Als Vorbilder für Diversität in der Fußball-Szene gelten Pernille Harder und Magdalena Eriksson vom FC Bayern schon lange. Jetzt trifft das bekannteste Fußballerinnen-Paar erstmals bei einer Europameisterschaft aufeinander. In der Vorrundenpartie heute (18.00 Uhr/live in der ARD) in Genf fordert die dänische Starstürmerin Harder die schwedische Abwehrchefin Eriksson.
Pernille Harder: "Wir träumen groß"
"Das wird sehr, sehr besonders", sagte Harder der "Süddeutschen Zeitung". "Normalweise wünsche ich mir, dass Magda erfolgreich ist. Aber bei diesem Spiel nicht, diesmal hoffe ich, dass sie verliert." Eriksson erklärte dagegen: "Wir versuchen das Ganze ein bisschen herunterzuspielen." Das Beste sei, "mit der gleichen Einstellung wie immer reinzugehen".
2017 hatte Harder Dänemark als Kapitänin ins EM-Finale gegen die Niederlande geführt, das sie mit 2:4 verloren. Jetzt träumt die 32-Jährige vom Titel, "aber wir wissen auch, dass es schwierig wird." Der Heimsieg in der Nations League über die DFB-Elf habe aber gezeigt, dass "nichts unmöglich ist". Partnerin Eriksson stieß mit der schwedischen Auswahl, mit der sie je zweimal WM-Bronze und Olympiasilber gewann, 2022 bis ins EM-Halbfinale vor. Diesmal, sagt sie, sei das Endspiel das Ziel. "Wir werden alles geben."
Auf dem Platz gibt es eine Auszeit für die Liebe
Harder, zweimalige "Europas Fußballerin des Jahres" und früher beim VfL Wolfsburg, und die ein Jahr jüngere Eriksson sind seit 2014 ein Paar - das bekannteste beim Turnier - und sehr beliebt in der queeren Community.
Drei Jahre lang spielten sie gemeinsam beim FC Chelsea, seit 2023 tragen sie das Bayern-Trikot und holten in der abgelaufenen Saison das Double. Wenn sie sich auf dem Platz gegenüberstehen, muss die Liebe für 90 Minuten ruhen. Im Februar schüttelten sie sich bei einem Nations-League-Spiel als Kapitäninnen ihrer Nationalteams die Hand. Während der Partie bekam Harder dann sogar einmal den Ellbogen ihrer Partnerin ins Gesicht. "Und das war nicht mal die schlimmste Situation", sagt Harder. Eriksson entgegnet unschuldig: "Das war gar nix!"
Nach dem Spiel habe sie "fünf oder zehn Minuten" gebraucht, "bevor ich mit ihr darüber reden konnte", sagt Harder über die Zweikämpfe. "Dann war alles gut", bekräftigt Eriksson, "das gehört zum Fußball dazu. Wir wollen beide gewinnen, deshalb nehmen wir das nicht persönlich."
"Wenn ich während des Spiels anfangen würde, an Pernille als meine Partnerin statt an meine Gegenspielerin zu denken, würde ich meinen Stil verlieren." Magdalena Eriksson
WM-Kussfoto macht das Paar weltbekannt
Bekannt wurde das Duo bei der WM 2019 in Frankreich, als sich Dänemark nicht qualifiziert hatte und Harder im Schweden-Trikot auf der Tribüne saß. Nach dem Achtelfinalsieg gegen Kanada beglückwünschte Eriksson ihre Partnerin mit einem Kuss - das Foto wurde überall verbreitet. "Danach haben sich im Frauenfußball viel mehr Spielerinnen geoutet", sagte Harder. "Es ist schön zu sehen, dass es ganz normal ist, zu lieben, wen man halt liebt."