Thomas Tuchel
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Die Krise(n) des FC Bayern - wo immer noch der Schuh drückt

Die Krise(n) des FC Bayern - wo immer noch der Schuh drückt

Beim FC Bayern herrscht seit Wochen Krisenstimmung. Auch Christoph Freund sagte trotz des knappen Sieges beim FC Augsburg: "Es kommt im Moment sehr viel zusammen." Doch was meint er damit? Wo liegen die Baustellen? Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Krise, Tief, Schwächen - wenn die aktuelle Leistung von Rekordmeister FC Bayern München beschrieben wird, dann sind Worte wie diese oft nicht weit. Auch Siege wie etwa das hart erkämpfte 3:2 gegen den FC Augsburg ändern wenig in der Wahrnehmung.

Dafür sind Pleiten wie die gegen Eintracht Frankfurt (1:5) vor Weihnachten, das 0:1 gegen Werder Bremen oder das Aus im DFB-Pokal gegen Drittligaklub 1. FC Saarbrücken (1:2) zu präsent.

Kurz nach dem Pflichtsieg bei den Augsburgern, der durch die Verletzung von Kingsley Coman getrübt wurde, sagte FCB-Sportdirektor Christoph Freund: "Es kommt im Moment sehr viel zusammen." Doch was genau meint er?

1. Das bayerische Lazarett - "Es ist verhext"

Der Franzose Coman, der sich gegen Augsburg verletzte, ist nur der frischeste Neuzugang im Lazarett des FCB. Die Liste der Verletzten ist lang: Dayot Upamecano und Konrad Laimer plagt beide eine Muskelverletzung, Joshua Kimmich ist an der Schulter verletzt und mit Serge Gnabry (Muskelsehnenverletzung im linken Adduktorenbereich), Bouna Sarr (Kreuzbandriss) und Daniel Peretz (Innenbandverletzung am rechten Knie) kommen drei versehrte Top-Spieler dazu, die Tuchel gerade bitter nötig hätte.

Obendrein fehlen Minjae Kim und Noussair Mazraoui, weil sie mit ihren Nationalteams an den Kontinentalmeisterschaften teilnehmen. "Es ist schon bisschen wie verhext aktuell, dass wir jedes Spiel mit einem Verletzten rausgehen", klagte Routinier Thomas Müller.

Und trotzdem ist der Ausfall Comans ein besonders bitterer. "Wir werden morgen die Bänder im Knie checken. Ich kann nicht spekulieren, aber es ist extrem schmerzhaft gerade", sagte Tuchel nach dem Spiel. Auf der Pressekonferenz räumte er später ein, dass es "nicht gut" aussehe bei dem Franzosen. Das sei alles aber gerade nur Spekulation.

Im Video: Pressekonferenz nach dem Augsburg-Spiel

Thomas Tuchel (FC Bayern) und Jess Thorup (FC Augsburg)
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Thomas Tuchel (FC Bayern) und Jess Thorup (FC Augsburg)

Beim 1:0-Führungstreffer der Münchner durch Aleksandar Pavlovic (23. Minute) war FCA-Angreifer Phillip Tietz auf das linke Bein des Franzosen gefallen, der danach liegen blieb. Das Stadion verließ Coman auf Krücken.

Ein weiterer Ausfall würde die Münchner zwei Wochen vor dem Bundesliga-Gipfel bei Bayer Leverkusen und dem folgenden Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Lazio Rom angesichts der langen Ausfallliste besonders hart treffen. Denn allmählich gehen auch in der Offensive die Alternativen aus.

2. Transferfenster schließt - Sacha Boey soll es richten

Die Verletzungsserie des FCB zwingt den Klub zum Handeln. Der Kader der Münchner ist fast eine Milliarde Euro wert - und hat aktuell fast keine Abwehrspieler mehr. Schnellschüsse auf dem Transfermarkt vermeidet der Klub dennoch. Mögliche Verstärkungen sollen nicht nur kurzfristig, sondern auch perspektivisch helfen.

