Ältere Frau telefoniert mit Schnurlostelefon
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Beim so genannten Enkeltrick kommen neuerdings auch geklonte Stimmen zum Einsatz. (Symbolbild)

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Kriminelle Klone: Betrug mit künstlichen Stimmen

Kriminelle Klone: Betrug mit künstlichen Stimmen

Es ist eine neue Form des Enkeltricks: Kriminelle verwenden bei Schockanrufen Stimmen, die so klingen wie ein Verwandter des Opfers - aber mit künstlicher Intelligenz geklont wurden. Die neue Masche stellt Sicherheitsbehörden vor große Probleme.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

"Mama, ich habe eine Frau totgefahren. Du musst mir helfen und eine Kaution zahlen, damit ich nicht ins Gefängnis komme." So könnte ein sogenannter Schockanruf beginnen. Die Stimme am anderen Ende: Scheinbar die des eigenen Kindes. Diese Art von Schockanrufen stellt eine neue Form des Enkeltricks dar, mit der die Betrüger Geld von ihren Opfern erbeuten wollen. Durch die vermeintlich echte Stimme eines Verwandten des Opfers versprechen sich die Betrüger höhere Erfolgschancen.

Stimmen lassen sich im Handumdrehen klonen

Tatsächlich sind die Stimmen mithilfe von Künstlicher Intelligenz geklont worden. Dazu werden lediglich kurze Stimmsequenzen der zu klonenden Stimme benötigt. Eine längere Sprachnachricht oder ein Videoausschnitt aus dem Internet können dazu ausreichen.

Mit im Web verfügbaren Programmen wie ElevenLabs aus den USA können Stimmen mit wenig Aufwand geklont werden: Mit einer Genauigkeit von bis zu 95 Prozent – und ohne dass dafür besonderes Vorwissen nötig ist. Man loggt sich auf der Seite des Anbieters ein, lädt eine Stimmprobe hoch und lässt sie das Programm analysieren. So entsteht binnen weniger Minuten ein künstlicher Stimmenklon. Es reicht, einen Text einzugeben, den die geklonte Stimme dann "spricht". Am Ende steht eine Audio-Datei, die man exportieren kann.

Betrugsfälle mit geklonten Stimmen nehmen zu

Auch Telefonbetrüger arbeiten mit solchen Programmen. In den vergangenen Monaten häuften sich die Berichte über die Betrugsmasche mit den KI-generierten Stimmen. Im April sorgte in den USA ein Fall von "Virtual Kidnapping" für Aufsehen, einer Variante des Schockanrufs. Betrüger riefen eine Mutter an und behaupteten, ihre 15-jährige Tochter entführt zu haben und sie nur gegen Zahlung von einer Million Dollar Lösegeld freizulassen. Dabei setzten sie auch eine geklonte Stimme der 15-Jährigen ein, die weinte und um Hilfe flehte.

Fast ein Viertel der Deutschen sagt laut einer Onlineumfrage des Softwareherstellers McAfee, dass sie selbst oder Bekannte schon einmal Audio-Betrug mit Künstlicher Intelligenz erlebt hätten.

Wie man sich gegen Schockanrufe mit geklonten Stimmen schützen kann

Die Täter versuchen am Telefon schnell hohen Druck auf ihre potenziellen Opfer aufzubauen. Nach dem vermeintlichen Verwandten übernimmt umgehend eine Person, die sich als Polizist ausgibt und das Opfer auffordert, schnell eine hohe Geldsumme zu zahlen, alternativ Wertgegenstände zu übergeben. Auch wenn die Betrüger emotionalen Druck aufbauen, gibt es einige Möglichkeiten, sich dagegen zu schützen.

  • Sich bewusst machen, dass die Polizei nie anruft.
  • Am Telefon nach dem Verwandten verlangen: die Täter haben in der Regel nur wenige Sätze der geklonten Stimme aufgenommen, damit lässt sich aber kein Dialog führen.
  • Das Gespräch beenden und den Angehörigen kontaktieren, am besten telefonisch.

Keinesfalls sollte man Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben, rät die Polizei auf einer Website zur Kriminalprävention.

Die Landeskriminalämter erfassen zwar Betrugsfälle mit Schockanrufen und Enkeltricks – aber nicht danach, ob sie mithilfe künstlicher Intelligenz begangen wurden, wie eine Recherche des SWR-Investigativformats Vollbild zeigt. Die Ermittlungen gestalten sich in solchen Fällen oft schwierig: Täter seien oft schwer zu ermitteln, sagte eine Pressesprecherin des LKA Nordrhein-Westfalen. Außerdem sind laut Experten Stimmenklone nur schwer zu enttarnen.

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