Für Philipp Lahm ist klar, "dass Großereignisse in demokratischen Ländern stattfinden" sollten. Dementsprechend kritisch sieht der ehemalige Profi des FC Bayern die Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien, wie er im exklusiven Blickpunkt Sport-Interview erklärt. Positivbeispiel ist für ihn die Heim-Europameisterschaft 2024, bei der Lahm als Turnierdirektor fungierte. Dieses habe "die Menschen zusammengebracht".
Lahm: Demokratische Entscheidungen in Saudi-Arabien nicht möglich
Im Gegensatz zu Katar sei Saudi-Arabien aber ein fußballbegeistertes Land, weiß der 41-Jährige. "Saudi-Arabien ist in ihrer Region mit 36 Millionen Einwohnern das Land mit der größten Bevölkerungsdichte. Sie sind Fußball interessiert, auch vor Ort." Doch das politische System stört Lahm: "Wir sind es im Vereinssport gewohnt, dass demokratisch entschieden wird und das ist in Saudi-Arabien nicht der Fall", wird der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft deutlich.
Auch der Vergabeprozess seitens der FIFA stört ihn. "Man konnte nicht für die WM 2030 abstimmen und für die WM 2034, sondern man musste zu beiden Ja oder zu beiden Nein sagen." Der Weltverband hatte zeitgleich das Turnier 2030 an Spanien, Portugal und Marokko sowie Paraguay, Uruguay und Argentinien vergeben. Für ihn sei klar, "irgendwas kann da bei der Vergabe nicht passen". Der DFB hatte ebenfalls für die Vergabe gestimmt.
Um derartige Alleingänge der FIFA zukünftig zu verhindern, müsse Europa "zusammenhalten", findet Lahm. "Wir sind großen Nationen. Es ist schön, dass diese Turniere wie Olympia auch in Europa stattfinden. Und natürlich geht es auch an andere Kontinente. Jeder hat die Berechtigung auch austragender Ort zu sein", so der Weltmeister von 2014.
"Man muss schauen, unter welchen Bedingungen und wie die politische Lage vor Ort ist. Das ist enorm wichtig." Philipp Lahm
Lahm über Heim-EM: "Wir waren wieder tolle Gastgeber"
Als Turnierdirektor bei der Europameisterschaft 2024 hat Lahm jüngst ein Großereignis selbst organisiert und zieht im Blickpunkt-Sport-Interview eine zufriedene Bilanz. "Insgesamt wollten wir ein Turnier organisieren, das in die Zeit passt, um Menschen wieder zusammenzubringen und ich glaube, das ist uns sehr, sehr gut gelungen." Der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft erinnert sich gerne an feiernde Niederländer und Schotten. "Wir waren, glaube ich, wieder tolle Gastgeber", freut sich Lahm, der ergänzt: "Der Zusammenhalt war wieder spürbar, nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit."
Dazu trugen für Lahm auch die Olympischen Spiele in Paris bei. "Das hat man vor allem in diesem Sommer gespürt, mit den beiden großen Turnieren, also Europameisterschaft, aber dann eben auch Olympia." Mit den letzten Vergaben von Fußball-Großereignissen an Russland (2018) und Katar (2022) habe Europa "ein bisschen darunter gelitten", findet Lahm. "Deswegen, glaube ich, war es so wichtig, dass das in diesem Sommer in Europa stattgefunden hat, in demokratischen Ländern und wir eben gesehen haben, was der Fußball und der Sport bewirken kann."