Tuchel bleibt in einer Saisonphase, in der sein Starensemble gerade um Form, Konstanz und Siege ringt, nur Trotz bei immer neuen Ausfällen: "Wir werden versuchen, das zu kompensieren", sagt er in Dauerschleife seit Wochen.

Auch in der finalen Winter-Transferwoche werde man sich nicht zu unvernünftigen Aktionen treiben lassen, so Tuchel: "Wir sind dran an den Dingen, die aus unserer Sicht Sinn machen." Ende der Durchsage.

Ein Lichtblick bleibt: Der Transfer von Rechtsverteidiger Sacha Boey zum FC Bayern München steht unmittelbar bevor. Boey (23) kommt von Galatasaray Istanbul, soll sich bereits in München befinden und Medienberichten zufolge knapp 30 Millionen Euro Ablöse kosten.

Genau wie der Engländer Eric Dier könnte sich Boey angesichts der langen Verletztenliste ganz schnell sogar in der Startelf wiederfinden.

15.11.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Fußball: Nationalmannschaft, Deutschland vor dem Länderspiel gegen die Türkei und Österreich. Nationalspieler Leon Goretzka spricht im Anschluss an das Training der Nationalmannschaft auf dem DFB-Campus während der Pressekonferenz.
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Leon Goretzka

3. Aussetzer von Stammspielern, individuelle Fehler

Die Personaldecke der Bayern ist dünn, die Qualität der Spieler aber groß - und trotzdem gelingt es den Münchner oft nicht, die Leistung auf den Platz zu bringen. Nach der 0:1-Blamage gegen Underdog Bremen kritisierte Sportdirektor Christoph Freund, dass es die Mannschaft nicht geschafft hätte, "die Grundtugenden auf den Platz" zu bringen.

Kein Biss, kein Wille. So lautete die Kritik dieser Tage. Gegen die Bremer hatten die Bayern über 20 Minuten lang Systemausfall, keine echte Chance, keinen Spielfluss, keine Qualität - die Münchner wirkten behäbig.

Die noch größere Klatsche: Das 1:5 gegen Eintracht Frankfurt vor Weihnachten. Es war in diesem Jahrtausend erst das vierte Bundesliga-Spiel, das Bayern mit vier Toren Differenz verloren hat.

Noussair Mazraoui sowie Torschütze Kimmich erlaubten sich große individuelle Fehler, und als Team wirkten die Münchner chancen- und ideenlos. Es sind Aussetzer wie diese, die den Bayern wichtige Punkte kosten und Kritiker laut werden lassen.

4. Trainerwechsel ließen Grundsicherheit abhandenkommen

Wenn es ein Wort gibt, das die Performance der Bayern besser beschreibt als "Krise", dann ist es wohl "Formschwankung". Die Leistungskurve geht auf und ab. Das hat auch maßgeblich damit zu tun, dass den Bayern die Souveränität, der kühle Kopf, die Abgeklärtheit fehlt.

Das wurde auch augenscheinlich beim mühevollen 1:0 gegen Union Berlin. Den Münchner fehlte es über weite Strecken an Leichtigkeit, ihnen fehlte es an Präzision und Tempo.

FC-Bayern-Coach Tuchel sagte, die Mannschaft müsse unmittelbar vor dem Anpfiff "Ruhe bewahren". Die Ruhe fehlt den Bayern wohl auch, weil das Selbstverständnis fehlt.

Die Entlassung von Ex-Trainer Julian Nagelsmann, die schwere Verletzung von Keeper Manuel Neuer, mit dem lange auch die Säule der Mannschaft fehlte, die unrühmliche Trennung von Hansi Flick - all das waren Situationen und Entwicklungen in den vergangenen Jahren, die für eine breite Brust des FC Bayern nicht förderlich waren und aufgrund derer die Grundsicherheit abhandengekommen ist.

Mit jedem Trainerwechsel kamen neue Taktikversuche, neue Systeme, neue Ideologien, in denen sich die Spieler erst zurechtfinden mussten. Keine ideale Voraussetzung, um aus dem FC Bayern wieder ein Team zu machen, das souverän auftritt und "Ruhe bewahrt".

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