Elon Musk (l) und Donald Trump vor dem Weißen Haus
Bildrechte: picture alliance / Consolidated News Photos | Samuel Corum - Pool via CNP
Bildbeitrag

Elon Musk (l) und Donald Trump vor dem Weißen Haus

Bildbeitrag
> Netzwelt >

Bad Bromance: Wie zwei Tech-Titanen die USA umkrempeln

Bad Bromance: Wie zwei Tech-Titanen die USA umkrempeln

US-Milliardär Elon Musk wurden von US-Präsident Trump wichtige Aufgaben übertragen – ganz im Sinne eines langjährigen Trump-Unterstützers: Peter Thiel. Dessen Ansichten könnten die geistige Grundlage für elementare Veränderungen in den USA bilden.

Tausende Regierungsangestellte finden im Januar 2025 eine unscheinbare E-Mail in ihren Postfächern. Der Absender: Mitarbeiter von Elon Musks neuem "Department of Government Efficiency" (DOGE). Die Nachricht ist simpel: Listen Sie auf, was Sie in den letzten Wochen gemacht haben und wie erfolgreich Sie dabei sind. Was harmlos klingt, ist der Beginn einer beispiellosen Machtübernahme. Wenige Tage später werden Tausende gefeuert, ganze Ämter lahmgelegt, Forschungsförderungen gestrichen.

Thiel und Musk: Von "Silicon Valley"-Rivalen zu Verbündeten

Die Blaupause für diese Tech-Revolution stammt aus dem Silicon Valley und im Zentrum stehen zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch eine turbulente, jahrzehntelange Beziehung verbindet: Peter Thiel und Elon Musk. Was als Silicon Valley-Rivalität begann, ist heute zur systematischen Aushöhlung amerikanischer Institutionen geworden.

Ihre Geschichte beginnt in den späten 1990ern im Silicon Valley. Beide gründen Bezahlsysteme fürs Internet – Thiel PayPal, Musk X.com. Beide stammen aus Südafrika und privilegierten Verhältnissen. Und obwohl sie völlig unterschiedliche Charaktere sind – Musk der risikofreudige Draufgänger, Thiel der strategische Schachspieler – und zunächst Konkurrenten, fusionieren sie die Firmen unter dem Namen PayPal.

Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | PAUL SAKUMA
Bildbeitrag

PayPal-Gründerväter: Peter Thiel (l) und Elon Musk im Jahr 2000

PayPal-Verkauf als Grundlage für späteres Milliardenvermögen

Allerdings geht das nicht lange gut und Thiel verdrängt Musk aus der Firmenleitung. Mit dem Verkauf von PayPal an eBay etwas später aber bekommen beide für Ihre Anteile an PayPal viel Geld: die Grundlage für weitere Unternehmensgründungen und die Basis für ihr Vermögen. Musk gründet Tesla und später SpaceX, Risikokapitalgeber Thiel investiert unter anderem in Facebook und gründet die Big-Data-Analysefirma Palantir Technologies.

Thiel: Freiheit und Demokratie nicht vereinbar

Thiel ist überzeugter Anhänger des Libertarismus: Die persönliche Freiheit ist das oberste Ziel, staatliche Autorität lehnt er ab. Er glaubt auch, Demokratie und Freiheit (externer Link; möglicherweise Bezahl-Inhalt) seien nicht vereinbar. Statt demokratisch gewählten Politikern sollten besser erfolgreiche Konzernchefs die Leitung des Staates übernehmen.

Und er unterstützt schon früh den selbsternannten Dealmaker Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf 2016 – und das, obwohl er in der Regierungszeit von Barack Obama unter anderem mit Palantir Technologies an Regierungsaufträgen sehr gut verdient. Auch Musk ist als überzeugter E-Auto-Visionär und Weltraum-begeisterter Raketenbauer sehr erfolgreich, aber zunächst – wie viele während der ersten Trump-Regierungszeit im Silicon Valley – eher zurückhaltend oder sogar auf Gegenkurs zu Trump.

Doch die Pandemie verändert alles. Musk radikalisiert sich, kauft Twitter und macht sich zum "DARK MAGA"-Anhänger. Seine Mission: "Kill the Woke Mind Virus." 2024 spendet er 288 Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf – die größte Einzelspende der US-Geschichte.

Der digitale Umsturz

Heute regiert Musk durch DOGE faktisch an den gewählten Vertretern vorbei. "Die Regierung wird von Computern gesteuert", erklärt er Senator Ted Cruz. "Alles, was ich will, ist das Login für jeden Computer." Mit diesem Zugang kündigt er Verträge, feuert Beamte und streicht Programme.

Historiker wie Timothy Snyder sprechen bereits von einem Putsch: "Macht ist heute mehr digital als physisch." Was als Rivalität zweier Tech-Unternehmer begann, wird zur Realität – ihre Träume von einer Welt ohne demokratische "Hindernisse" verwirklichen sich im Herzen der amerikanischen Macht.

Doch der digitale Putsch erweist sich als weniger erfolgreich als gedacht. Zwei Billionen Dollar wollte Musk im Staatshaushalt einsparen – das gemeinsam mit Trump aufgebaute Kartenhaus bricht in sich zusammen. Laut Recherchen der "Financial Times" sind nur 31,8 Milliarden Dollar an Einsparungen dokumentiert, tatsächlich nachvollziehbar sogar nur 12,4 Milliarden. Ende Mai soll Musk als Trump-Berater zurücktreten – ohne sein Ziel erreicht zu haben. Vielleicht scheitern selbst die effizientesten Putschisten an der Realität der Macht.

Zum Audio: Bad Bromance - Elon Musk, Peter Thiel und ihr Weg an die Macht (Teil 1)

Episoden Cover Podcast Wild Wild Web Staffel 5 Episode 3
Bildrechte: BR/Simon Heimbuchner
Audiobeitrag

Wild Wild Web - Episodenbild "Bad Bromance Teil 1"

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!