Die Anzeigetafel springt auf 8:0 um: Schon zum vierten Mal an diesem Tag hat Claudio Pizarro getroffen. Vorbereitet vom eingewechselten Thomas Müller läuft der Peruaner jubelnd auf seinen Vorlagengeber zu. Der Hamburger SV? Regungslos. Keine Gegenwehr an diesem 31. März 2013, als die Partie mit 9:2 für die Bayern enden sollte. Kein Wunder, dass HSV-Verteidiger Heiko Westermann dreinschaut wie sieben Tage norddeutsches Schietwetter – Hamburg hatte eine der bittersten Niederlagen seiner Geschichte kassiert.
Klatschen im Doppelpack
Die Pleite von 2013 war kein Einzelfall. 2015 fegten Pep Guardiolas Bayern den HSV mit 8:0 vom Platz, zwei Jahre später wiederholte sich das Ergebnis – ausgerechnet am 50-jährigen Bundesliga-Jubiläum der Hanseaten. Die jüngsten Gastspiele in München endeten 0:6, 0:8 und 0:5. Jede Statistik zeichnet ein düstereres Bild: Seit dem 1:0-Erfolg im heimischen Volkspark im September 2009 holte der HSV in 19 Pflichtspielen gegen Bayern grade einmal drei Remis – bei einer desaströsen Tordifferenz von 7:71.
"Wir fahren da ganz sicher nicht hin, und es geht nur darum, in welcher Höhe man ein Fußballspiel verliert", sagte HSV-Trainer Merlin Polzin jüngst. Gleichzeitig betonte er, es gehe auch nicht darum, "den Bus zu parken".
Kompany – einst im HSV-Trikot, heute an der Bayern-Seitenlinie
Ein besonderer Blick fällt in diesem Duell auf Vincent Kompany. Der heutige Bayern-Trainer spielte von 2006 bis 2008 selbst im HSV-Trikot. In Hamburg galt er als Abwehrtalent, das den Münchnern durchaus Probleme bereiten konnte. Legendär war das 2:2, als der HSV einen frühen 0:2-Rückstand mit Moral und Kampfgeist wettmachte – Kompany mittendrin. Bis heute der letzte Punktgewinn des HSV in München übrigens.
Heute steht der Belgier auf der anderen Seite: Als Bayern-Coach soll er jene Dominanz fortsetzen, die den HSV in den letzten zwei Jahrzehnten regelmäßig zum Opfer machte. Erstmals zur Verfügung hat der Belgier dabei Stürmer Nicolas Jackson, der auf Leihbasis vom FC Chelsea nach München gekommen war.
Vom Angstgegner zum Lieblingsgegner
Dabei war der HSV noch in den 1970er- und 1980er-Jahren ein echter Angstgegner für die Bayern. Unter Ernst Happel feierte Hamburg große Triumphe, wurde 1983 Europapokalsieger und nahm den Münchnern mehrfach Meisterschaftspunkte ab. Doch das Blatt wendete sich radikal: Während Bayern zum europäischen Topklub aufstieg, stürzten die Hanseaten immer tiefer.
Historische Brüche
Die Geschichte dieser Duelle reicht weit zurück. 1928 schlug der HSV im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft die Bayern noch mit 8:2 – heute kaum vorstellbar. 1982 waren es Spiele zwischen beiden, die über die Meisterschaft entschieden. Damals war Hamburg noch gleichauf. Heute trennen die Klubs Welten.
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