Am Freitag trafen sich zum Fußball-Sicherheitsgipfel in München die Spitzen der Politik mit den Bossen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL). Der wichtigste Entschluss des Treffens: Es soll eine bundesweite Stadionverbotskommission kommen. Durch sie sollen einheitliche Richtlinie für Stadionverbote in ganz Deutschland ausgearbeitet und umgesetzt werden. Die Entscheidung über diese Individualstrafe soll aus den Händen der Vereine genommen und an eine unabhängige Stelle übergeben werden.
"Wir wollten keine Kollektivstrafen, sondern weiter auf Individualstrafen setzen", erklärte Sachsens Innenminister Armin Schuster und fügte an: "Dahinter steht die Überzeugung, dass es nur wenige gibt, die gewalttätig sind. Wir werden viel zielsicherer, den entscheidenden Tätern, auf die Füße zu steigen."
Herrmann: Kollektivstrafen "andiskutiert, aber nicht eingehend diskutiert"
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hatte im Vorfeld des Treffens Geisterspiele als Strafen ins Gespräch gebracht. Auch über Punktabzüge für Vereine wurde gesprochen. Derartige Sanktionen seien laut Herrmann "andiskutiert, aber nicht eingehend diskutiert." Der bayerische Innenminister hatte im Vorfeld an den Gipfel im Zusammenhang mit Pyrotechnik von "Lebensgefahr" in Stadien gesprochen. Auf der Pressekonferenz sagt er nun: "Ich habe noch nie Angst gehabt, Spiele des FC Bayern zu besuchen. Auch nicht bei anderen Vereinen in Bayern. Die allermeisten Fußballspiele in Deutschland kann man ohne Gefahr besuchen."
Im Video: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zu den Ergebnissen des Stadiongipfels
Mehr als 1.000 Verletzte in Stadien: "Es ist ein Fußballphänomen"
Allgemein betonten die Vertreter der Politik und auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf: "Wir sind der Auffassung, dass das Stadionerlebnis sicher ist. Es geht um eine kleine Gruppe von Menschen, die gewalttätig sind." Dennoch verwies Andy Grote, Sportsenator Hamburgs, auf 1.200 Verletzte im Rahmen von Stadionbesuchen im vergangenen Jahr (bei 25 Millionen Besuchern in den ersten drei Ligen): "Es ist ein Fußballphänomen - es muss doch, wie in allen anderen Sportarten auch, möglich sein, die Gewalt aus dem Stadion zu halten." Er erklärte, Ziel sei, ein sicheres Stadionerlebnis zu gewährleisten, ohne dass Polizisten im Stadion sind.
Dafür sollen künftig die Sicherheitsstandards in Deutschlands Stadien von DFB und DFL eingehend überprüft werden, Ordner geschult werden und einheitliche Standards festgelegt werden, die zur Lizenzbedingung werden. Konkrete Pläne und Beschlüsse gab es sonst nicht. Dennoch sprach Grote von einem großen Schritt, der größer sei "als alles, was wir in den vergangenen neun Jahren erreicht haben."
Im Video: Fanvertreter Jost Peter zu den Entscheidungen
Fanvertreter: Oktoberfestbesuch "sechs bis sieben Mal so gefährlich"
Jost Peter, 1. Vorsitzender der Faninitiative "unsere Kurve" sieht die Entscheidungen kritisch. Er hält die Debatte für überzogen: "Ein Besuch auf dem Oktoberfest ist sechs bis sieben Mal so gefährlich wie der Besuch eines Fußballspiels", sagte er im Interview mit BR24. Dennoch sagt er: "Gewalt in Stadien wollen wir nicht dulden. Darüber müssen wir nicht diskutieren". An die Wirksamkeit von Stadionverboten oder Kollektivstrafen glaubt er nicht.
"Von Fanseite aus gibt es sehr viele Erfolgserlebnisse durch Gesprächsformate, fanpolitische Arbeit, durch Gesprächsformate, die DFB und DFL anbieten. Das sind erfolgversprechende Strategien", so der Fanvertreter. Nicht erfolgversprechende Strategien sind in den Augen von Peter: "Kollektivstrafen, Stadionverbote und Strafen für Pyrotechnik. Diese Strategien haben versagt, denn sie haben an der Situation nicht verändert." Er fordert daher: "Mehr Geld für Fanprojekte und Präventionsarbeit."
Im Video: Die Einschätzung zum Sicherheitsgipfel von BR24Sport-Reporter Taufig Khalil
Im Video: Das ganze BR24Live zum Fußball-Sicherheitsgipfel in München
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