Die "Schnüdel" spielen in der Regionalliga Bayern um die Meisterschaft mit – und damit um den Aufstieg in den Profifußball, die Dritte Liga . In der Saison 1974/75, also vor genau 50 Jahren, war für den FC Schweinfurt 05 sogar noch mehr drin: der Aufstieg in die Bundesliga. Und das verdankte die legendäre Nullfünfer Mannschaft besonders Harald Aumeier, ihrem Spielmacher.
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Titelaspirant wider Willen
Bis zum letzten Spieltag hielt sich der FC 05 um Aumeier und Torjäger Lothar Emmerich damals in der Spitzengruppe der Zweiten Bundesliga Süd. Harald Aumeier, erst 22 Jahre alt, dirigierte die Mannschaft von Sieg zu Sieg. Trotzdem war ein Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse für die Mannschaft "fast das ganze Jahr über kein Thema", wie er sich erinnert. Vielmehr habe die Elf immer nur von Spiel zu Spiel gedacht. "Wir waren selbst überrascht, dass die Saison so gut läuft. Erst in der Rückrunde kam der Gedanke auf, dass es mit der Bundesliga klappen könnte."
Anfrage vom FC Bayern
Harald Aumeier spielte in jener Saison so stark, dass ihn selbst die beste Mannschaft Europas verpflichten wollte: der FC Bayern, der im Sommer 1974 erstmals den Europacup der Landesmeister gewonnen hatte, bot mehrere 100.000 Mark, um den Schweinfurter als Spielgestalter nach München zu holen. Aumeiers Transfer zu den großen Bayern scheiterte, weil ihn sein Klub nicht gehen ließ. "Bayern fragte mehrfach wegen der Ablösesumme an, aber weil wir um den Aufstieg spielten, hat der FC 05 einfach nicht geantwortet und die Bayern wochenlang hingehalten", erläutert er.
Erst nach der Saison erhielt Aumeier die Erlaubnis, in München anzurufen. "Da hatte Bayern jedoch bereits einen anderen Spieler verpflichtet und kein Interesse mehr." Für das Mittelfeld-As doppelt ärgerlich, denn auch Eintracht Frankfurt wollte ihn unbedingt holen. "Ich hätte nur noch den Vertrag unterschrieben müssen." Der gescheiterte Wechsel zu Bayern war für ihn auch finanziell ein Verlustgeschäft. "Bei Bayern ging es um ganz andere Summen als beim FC 05", konstatiert er. Münchens legendärer Manager Robert Schwan habe ihn schlicht gefragt: "Was zahlt Frankfurt?" Um dann selbst die Antwort zu geben: "Wir zahlen in jedem Fall 80.000 Mark mehr."
Mannschaft ging die Kraft aus
Auch der Aufstieg des FC 05 kam nicht zustande, Schweinfurt belegte am Saisonende nur Platz drei, punktgleich mit dem Tabellenzweiten aus Pirmasens und hinter dem Tabellenersten, dem Karlsruher SC. "Im ersten Moment war die Enttäuschung natürlich sehr groß“, blickt Aumeier zurück. Am Ende ging der Mannschaft schlicht die Luft aus. "Spielerisch waren wir nicht die Besten, aber wir sind immer marschiert, haben körperlich in jedem Spiel einen großen Aufwand betrieben."
Aus heutiger Sicht war für ihn ein Fehler, dass Trainer Istvan Sztani im Training nicht das Tempo drosselte. "Das rächte sich, wir waren am Schluss nicht mehr frisch genug, hatten nicht mehr genug Kraft und Spannung in der Mannschaft." Und dies war auch entscheidend dafür, dass der Fast-Bundesligist FC 05 in der folgenden Saison 75/76 überraschend aus der Zweiten Liga abstieg. "Wir hatten im Vorjahr einfach über unsere Verhältnisse gespielt. Dazu kamen Trainerwechsel, die der Mannschaft nicht guttaten", urteilt Aumeier.
Paul Breitner leihte Auto
Ihm selbst gelang trotzdem der Sprung in die Bundesliga. Bei Eintracht Braunschweig spielte er ab dem Winter 1978 Seite an Seite mit den Nationalspielern Wolfgang Dremmler und Bernd Franke – und mit Weltmeister Paul Breitner. Er wurde oft als Egozentriker bezeichnet, doch Aumeier behielt den Weltstar anders im Kopf. "Ich wohnte in einem Hotel, hatte kein Auto, doch Breitner hat mir völlig unkompliziert das Auto seiner Frau geliehen, damit ich Weihnachten zu Hause feiern konnte." Bereits nach seinem ersten Bundesligaspiel für die Eintracht berief ihn eine große Sportzeitung in ihre "Elf des Tages." Wegen einer langwierigen Bauchverletzung konnte Aumeier jedoch nur zwölf Partien im Oberhaus absolvieren.
Goldene Saison
Bis heute ist er Mitglied bei den "Schnüdeln" und Gast bei Heimspielen. Genau wie vor 50 Jahren sind die Schweinfurter auch diesmal nicht als Titelfavorit in die Saison gestartet. Allerdings: 05 vor 50 Jahren – so nah kam Schweinfurt der Bundesliga seitdem nie mehr. Eine goldene Saison für Grün-Weiß, wesentlich geprägt von Harald Aumeier.
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