Startschuss Franchise - Sprint in die Zukunft?
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Franchise in der Leichtathletik: Startschuss für neue Zukunft?

Franchise in der Leichtathletik: Startschuss für neue Zukunft?

Die deutsche Leichtathletik schwächelt und er will das ändern: Unternehmer Claus Dethloff gründet mit "Germany Athletics" ein Franchise für die Leichtathletik. Doch was die einen als Innovation sehen, stellt andere vor neue Herausforderungen.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Der Ex-Sportler Claus Dethloff mischt die Leichtathletik-Szene auf. Er will die Deutsche Leichtathletik wieder nach vorne bringen. Dafür geht er neue Wege: Mit "Germany Athletics" gründet er ein Franchisesystem für die Leichtathletik.

Ein "System der Demotivation"

Dethloff ist Unternehmer aus Köln und war selbst mal erfolgreicher Leistungssportler im Hammerwurf. Er kennt die Branche und meint zu wissen, wo das Problem liegt: "Wir leben in einem System der Demotivation. Das ist wie in einem Unternehmen: Wenn ich neue Mitarbeiter habe, muss ich die motivieren. Und wir demotivieren unsere SportlerInnen und TrainerInnen." Mit Germany Athletics soll sich das ändern.

Startschuss Franchise

Das Konzept ist einfach: Unter der Dachmarke Germany Athletics entsteht in quasi jeder Großstadt ein Verein - etwa Cologne Athletics oder Frankfurt Athletics. Diese sollen dann gezielt den Leistungssport fördern.

Dethloff will ein Umfeld schaffen, in dem die Athleten "den Rücken frei bekommen" und sich "in Ruhe auf den Sport konzentrieren können." Das funktioniert unter anderem durch eine monatliche finanzielle Unterstützung und ein Prämiensystem. Bisher hat der Unternehmer viel Eigenkapital in das Franchise gesteckt. Auf lange Sicht will er Sponsoren gewinnen.

Und das neue Modell zeigt Erfolg: Immer mehr Top-Athleten treten im Trikot von einem der Athletics-Vereine an. Eine von Ihnen ist Alexandra Burghardt. Vergangenes Jahr hat sie bei den Olympischen Spielen in Paris mit der Sprintstaffel Bronze geholt.

Von Burghausen zu Cologne Athletics

Seit Mai startet die Sprinterin aus Altötting für Cologne Athletics. Sie begrüßt den frischen Wind in der Leichtathletik: "Ich bin schon immer ein bisschen meinen eigenen Weg gegangen. Deswegen habe ich das cool gefunden, dass es jemanden gibt, der was anders macht."

Geplant war ihr Vereinswechsel aber nicht. Ihr alter Verein, der SV Wacker Burghausen, konnte den Vertrag nicht verlängern. Cologne Athletics war dann die Lösung.

Alexandra Burghardt sieht in der Franchise eine Chance für die Leichtathletik. Sie lobt, dass "Leute gefördert werden, die durchs Raster fallen." Gemeint sind Athleten, nicht mehr im Kader sind und keine Förderungen mehr bekommen. "Dann ist eben Germany Athletics da und versucht, die Leute bedarfsorientiert zu fördern", erklärt Burghardt.

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Sprinterin Alexandra Burghardt beim Krafttraining in Neuötting

Munich Athletics sorgt für Wirbel

Ab der kommenden Saison geht das Franchise mit Munich Athletics auch in Bayern an den Start. Für einen Verein könnte das lokale Konkurrenz bedeuten: die LG Stadtwerke München. Sie haben bereits vor einem Jahr zwei Top-Athleten an das Franchise verloren: Sprinter Yannick Wolf und Hochspringer Tobias Potye. Mit der Konkurrenz vor der Haustür, könnten weitere Athleten folgen.

Die LG fördert seine Athleten durch Sponsorengelder und kann deshalb nur in einem gewissen Rahmen auf Veränderungen reagieren. Für Vereinspräsident Jacob Minah ist die aktuelle Situation ein Balanceakt zwischen Verständnis und Sorge: "Wenn wir uns eingestehen müssen, dass wir im Top-Bereich nicht die besten Rahmenbedingungen schaffen, dann ist es nachvollziehbar, dass Athleten gehen. Aber erfreut sind wir natürlich nicht darüber."

Mit Hinblick auf die aktuelle Wechselperiode werde er "alles Mögliche tun", um zu verhindern, dass Athleten gehen. Seine Strategie wird sein, durch Gespräche an die "Treue zum Verein" zu appellieren.

Verband: Zusammenarbeit statt Konkurrenz

Beim Bayerischen Leichtathletik-Verband sieht man Vorteile an den Entwicklungen: "Ein gewisser Wettbewerb ist nicht schlecht", betont Verbandspräsident Gerhard Neubauer. Um die Zukunft der beiden Vereine hat sich Neubauer auch schon Gedanken gemacht. Nach seinen Vorstellungen würde "Munich Athletics bestimmte Disziplingruppen fördern und die Stadtwerke andere." So könne man "parallel den Leistungssport noch weiter aufbauen." Laut Neubauer hätten sich aber beide Vereine bisher nicht offen für eine derartige Kooperation gezeigt.

Claus Dethloff versucht mit Germany Athletics neue Wege im Leistungssport zu gehen. Ob das Konzept die deutsche Leichtathletik wirklich voranbringt – und wie Vereine und Athleten auf die neuen Entwicklungen reagieren – muss sich erst zeigen.