Marco Niewollik (Mitte) Anfang März beim Besuch eines DEL-Spiels der Augsburger Panther
Bildrechte: picture-alliance/dpa
Audiobeitrag

Marco Niewollik (Mitte) Anfang März beim Besuch eines DEL-Spiels der Augsburger Panther

Audiobeitrag
> Sport >

"Support ist Wahnsinn": So geht es Niewollik nach Eis-Unfall

"Support ist Wahnsinn": So geht es Niewollik nach Eis-Unfall

Der Fall erinnert ein wenig an den von Mike Glemser: Eishockeyprofi Marco Niewollik zog sich im Februar auf dem Eis eine schwerwiegende Nackenverletzung zu. Verein und Fans tun viel, damit der 21-Jährige wieder in ein normales Leben zurückfindet.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Anfang Februar kam es in der Oberligapartie seines Klubs EC Peiting gegen die Tigers Bayreuth zu dem folgenschweren Zwischenfall: Nach einem Check und seinem anschließenden Sturz gegen die Bande blieb Marco Niewollik regungslos liegen - und musste per Rettungshubschrauber in die Unfallklinik Murnau gebracht werden. Die niederschmetternde Diagnose: Der 21-Jährige brach sich gleich mehrere Halswirbel, was seine Sportlerkarriere abrupt beendete.

Nach vielen Wochen im Rollstuhl und in der Reha kann der 21-Jährige, der von den Augsburger Panthern nach Peiting ausgeliehen war, inzwischen wieder ohne Hilfe gehen. Wie beim Rosenheimer Mike Glemser, der seit einem ganz ähnlich gearteten Unfall querschnittsgelähmt ist, haben Verein und Fans finanzielle Hilfe organisiert. Eine Crowdfunding-Kampagne brachte bisher rund 30.000 Euro, die Niewollik für die medizinischen Folgekosten dringend benötigt.

Niewollik: Der Support "ist Wahnsinn"

"Der Support von außen, das ist Wahnsinn", sagt Niewollik im exklusiven Interview mit BR24Sport auf die Frage nach seiner wichtigsten Stütze. "Ich hätte niemals damit gerechnet und es gibt mir so enorm viel Kraft." Darüber hinaus helfen ihm natürlich Familie und Freunde: "Ich bin schon immer ein Familienmensch gewesen, aber das ist noch stärker geworden. Und meine Freunde, das ist schon Wahnsinn. Wir telefonieren wahrscheinlich jeden Tag."

Was die Crowdfunding-Aktion angeht, empfindet Niewollik vor allem Dankbarkeit. "Ich kann nicht glauben, was da so passiert. Ich meine, das sind teilweise fremde Leute, die sich mit dem Fall beschäftigen und es mir ein Stück ermöglichen, nochmal ins Leben zu kommen. Einfach super, super schön!"

"Aus dem Rollstuhl herauszukommen, war ein Meilenstein"

Über seinen Gesundheitszustand nach inzwischen zwei Operationen sagt Niewollik, es gehe ihm "im Großen und Ganzen immer besser", aber: "Es ist immer tagesformabhängig. Es gibt bessere Tage, es gibt schlechtere Tage."

In den ersten Wochen nach dem Unfall sah das noch ganz anders aus. Niewollik konnte sich praktisch nicht bewegen: "Das war schon sehr, sehr hart. Einfach von hundert auf null zurückgesetzt zu sein." Nur langsam nach und nach stellte sich Besserung ein: Aus dem Rollstuhl herauszukommen "war der erste Meilenstein für den Kopf und auch für die Familie, der brutal wichtig war. Der mir auch gezeigt hat, dass das alles was bringt und dass es gut ist, jeden Tag etwas zu machen."

Dritte Operation steht an

Ein Rollator war nun Niewolliks Begleiter. Mittlerweile ist er ohne ihn und ohne Gehhilfen unterwegs. Die Behandlung in der Rehaklinik in Murnau läuft weiter. Allerdings steht eine dritte OP an, mit dem Ziel, den Nacken beweglich zu machen. Noch sorgen Schrauben dafür, dass sich eben nichts bewegt.

Niewollik sieht der OP mit Unbehagen entgegen: "Vom Kopf her ist das wahrscheinlich sogar die schwierigste. Ich habe einfach Angst davor, wieder aufzuwachen nach der OP. Weil beim letzten Mal bin ich aufgewacht und es hat nichts mehr funktioniert."

Mentale Herausforderung: "Es wird Woche für Woche härter"

Neben dem körperlichen Aspekt nehmen ihn der Unfall und seine Folgen auch psychisch mit: Die Unfallszene, an die sich Niewollik nicht mehr erinnern kann, kann er sich nicht ansehen: "Mir wird schlecht und schwarz vor Augen, ich kann's mir nicht anschauen". Und trotz aller Unterstützung nimmt ihn das alles mental extrem mit: "Es wird Woche für Woche härter, am Ball zu bleiben. Und auch die Fortschritte werden immer geringer oder immer kleiner. Da liegt das Hauptaugenmerk [darauf], dass man nicht irgendwie noch in ein weiteres Loch fällt."

Auf die Frage, ob sich sein Gegenspieler bei ihm gemeldet habe, kann oder will Niewollik nicht antworten. Dafür habe ihm Mike Glemser einen Brief geschrieben: "Der war schon sehr, sehr rührend", so Niewollik, der bei dem Thema mitgenommen wirkt und sehr emotional reagiert. "Ins Detail würde ich da ungern gehen, weil es einfach schon eine besondere Situation auch für ihn gewesen ist. Dadurch, dass er es am besten weiß, was das eigentlich bedeutet."

Positiv bleiben und sich Zeit geben

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die kommende OP den gewünschten Erfolg bringt und dass die Reha weiter anschlägt: "Man muss sich einfach Zeit geben und positiv bleiben, um den Nerven einfach auch die Chance zu geben, zurückzukommen. Und da einfach jede Hilfe, die man kriegt, anzunehmen."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!