-Stimme selbst. Diese, fanden einige, klinge der Stimme der KI aus dem Film – und damit Scarlett Johansson – verdächtig ähnlich.

ChatGPT-Stimme "Sky" deaktiviert

Am Montag reagierte OpenAI schließlich – und deaktivierte die Stimme. In einem Statement [externer Link] betonte das Unternehmen, dass die Stimme keine Imitation von Scarlett Johansson sei, sondern einer anderen Schauspielerin gehöre, mit der OpenAI für das Projekt zusammengearbeitet habe.

Die ChatGPT-App lässt sich bereits seit einigen Monaten in verschiedenen Stimmen einstellen, darunter "Sky", der Ähnlichkeit zu Scarlett Johansson vorgeworfen wird. "Sky" ist bereits seit Längerem verfügbar, doch die neuen Demo-Videos zeigen eine KI, die um einiges lebhafter und menschlicher klingt als die Stimme der ChatGPT-App bisher. Nun ist jedoch auch die "Sky"-Stimme in der regulären ChatGPT-App deaktiviert.

Scarlett Johansson möchte Klarheit über ChatGPT-Stimme

Über Nacht hat sich nun auch Scarlett Johansson selbst zu Wort gemeldet. Überraschenderweise gab sie bekannt, dass OpenAI sie bereits letztes Jahr für eine Zusammenarbeit kontaktiert habe. "Letzten September erhielt ich ein Angebot von Sam Altman, der mich als Sprecherin für das aktuelle ChatGPT 4.0-System engagieren wollte", so die Schauspielerin. "Nach reiflicher Überlegung und aus persönlichen Gründen lehnte ich das Angebot ab."

Zwei Tage vor der Veröffentlichung der Demo habe Altman erneut angefragt und Johansson gebeten, es sich noch einmal anders zu überlegen. Bevor es zu einem Austausch kommen konnte, seien die Videos bereits veröffentlicht worden.

Johansson hat nun angekündigt, mit einem Rechtsbeistand zusammen für Klarheit sorgen zu wollen. Bislang sind keine Klagen oder Unterlassungserklärungen angekündigt – Johansson suche lediglich eine "Aufklärung in der Form von Transparenz" und wolle von OpenAI den genauen Prozess erfahren, wie die Stimme für "Sky" entstand.

Eine Sprecherin für OpenAI bestätigte, dass das Unternehmen im Austausch mit Johansson steht. OpenAI-CEO Sam Altman wies die Vorwürfe, OpenAI habe kopiert, jedoch von sich: "Die Stimme von Sky ist nicht die von Scarlett Johansson und sollte auch nie so klingen wie sie. Aus Respekt vor Ms Johansson haben wir Skys Stimme in unseren Produkten pausiert. Wir entschuldigen uns bei Ms Johansson dafür, nicht besser kommuniziert zu haben."

KI: Viele Rechtsfragen noch ungeklärt

Die Debatte rund um die ChatGPT-Stimme wird genau beobachtet – auch weil die Hersteller der großen KI-Unternehmen nicht zum ersten Mal in der Kritik stehen. Große Sprachmodelle wie ChatGPT sind mit massenhaft Daten aus dem Internet trainiert – diese wurden jedoch teilweise ohne die Erlaubnis ihrer Urheber für das Training verwendet. Aus diesem Grund läuft derzeit auch ein Rechtsstreit zwischen der New York Times und OpenAI.

Die aktuellen KI-Modelle stellen eine gänzlich neue Technologie dar – viele Rechtsfragen um sie herum sind deshalb noch ungeklärt. Sollte sich jedoch herausstellen, dass OpenAI absichtlich die Stimme von Johansson kopiert hat, wäre dies höchstwahrscheinlich ein Eingriff in Johanssons Persönlichkeitsrecht.

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