Wenn die Schweizerinnen am Mittwochabend um 21 Uhr vor knapp 40.000 Fans ihre Heim-EM einläuten, wird der alt ehrwürdige St. Jakob-Park nicht nur zum Hexenkessel, sondern auch zum Glutofen. Ausgerechnet am Tag des Eröffnungsspiels überrollt die Schweiz eine Hitzewelle. 37 Grad hatte es am Nachmittag in Basel, auch am Abend bei der Partie gegen Norwegen soll das Thermometer noch über der 30-Grad-Marke liegen.
"Erhebliches Risiko": Schweizer Wetterdienst warnt
Nicht ohne Grund warnte das Schweizer Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie vor einem "erheblichem Risiko für Kreislaufbeschwerden und körperlichem Unwohlsein". Demnach sollen die Menschen in der Region "körperliche Anstrengungen vermeiden beziehungsweise während oder nach sportlichen Betätigungen den Salzverlust ausgleichen."
Sportmediziner: Körper als "Kühlschrank"
Da Ersteres für die Fußballerinnen auf beiden Seiten nicht möglich sein wird, wird die zweite Maßgabe von "MeteoSchweiz" umso wichtiger: Trinken, trinken, trinken! Das bestätigte BR24Sport auch Sportmediziner Dr. Lutz Graumann. "Wir können wie so ein Kühlschrank Kälte produzieren, indem wir Flüssigkeit nach außen abgeben und dann entsteht Verdunstungskälte."
Dieses enorme Schwitzen verursacht einen Flüssigkeitsverlust von bis zu einem Liter pro Halbzeit, erklärt Graumann. Dann müsse 150 Prozent des verlorenen Gewichts in den nächsten Stunden wieder durch Flüssigkeit aufgefüllt werden. "Und das ist wahnsinnig anstrengend für die Athleten, weil die haben gar nicht so viel Durst hinten raus (in einem Fußballspiel)."
Elektrolyte als Gamechanger gegen Flüssigkeitsverlust
Bei der Flüssigkeitsaufnahme sei es besonders wichtig, dass diese auch "im Körper hängenbleibt" und die Sportlerinnen "nicht sofort wieder alles auspieseln". Hierbei spielen Elektrolyte eine wichtige Rolle. Sie werden in Form von Brause- oder Schlucktabletten beim Trinken hinzugeführt und sorgen für eine effizientere Hydration im Körper.
Die extreme Wetterlage sorgt laut Graumann auch dafür, dass die klassischen Regenerationsmaßnahmen noch sorgfältiger durchgeführt werden. Die Anwendung von Kältebecken und Eiswasser sei "gar nicht so super produktiv", stattdessen solle der Körper lieber langsam abgekühlt werden. Dazu muss das angesammelte Laktat in Muskeln langsam abgebaut werden, etwa durch langsames Fahrradfahren auf dem Ergometer.
Wegen Hitze: UEFA lockert Stadionregeln
Anders als bei der Klub-WM hat die UEFA noch keine zusätzlichen Maßnahmen zum Schutz vor der Hitze ergriffen. Während die FIFA bei den Männern dreiminütige "Coolingbreaks" (Kühl- und Trinkpausen) fest eingeplant hat, gilt bei der Euro in der Schweiz weiterhin die Maßgabe, dass erst beim Überschreiten der 35 Gradgrenze derlei Pausen obligatorisch sind. Unter dieser Grenze liegt es im Ermessen der Unparteiischen, das Spiel für Trinkpausen kurz zu unterbrechen.
Allerdings gibt es gute Nachrichten für die Fans in der Schweiz: Bei den ersten beiden Gruppenspielen am Mittwoch wurde zumindest das Trinkflaschenverbot gelockert worden. Bei den Begegnungen Island - Finnland (18 Uhr) und Schweiz - Norwegen (21 Uhr) ist es gestattet, eine Halbliter-Flasche aus Plastik oder Aluminium mit ins Stadion zu nehmen.
Wetter ab Donnerstag: Abkühlung in Sicht
Für das deutsche Team, das am Freitag gegen Polen ins Turnier startet (ab21 Uhr live in der BR24Sport-Radioreportage), gibt es laut Wetterdienst Entwarnung. Am Donnerstag soll eine "aktive Kaltfront" mit viel Regen über die Schweiz ziehen. Somit fallen die Temperaturen merklich ab und die DFB-Auswahl darf zum Anpfiff in St. Gallen mit vergleichsweise milden Temperaturen um die 23 Grad rechnen.
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